Gelsenkirchen. Beate Lepper, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde, war auf Denkmalspuren in Gelsenkirchen-Schalke unterwegs.
Ein Denkmal muss nicht schön sein, wenn es in der Denkmalliste verewigt wird. Die Einzigartigkeit in einer Epoche, die architektonische Besonderheit zeichnet es aus. Um die 500 Denkmäler an 1600 Gebäuden gibt es in der Stadt, davon amtlich eingetragen sind 360. Beate Lepper, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde, zeigte bei einem Spaziergang durch Schalke-Süd geschützte Bauten und erläuterte den Spagat der Stadt, die zwischen Denkmalschutz und wirtschaftlichen Interessen abwägen muss. Eingeladen hatte der Heimatbund, der regelmäßig Themen aufgreift, die das Stadtbild prägen oder in der Entwicklung beeinflusst haben.
„Kriterium für eine Eintragung in die Denkmalliste ist grundsätzlich zunächst die Denkmalwürdigkeit“, erklärt Beate Lepper. Die städtebauliche, die stadtgeschichtliche, die volkskundliche Bedeutung sind Voraussetzungen für einen Vorschlag der Denkmalbehörde beim Eintragungsverfahren. Unstrittig war sowohl in der Bevölkerung als auch in der Stadtverwaltung die Unterschutzstellung des Musiktheaters im Revier. Der Architekt Werner Ruhnau hatte das Gebäude, das 1959 eingeweiht wurde, geplant. Bei Sanierungsarbeiten, die im Kleinen Haus erforderlich waren, musste der Sohn des Architekten hinzugezogen werden.
Liste für die Restaurierung des MiR geht über 30 Seiten
Voraussetzung für Veränderungen ist zunächst das OK der Behörde, die eine denkmalrechtliche Erlaubnis erteilen muss. Die Zinkverkleidung im Kleinen Haus wies undichte Stellen aus. Beate Lepper: „Wir mussten darauf achten, mit neuen Materialien so viel Originalsubstanz wie möglich herzustellen.“ Nach der Reinigung der Fassade sind heute noch einige Patinaspuren zu erkennen. Von öffentlichem Interesse war auch die Verbesserung der Akustik. Beim Großen Haus schloss die Türanlage nicht mehr problemlos, wurden Abplatzungen im Türbereich festgestellt. Eine Gutachterin hatte auf 30 Seiten festgehalten, wie restauriert werden soll. Die Arbeiten dauern noch an.
Abwägen zwischen Versorgung der Menschen und Denkmalschutz
Seit 1988 steht die Georgskirche, die 1910 erbaut wurde, in der Denkmalliste. „Die Kirche“, sagt die Expertin, die Architektur mit dem Schwerpunkt Stadtplanung studierte, „gehört neben der Auferstehungskirche in Neustadt und St. Maria Himmelfahrt in Rotthausen, zu unseren größten Sorgenkindern.“ Hier sieht sich der Denkmalschutz Problemen der Bewirtschaftung gegenüber. So ist völlig offen, wie die Denkmalschützer weiter vorgehen werden, wenn die Unterhaltung durch die Eigentümer nicht mehr gewährleistet ist. Zugeständnisse mussten sie machen beim Umbau nebenan im Liebfrauenstift. Der Flügel mit dem Saalbau wird verschwinden, das Pflegeheim neu aufgestellt. Träger des Objekts ist die Caritas. „Ein Teildenkmal aufgeben zu müssen“, ist bitter,“ sagt die Fachfrau. Doch die Versorgung der Menschen stand hier bei der Abwägung zwischen Denkmalschutz und öffentlichem Interesse im Vordergrund.
Friedrich Grillo hat Patina angesetzt
Ohne Probleme sind die Umbauarbeiten an den Häusern Liebfrauenstraße 43-53 verlaufen. Die Häuser, die der Gelsenkirchener Architekt Josef Franke 1926 errichtet hatte, standen lange leer, Sie wurden 2010 aufwändig modernisiert. Auch der Wohnungszuschnitt, kleine Zimmer zu größeren zusammenzulegen, Etagenklos zu entfernen, fand den Segen der Denkmalschützer. Lepper ist überzeugt: „Die Häuser mit ihren charakteristischen Ziegelstrukturen sind eine Bereicherung für den Stadtbezirk.“ Sanierungsbedarf hat allerdings ein Denkmal, das vorübergehend auf dem Abstellgleis eingelagert worden ist. Friedrich Grillo, Pionier der Schalker Industrie, steht nach der Umgestaltung des Grilloplatzes zwar wieder an alter Stelle. Doch hat er in seiner Ruhezeit Patina angesetzt mit deutlichen Farbspuren auf seinem Haupt.