Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Ordnungsdienst und die Verkehrsüberwachung haben jetzt eine Leitstelle. Die Zentrale soll Kräfte besser koordinieren.

Seit Dienstag künden Plakate von der Neuerung, am Donnerstag wurde es amtlich: Die neue städtische Leitstelle für Sicherheit und Ordnung hat offiziell ihren Dienst aufgenommen. Mit der zentralen Schaltstelle mit Sitz im Hans-Sachs-Haus, die über die Rufnummer 0209 169-3000 erreichbar ist, sollen die Einsatzkräfte besser koordiniert und die Bürger ihre Anliegen und Ärgernisse schneller auf den richtigen Weg gebracht werden.

Sechs Mitarbeiter, jeweils drei pro Schicht, nehmen von montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr die Hinweise über zugeparkte Gehwege, nicht angeleinte Hunde, stundenlang spielende Straßenmusiker oder lärmende Gruppen an Straßen und Plätzen entgegen. Einzig für illegalen Müll gilt weiterhin die Service-Hotline von Gelsendienste 0209 95420.

Leitstelle soll Effizienz steigern

„Mit der Leitstelle wir sichergestellt, dass schnellstmöglich auf Beschwerden reagiert werden kann“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski. Für schnelle Reaktionszeiten und schnelles Eintreffen der rund 70 Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) und der Verkehrsüberwachung sorgt ein Digitalsystem, über den Leitstelle und Kräfte vor Ort verbunden sind. Im Prinzip funktioniert das PC-gestützte System ähnlich wie bei der Polizei. Kaum, dass ein Problemfall gemeldet wird, legt die Schaltzentrale eine digitale Akte an und entsendet die Mitarbeiter, die im Quartier dem Einsatzort gerade am nächsten sind. Denn: Per GPS weiß die Leitstelle, wo sich die Einsatzkräfte auf ihren Streifzügen durch die Stadtteile gerade befinden.

Auch der digitale Austausch von Informationen zwischen dem Kommunalen Ordnungsdienst oder der Verkehrsüberwachung mit der Leitstelle ist kein Problem. „Das können Fotos über die Situation vor Ort ebenso sein wie Genehmigungen oder Informationen über Eigentumsverhältnisse“, erklärt Thomas Richter, Abteilungsleiter im Referat Öffentliche Sicherheit und Ordnung der Stadt.

Erreichbarkeit um 72 Prozent erhöht

Erreichbar ist die Leitstelle montags bis freitags in der Zeit von 7 bis 18 Uhr. An Wochenende und neben den Arbeitszeiten kann die Schaltzentrale per Mail erreicht werden. Und zwar über folgende Adressen: leitstelle-ordnungsamt@gelsenkirchen.de respektive über abenddienst.kod@gelsenkirchen.de

Nach Angaben der Stadt ist die Erreichbarkeit des KOD bei Ärger und Beschwerden um 23 Stunden in der Woche erhöht worden, gleichbedeutend mit einer Steigerung von 72 Prozent.

Die Leitstelle steuert den Einsatz von 40 Politessen und Politeuren in der Verkehrsüberwachung und von derzeit 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des KOD. Im Jahr 1972 gab es in der Verkehrsüberwachung acht Politessen. Verfünffacht hat sich die Zahl der im Außendienst eingesetzten Kräfte des 2007 ins Leben gerufenen KOD. Damals waren es sechs Einsatzkräfte.

Ausdehnung in Aussicht gestellt

Wie OB Frank Baranowski erklärte, soll die Akzeptanz der Leitstelle bei den Bürger beobachtet und ausgewertet wird. Er deutete bereits an, dass auf Grundlage der gemachten Erfahrungen an eine Ausdehnung der Leitstellenarbeit gedacht ist.

Reaktionen aus der Politik

Sowohl die Union als auch die Bündnisgrünen sehen in der Einrichtung der Leitstelle grundsätzlich etwas Positives. Es gibt es aber auch Unterschiede. Jan Dworatzek, Vorsitzender der Gelsenkirchener Bündnisgrünen hofft darauf, dass die Leitstelle Probleme früh erkennt – und so helfen kann, „dass sich Angsträume erst gar nicht festsetzen. Dann braucht es aber auch schrittweise mehr Mittel für Personal bei Sozialverbänden und Ordnungsdienst, damit sie gemeinsam mit den betroffenen Menschen die Stadtteile positiv entwickeln können.“ Kollege und Fraktionsvorsitzender Peter Tertocha brachte eine „mobile KOD-Wache“ als Idee ein, „wenn sich in Quartieren Einsatzschwerpunkte abzeichnen“.

Peter Tertocha, Fraktionsvorsitzender  der Bündnisgrünen in Gelsenkirchen.
Peter Tertocha, Fraktionsvorsitzender der Bündnisgrünen in Gelsenkirchen. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Der Union geht das aktuelle Konzept nicht weit genug. CDU-Kreisvorsitzender Sascha Kurth„Die Leitstelle mit ihrer koordinierenden Funktion löst maximal organisatorische Probleme und setzt keine neuen Impulse: Wir haben immer für eine stärkere Ausstattung des KOD auch unter dem Gesichtspunkt argumentiert, dass der KOD rund um die Uhr arbeiten können muss und mehr „PS auf die Straße“ bringen kann. Die Leitstelle nach Verwaltung-/SPD-Vorstellungen ist aus Bürgersicht erst mal nichts weiter als ein neuer Name für die bisherige Hotline. Ob sich die von uns angestrebten Verbesserungen in der Verfügbarkeit und Präsenz des KOD ansatzweise auf der Straße realisieren lassen ist fraglich und muss erst zeigen. Wir bleiben dabei: ein Mehrschicht-Betrieb mit dem Ziel 24/7 ist unumgänglich. Dann macht auch eine Leitstelle sehr viel Sinn.“

Sascha Kurth, Kreisvorsitzender der CDU-Gelsenkirchen.
Sascha Kurth, Kreisvorsitzender der CDU-Gelsenkirchen. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning