Gelsenkirchen. Weil Kita-Plätze fehlen, waren in Gelsenkirchen noch vor rund vier Wochen 447 Kinder unversorgt. Familie Sat gehört nicht zu ihnen.

„Dass Noah regelmäßig Freunde um sich hat. Und mehr Flexibilität für die ganze Familie!“ Das antwortet Tanja Sat auf die Frage, was der Kita-Platz für sie bedeutet. Familie Sat gehört zu den Gelsenkirchener Familien, deren Kind ab August das erste Mal eine Kita besuchen wird. Und nicht nur das: Die Sats haben nicht nur einen der begehrten Plätze ergattert, ihr einjähriger Sohn kann auch in seinen Wunschkindergarten an der Rheinischen Straße in der Innenstadt gehen.

Familien erhalten nächste Woche Schreiben

Rund 15.000 Kinder zwischen 0 und sechs Jahren leben zurzeit in Gelsenkirchen, die Zahl ist innerhalb der letzten Jahre unerwartet rasant angestiegen. Dass Familien für ihr Kind im Kindergartenjahr 2019/20 einen Betreuungsplatz in einer der 122 Kitas, 22 Mini-Kitas oder bei einer von 25 privaten Tagespflegepersonen im Stadtgebiet bekommen, und dann auch noch in ihrer Wunscheinrichtung, ist nicht selbstverständlich. Noch vor rund einem Monat erklärte Bildungsdezernentin Annette Berg auf Anfrage, dass noch 447 Kinder unversorgt seien. „Wir haben inzwischen mit jeder einzelnen dieser Familien gesprochen und versucht, eine Lösung zu finden. Alle Familien, die jetzt noch unversorgt sind, werden in der nächsten Woche eine Benachrichtigung erhalten“, sagte Berg Mittwoch gegenüber dieser Redaktion.

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Schon in der Schwangerschaft angemeldet

Für die Sats, die ihr Kind schon sehr früh in verschiedenen Kitas in der Nähe ihrer Wohnung angemeldet hatten, kam die Nachricht, dass es geklappt hat, bereits im März. „Seitdem waren wir schon zu einem Informationsabend und zu einem Schnuppertag im neuen Kindergarten“, erzählt Tanja Sat. Dass sie die Zusage für Noahs Kita-Platz bekommen hat, heißt für die Kinderkrankenschwester auch, dass sie ihre Arbeit wieder aufnehmen kann, wenn sie will. „Ich leiste in meinem Job regelmäßig Frühdienste und Spätdienste. Ohne den Kindergartenplatz könnte ich nicht wieder einsteigen.“ Dass Noahs Kita ganz in der Nähe vom Wohnort der Familie Sat in der Munckelstraße liegt, spielt dabei eine große Rolle. „Dann können Oma und Opa ihn auch mal abholen.“

Zahlreiche neue Kita-Plätze werden in den kommenden Monaten in Gelsenkirchen entstehen. Besonders groß ist der Bedarf noch bei den unter Dreijährigen.
Zahlreiche neue Kita-Plätze werden in den kommenden Monaten in Gelsenkirchen entstehen. Besonders groß ist der Bedarf noch bei den unter Dreijährigen. © dpa | Daniel Naupold

Spielräume in den nächsten Monaten

Ob alle Familien, die bisher noch keine Zusage bekommen haben, einen Kita-Platz in Wohnortnähe bekommen, ist allerdings nicht garantiert. „Wir versuchen unser Möglichstes, aber versprechen kann ich es nicht“, so die Bildungsdezernentin. Sicher sei, dass man mit Hochdruck am Ausbau der Kitas arbeite. Eröffnet werden sollen im Laufe diesen und nächsten Jahres die Kitas Blumenstraße, Am Bowengarten und Bochumerstraße 214 mit 140 Plätzen, die Kitas Wilhelminenstraße 87, Olgastraße 13-15, Freytagstraße 6-8, Bochumer Straße 119, Hubertusstraße 8, Kanzlerstraße und Ostpreußenstraße mit insgesamt 375 Plätzen und die Mini Kitas Hansemannstraße 98 und Haverkampstraße 33 (18 Plätze) sowie Grillostraße 51 und Emscherbruch 72-74 (18 Plätze). Berg: „Das gibt uns in den nächsten Monaten noch Spielräume für Familien, die noch etwas warten können.“

Problem vorläufig gelöst

Für die Sats ist das Problem Kitaplatz jedenfalls gelöst. Vorerst. Denn Noah bekommt in wenigen Monaten ein Geschwisterchen.

Nach wie vor unbefriedigend ist die Betreuungssituation in Gelsenkirchen – vor allem deswegen, weil in den letzten Jahren viele Menschen zugewandert sind und deutlich mehr Kinder geboren wurden. Der Kita-Ausbau konnte mit dieser Entwicklung nicht mithalten.

Betreuungsquote von 25 Prozent

Bei den über Dreijährigen (Ü3) waren stadtweit 2018 elf Prozent der Kinder, die einen gesetzlichen Anspruch haben, ohne Kita-Platz. Ähnlich sah es bei den unter Dreijährigen (U3) aus: Auch hier erreichte Gelsenkirchen bisher lediglich eine Betreuungsquote von 25 Prozent (gefordert sind 36 Prozent). Dennoch hat es auch bei den Eltern, die in diesem Jahr noch nicht zum Zuge gekommen sind, bisher keine Beschwerden oder sogar juristische Klagen gegen die Stadt gegeben. „Wir wollen uns wirklich so gut wie möglich kümmern“, betont Bildungsdezernentin Annette Berg.

/// Disclaimer: Sinan Sat ist Redakteur in der Duisburger Lokalredaktion der WAZ.