Gelsenkirchen. Keine Hundesteuer für Hunde aus dem Tierheim: Gelsenkirchener Tierschützer und Politiker sind von der Idee angetan und wollen darüber beraten.
Wer in Duisburg einen Hund aus dem Tierheim adoptiert, muss zwei Jahre lang keine Steuern für den Vierbeiner zahlen. Das hat der Rat der Stadt am Montag beschlossen. Tierschützer hoffen, dass sich dadurch künftig mehr Menschen für ein Tier aus dem Tierheim statt vom Züchter entscheiden. Auch in Gelsenkirchen sitzen zurzeit 64 Hunde im Heim. Eine Steuerbefreiung war hier bisher nicht Thema, über das Signal aus der Duisburger Verwaltung wird nun trotzdem diskutiert.
„Aus Sicht der Veterinäramts ist es ein guter Gedankenansatz“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Die Politik könne so ein Zeichen setzen und auf die Situation der Heimtiere aufmerksam machen. Denn noch immer entscheiden sich viele Tierfreunde für einen niedlichen Welpen vom Züchter, obwohl Experten davon ausgehen, dass deutschlandweit jedes Jahr rund 80.000 Hunde im Heim landen. Die Tierschutzorganisation Peta fordert deshalb: „Solange unsere Tierheime voll sind, sollte der erste und einzige Gang dorthin führen, wo heimatlose Tiere auf eine neue Chance warten.“
Duisburger Tierschutzverein hofft auf mehr Vermittlungen
Im Duisburger Tierschutzzentrum ist die Hoffnung groß, dass wegen des Beschlusses mehr Menschen kommen: „Die Gewährung einer befristeten Hundesteuerbefreiung kann zu einer höheren Vermittlungsquote führen“, sagt die Vorsitzende Monika Lange. Ob sich das bewahrheitet, wird sich zeigen. In Mülheim jedenfalls gibt es eine solche Regelung schon länger. Dort stieg die Quote der vermittelten Hunde aber nicht merklich an, wie Stadtsprecher Volker Wiebels berichtet.
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Er unterstützt den Beschluss trotzdem: „Es ist auch ein Dankeschön an alle, die einem Tierheimhund ein neues Zuhause geben möchten.“ Und die Stadt profitiere sogar finanziell von jedem vermittelten Tier: „Die monatlichen Tierheimkosten sind oft um ein Vielfaches höher als die Einnahmen aus der Steuer“, erklärt Wiebels.
Kein Loch im Haushalt zu befürchten
Ein Loch im Gelsenkirchener Haushalt fürchtet auch Schäfer nicht: „Aus fiskalischer Sicht stellt es einen Verlust dar, der jedoch nicht so stark ins Gewicht fallen dürfte“, sagt er. 129 Euro Steuern müssen Hundebesitzer in Gelsenkirchen pro Jahr für den ersten Hund zahlen. Zweit- und Dritthunde sowie als gefährlich eingestufte Tiere sind teurer. 2018 nahm die Stadt so 1,5 Millionen Euro ein. Und weil die Zahl der Hunde seit Jahren zunimmt, stiegen auch die Einnahmen aus der Hundesteuer zuletzt kontinuierlich an (zum Vergleich: 2016 waren es 1,4 Millionen Euro).
Gelsenkirchener Politiker sind von der Idee angetan
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Bei aktuell fast 13.000 steuerpflichtigen Vierbeinern wären die Einbußen durch die Steuerbefreiung von Hunden aus dem Heim somit tatsächlich kaum spürbar. Das berechnete auch Axel Barton aus der SPD-Fraktion. „Wir finden die Idee grundsätzlich gut“, sagte er dieser Redaktion. So gut, dass er den Vorschlag in die nächste Haushaltsdebatte einbringen wolle.
Steueratlas für Hundehalter
Der Bund der Steuerzahler (BdSt) hat für 2019 alle 396 Städte und Kommunen in NRW nach der Höhe der Hundesteuer befragt. Demnach zahlen Hundehalter in Lienen mit 24 € pro Jahr am wenigsten für den ersten Hund, Hagener mit 180 € am meisten. Gelsenkirchen liegt mit 129 € im teuersten Viertel der Liste.
Der BdSt fordert eine Höchstgrenze für die Hundesteuer von 100 €.
Unterstützung dürfte er dabei von den Grünen bekommen: „Wir halten das für eine interessante Möglichkeit, die Situation der Tierheime zu verbessern“, sagte Arnela Sacic aus der Fraktionsgeschäftsführung. Sascha Kurth, Kreisvorsitzender der CDU, findet die Idee ebenfalls „durchaus interessant und prüfenswert“.
Der Tierheimleiter mahnt zur Umsicht
Das freut Tierheimleiter Thorsten Wiese. Er wünscht sich, dass mehr Menschen einen Hund aus dem Tierheim aufnehmen – die Gebühr dafür beträgt in Gelsenkirchen übrigens 200 bis 300 Euro. Denn in den Zwingern an der Willy-Brandt-Allee warten viele Vierbeiner auf ihre Adoption. Vor allem große oder ältere Tiere und sogenannte Listenhunde, die als potenziell gefährlich eingestuft werden, seien oft nur schwer zu vermitteln.
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Wiese mahnt dennoch zur Umsicht: „Wer sich die Hundesteuer nicht leisten kann, der hat im Zweifel auch nicht genug Geld für den Tierarzt.“ Einen Hund nur wegen der Steuererleichterung zu adoptieren, hält er nicht für sinnvoll.