Gelsenkirchen. Das Schauspiel soll am Todestag von Alfred-Zingler im Alfred-Zingler-Haus seine Premiere feiern. Akim und Edis Şipal schrieben die Texte.
Am 28. August jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal der Todestag von Alfred Zingler. Der Journalist und SPD-Politiker, der auch einige Jahre in Gelsenkirchen lebte, wurde als Widerstandskämpfer Opfer des Nationalsozialismus. Seine Frau Margarethe war ebenfalls politisch als Sozialdemokratin aktiv, im Stadtrat und bei der Arbeiterwohlfahrt tätig. Mit einem Theaterstück möchte man nun an das Paar zurückerinnern.
An „Alfred und Margarethe Zingler - Widerstand ist Menschenpflicht!“ wird derzeit fleißig gearbeitet. Das Stück soll am Todestag im gleichnamigen Alfred-Zingler-Haus seine Premiere feiern. Als Träger fungiert das „Aktuelle Forum“, das sich in Gelsenkirchen unter anderem für die politische und demokratische Erwachsenenbildung einsetzt. Für den künstlerischen Teil ist Schauspieler Markus Kiefer verantwortlich, Akim Şipal (27) und sein Bruder Edis (22) liefern die Texte.
Atmosphäre spielt eine große Rolle
Die beiden Autoren machten sich zunächst auf Spurensuche der Zinglers. Sie lasen zwar die Biografien, aber verstärkten sich mehr auf sieben während der NS-Zeit verfasste Briefe der Zinglers und studierten Bücher, die in der Zeit spielen. Denn das Stück soll, laut Şipal, weniger eine Nacherzählung sein, sondern mehr die Gefühle während des Widerstands vermitteln, die das Paar gehabt haben muss. „Es sind größtenteils atmosphärische Texte, die die Situation und den Druck im Exil behandeln. Ich habe versucht, eine Innenschau der Personen darzustellen“, sag Akim Şipal, der Gastdramaturg und Hausautor am Theater Bremen ist. Er wuchs in Gelsenkirchen auf, absolvierte am Ricarda-Huch-Gymnasium sein Abitur, studierte Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, schrieb mehrere Theaterstücke und Dokumentarfilme, für die er ausgezeichnet wurde. Sein Bruder Edis befindet sich derzeit noch im Filmstudium.
Termine und Finanzierung
Statisten, die vom 5. bis 9. August täglich zwischen 16 und 19 Uhr Interesse und Zeit zum Proben haben, werden zudem noch gesucht. Die Premiere ist am 28. August, um 20 Uhr, im Alfred-Zingler-Haus, Margaretenhof 10 bis 12. Eine weitere Vorstellung folgt in der Flora, Florastraße 26, am 30. August, ebenfalls um 20 Uhr. Das Theaterstück finanziert sich aus Spenden und Eintrittsgeldern. Der Eintrittspreis wird noch bekannt gegeben.
Das Paar leistete Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Durch die Arbeit bei mehreren Zeitungen kamen Alfred Zingler und seine Frau nach Gelsenkirchen. 1922 wurde er Lokalredakteur der sozialdemokratischen Zeitung „ Volkswille“. Unter seiner Federführung erschien die Zeitung bis zum Verbot am 27. Februar 1933. Der Sozialdemokrat erteilte der NS-Ideologie eine deutliche Absage. Die Machtergreifung der NSDAP blieb jedoch für die Zinglers nicht ohne Folgen. Im Mai 1933 schlossen sie sich in den Niederlanden der antifaschistischen Widerstandsbewegung an, wurden nach der Besetzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten aufgespürt und eingesperrt. Auch im Gelsenkirchener Gefängnis musste Zingler zwei Wochen Verhöre und Misshandlungen ertragen. Im Zuchthaus Brandenburg-Görden wurde er schließlich hingerichtet. Seiner Frau blieb die Todesstrafe erspart. Für sie folgten weitere Jahre Haft. Im Oktober 1945 kehrte sie nach Gelsenkirchen zurück und knüpfte ohne Umschweife an ihr politisches Engagement vor ihrer Emigration an.
Aktueller Bezug
Hans Frey, Vorsitzender des „aktuellen Forums“, sieht auch einen aktuellen Bezug zum Stück. „Der rechtsextremistische Pöbel stellt sich immer dreister zur Schau. Wir müssen uns immer wieder daran zu erinnern, dass Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern stets neu verteidigt und erkämpft werden müssen“Einen musikalischen Beitrag zum Stück leistet Günter Menger. Er wird durch Klanginstrumente diese Stimmungen aufgreifen. Rollen werden auch Markus Kiefer, die rumänische Schauspielerin und Theaterpädagogin Rodica Proca und der junge Schauspieler Chris Gollan übernehmen. Zehn junge Menschen, teils Deutsche, teils Migranten wirken zudem als Theaterchor mit.