Gelsenkirchen-Ückendorf. Der Gelsenkirchener von-Wedelstaedt-Park ist einer der ältesten Parks der Stadt. Der Landkreis hatte damals für 400.000 Mark Land gekauft.

Für Gelsenkirchener Verhältnisse ist der von-Wedelstaedt-Park recht alt. Möglich wurde die Erstellung durch den damaligen Ückendorfer Amtmann Carl von Wedelstaedt (1864 - 1959), der von 1919 bis 1928 Gelsenkirchens Oberbürgermeister war. Bei der rasant wachsenden Industrie beschloss der Landkreis Gelsenkirchen, eine Anleihe in Höhe von 400.000 Mark aufzunehmen, um seinen kreisangehörigen Gemeinden die Möglichkeit zu geben, Volksparks anzulegen. Jede Gemeinde, die einen Park oder Garten errichten wollte, konnte aus diesem Volksparkfonds gefördert werden. Die erste Gemeinde, die Gelder daraus in Anspruch nahm, war das damals noch selbstständige Bauerndorf „Amt Ückendorf“. Eine Bauernschaft, die in nur 25 Jahren bis 1875 zu einer Gemeinde mit 5000 Einwohnern heranwuchs.

Historisches Foto das Namensgebers des von-Wedelstadt-Parks.
Historisches Foto das Namensgebers des von-Wedelstadt-Parks. © FS1 | ISG

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Im Jahre 1898 wurde Land für den Gemeindepark gekauft. Es war ein fünf Hektar großes, von Süden nach Norden ansteigendes Grundstück, das von zwei Seiten von Bahnlinien begrenzt war. In der Ausschreibung hieß es damals, dass die künftige Anlage „den Charakter eines Wäldchens mit schattigen Wegen, einzelnen Lichtungen und schönen Ausblicken“ haben sollte. Der 1899/1900 errichtete Park vereinte die Grundzüge der beiden prämierten Entwürfe von Stadtgärtner Adolf Jensen aus Oberhausen und dem Gartenarchitekten Reinhold Hoemann aus Düsseldorf.

Zeitweise gab es im Park ein Tiergehege

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Ein Gärtnerhaus wurde in schweizerischem Stil errichtet, was damals groß in Mode war. Zeitweise gab es dort auch Tiergehege. Prominent war der kaukasische Braunbär namens Philipp, der 1941 in Alter von 31 Jahren starb. Das Hauptwegesystem war das Teppichbeet auf der wichtigen Wege-Kreuzung. Auf dem runden, erhöht gelegenen Plateau, umgeben von Platanen, war ursprünglich ein Lokal geplant, das aber nie gebaut wurde.

Im Jahre 1903 wurde die Gemeinde Ückendorf zu Gelsenkirchen eingemeindet. Die Stadt entwickelte sich zur zweitgrößten Stadt Westfalens. Die bisherige Bezeichnung Gemeindepark traf also nicht mehr zu und so erhielt der Park nach seiner Lage den neuen Namen Südpark. Zu Ehren des Amtmanns wurde später die Erholungsfläche in von-Wedelstaedt-Park umbenannt.

Der Park ist Zeitzeuge der Industrialisierung

So sah der Park Mitte des 19. Jahrhunderts aus.
So sah der Park Mitte des 19. Jahrhunderts aus. © FS1 | ISG

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Heute gibt es in dem kleinen Waldpark einen künstlich angelegten Teich mit Fontäne, geschwungene Wege, Wiesen- und Rasenflächen und einen Kinderspielplatz. Der mittlerweile neun Hektar große Park ist inzwischen eine Quartiersgrünfläche und ein typisches Beispiel der Parklandschaften, die in der Industrialisierung angelegt wurden.

In Gelsenkirchen gibt es erstaunlich viele Parks

In Gelsenkirchen gibt es erstaunlich viele Parklandschaften. „Sie sind ein klassischer Teil der Urbanisierung“, erklärt der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Dr. Daniel Schmidt. Das hängt direkt zusammen mit der Industrialisierung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Die Industrie wächst schnell. „Um 1800 ist Gelsenkirchen noch ein Dorf mit 500 Einwohnern, deren Zahl sich in hundert Jahren verdreißigfacht.“

Diese Entwicklung hat negative Auswirkungen auf Luft, Wasser und Böden. „Die Industrialisierung raubt den Menschen die Natur“, sagt Schmidt. Es entstehen schon zu dieser Zeit Parks, die den Menschen die Gesundheit zurückgeben und erhalten sollen. Nach dem Ende von Kohle und Stahl renaturiert man die ehemaligen Industrieflächen, um Natur neu zu gestalten oder ihr gänzlich freien Lauf zu lassen.

Auch einen sagenumwobenen Findling kann man in dem Park bewundern. Er befindet sich südöstlich des Hauptzugangs und wird Lindenstein, aber auch Lindelstein genannt. Er lag ursprünglich im Schatten einer Linde, als Ückendorf noch ein echtes Dorf war, genau dort, wo sich heute der Ückendorfer Platz befindet. Dort versammelten sich bis ins 18. Jahrhundert die Bauern, um Gericht zu halten und Recht zu sprechen. Auch sagenumwoben ist die Grünanlage, denn es soll ein Riese vom Tippelsberg aus den Stein geworfen haben. Südwestlich von dem Park liegt der Skulpturenwald Rheinelbe.