Gelsenkirchen. Weit über 1000 Bäume sind zurzeit noch befallen. Wie steht es um die Entfernung der Eichenprozessionsspinner-Nester in Gelsenkirchen?

Wer häufig über die Kurt-Schumacher-Straße vom Norden der Stadt in den Süden unterwegs ist, kennt diesen einen Baum kurz vor der Veltins-Arena: Wie ein Stalaktit hängt dort seit Wochen ein Nest voller Eichenprozessionsspinner herunter vom Ast bis fast auf den Boden. In ihrem Urteil über dieses Bild sind sich alle einig: ekelig! Und so fragt sich manch einer: Wie steht es eigentlich um die Entfernung dieser Spinner-Nester in Gelsenkirchen?

213 Nester des Eichenprozessionsspinners sind bereits entfernt

„Die Lage hat sich grundsätzlich nicht gebessert“, sagt Stadtpressesprecher Oliver Schäfer und vergleicht die Langwierigkeit mit den Folgen einer Hochwasserkatastrophe oder eines starken Sturms wie Ela. „Selbst wenn die sich verpuppen, stellen sie immer noch eine Gefahr dar.“ Besonders die feinen aber eben giftigen Härchen seien bekanntermaßen das Problem. Die Haare dieser Raupe wehen wie Pollen durch die Luft und wirken wie Brennnesseln, reizen Augen und Atemwege.

So sieht er aus, der Eichenprozessionsspinner. Hier kriecht er auf einem Eichenstamm entlang.
So sieht er aus, der Eichenprozessionsspinner. Hier kriecht er auf einem Eichenstamm entlang. © picture alliance / dpa | Patrick Pleul

Die gute Nachricht: Gelsendienste und die für die Entfernung der Nester beauftragte Firma Engbers aus Bottrop sehen langsam aber sicher ein Licht am Ende des Tunnels. Es ist zwar noch weit weg, aber für die Fachleute immerhin sichtbar. „Wir sind guter Dinge, dass wir Mitte September durch sind“, sagt Andrea Eckert von Gelsendienste. Bislang seien 213 Nester entfernt worden. Mit zwei Kolonnen sei Engbers täglich im Stadtgebiet unterwegs, zurzeit vor allem am Hauptfriedhof in Buer. Sie gibt an, dass 289 Bäume auf allen städtischen Friedhöfen befallen seien.

Eichenprozessionsspinner ist vor allem im Norden der Stadt verbreitet

Mit einem Spezialsauger gehen die Mitarbeiter der Firma Engbers aus Bottrop ans Werk – hier bei einem Einsatz in Gelsenkirchen am 3. Juli.
Mit einem Spezialsauger gehen die Mitarbeiter der Firma Engbers aus Bottrop ans Werk – hier bei einem Einsatz in Gelsenkirchen am 3. Juli. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Das Problem Eichenprozessionsspinner ist vor allem eines im Norden der Stadt. Im Grünbereich gelten hier laut Eckert derzeit 1050 Bäume als befallen. Zum Vergleich: Im Süden der Stadt waren es zum Monatsbeginn keine 100.

Engbers setzt zur Bekämpfung keine Chemikalien ein, sondern einen Spezialsauger. Während der Einsätze tragen die Mitarbeiter Einweg-Schutzanzüge und Vollvisierhelme. Manche haben sogar die Handschuhe mit Klebeband luftdicht geschlossen. Und trotzdem bekommen sie hier und da Pusteln. Je nach Einsatzlage und Wetter verbrauchen die Mitarbeiter bis zu zehn Anzüge täglich.

Runder Tisch zur Vorbereitung auf 2020

Durch diese Brille betrachtet ist der Sommer 2019 kein schöner. Ob es 2020 besser wird? Andrea Eckert ist skeptisch, ob man prophylaktisch eine Ausbreitung verhindern oder zumindest eindämmen kann. Dennoch wolle man sich bei Stadt einmal Gedanken zu dem Thema machen und in naher Zukunft einen Runden Tisch zum Thema einberufen, kündigt Stadtsprecher Schäfer an.

Eichenprozessionsspinner

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der warmes und trockenes Klima bevorzugt. In Deutschland sind mittlerweile alle Bundesländer betroffen. Am stärksten Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, aber auch Nordrhein Westfalen und Bayern.

Expertentipp: Raupen und Nester nicht berühren, bei Verdacht des Kontakts mit dem Gift Kleidung wechseln, Schuhe nass reinigen, Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen. Sichtbare Raupenhaare mit einem Klebstreifen entfernen. Bei Hautreaktionen zum Hautarzt, bei Atemnot sofort den Rettungsdienst alarmieren.

Von der FDP Gelsenkirchen liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, der dann besprochen werden könnte. „Um im nächsten Jahr eine noch größeren Plage zu verhindern, fordern wir die Verwaltung auf, schon jetzt Maßnahmen zur Bekämpfung zu erarbeiten“, sagt Christoph Klug, stellvertretender Kreisvorsitzender der Freien Demokraten. „Insbesondere sollte das Beispiel der niederländischen Stadt Groesbeek, die Erfolge bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners mit Hilfe von natürlichen Feinden wie der Meise und dem Rotkehlchen gefeiert hat, als Best-Practice-Beispiel dienen und für Gelsenkirchen geprüft werden.“