Männer sprechen ungern über ihre Probleme. Johannes Beul will mit einer Selbsthilfegruppe für pflegende Männer in Gelsenkirchen gezielt helfen.
Schalke. Ein Partner oder Angehöriger, der zunehmend unter dementiellen Einschränkungen leidet: Das ist längst keine Ausnahme mehr. Die Zahl der Betroffenen steigt mit der Lebenserwartung, aber auch verhältnismäßig junge Menschen können betroffen sein. Darauf wirklich gut vorbereitet ist kaum jemand, vor allem nicht, wenn es eine nahe stehende, geliebte Person trifft wie den Partner oder ein Elternteil.
Zur ganz praktischen Belastung, die durch die starken Einschränkungen dementiell Erkrankter im Alltag zu stemmen ist, kommt die besondere emotionale Belastung der Pflegenden in ihrer neuen Rolle.
Zahl der pflegenden Männer steigt ständig
Johannes Beul hat in der Altenpflege gearbeitet, kennt sich bestens aus bei allen Problemen, die im Zusammenhang mit Demenz auftreten können, aber auch bei den Hilfsangeboten und -möglichkeiten, die Pflegenden und Betroffenen zur Verfügung stehen. Für die Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen leitet er deshalb eine Selbsthilfegruppe speziell für pflegende Männer. Gerade deren Zahl nimmt derzeit nämlich deutlich zu.
Treffen einmal im Monat
Die Gruppe für pflegende Männer trifft sich bislang jeden zweiten Dienstag eines Monats im Schalker Norden. Der Termin ist aber flexibel.
Wer neu zu der Gruppe stoßen oder sich zunächst nur vorab informieren möchte, kann sich direkt an Johannes Beul wenden, und zwar unter
01782885812
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Dabei gibt es zwar genug Menschen, die der Hilfe bedürften – aber die Hemmschwellen sind offenbar hoch. Beul würde gern auch Hausärzte mit ins Boot nehmen, damit sie ihre Patienten auf die Unterstützungsangebote hinweisen. Von jenen bekam er bisher jedoch nur wenig Rückmeldungen.
Praktische Tipps auch zu Hilfsmitteln
Männer tun sich oft schwer mit Austausch auf emotionaler Ebene, kommunizieren lieber auf der rein sachlichen Ebene und eher ungern über ernste Themen in einer Gruppe, weiß Beul. „Gerade deshalb könnte eine rein männliche Selbsthilfegruppe eine bessere Gesprächsgrundlage und mehr Akzeptanz der Teilnehmer gewährleisten“, erklärt Beul. Hinzu komme, dass viele Männer nicht an die unterstützende Wirkung von Gesprächskreisen glauben beziehungsweise deren Wirkung unterschätzen. „Dabei kann ich sehr konkrete Hilfe leisten, wenn es um Pflegegrade, Hilfsangebote über die Pflegeversicherung auch im hauswirtschaftlichen Bereich, um Entlastungsmöglichkeiten und praktische Tipps und Hilfsmittel für die Pflege geht“, verspricht Beul, der auf Wunsch auch bei Anträgen helfen kann. Kosten für die Gruppenmitgliedschaft kommen auf Mitglieder übrigens dank der Unterstützung der Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen gar nicht zu.
Akute Entlastung ist wichtig
Neben all den praktischen Tipps und konkreten ergänzenden Hilfen kann eine Selbsthilfegruppe, in der andere über ihre schwierigen Lebenssituationen und Krisen und Auswege daraus berichten, auch die Familie im Alltag entlasten. Ein Beispiel? Der zunehmend demente Partner oder Elternteil will partout nicht aufs Autofahren verzichten, zeigt keine Einsicht in die Gefahren, die das für ihn und andere bringen würde. Wenn das Auto aber an einem ganz anderen Ort geparkt und die Batterie abgeklemmt ist, erspart man sich den Kampf um den Autoschlüssel. Kein Tipp für die Ewigkeit, keine geniale Lösung, aber eine, die akut entlastet. „Abgesehen davon kann es auch Männern gut tun, sich über Probleme auszutauschen. Und eine Gruppe kann dank Außenstehenden helfen zu erkennen, wenn ein Pflegender an seine Grenzen stößt“, mahnt der Profi.