Gelsenkirchen. . Die Alzheimer Gesellschaft bietet eine neue Selbsthilfegruppe für betroffene Menschen zwischen 45 und 65 Jahren an. Andrea Hundert hilft.
Elf Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz hat die Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen bereits etabliert. Jetzt kommt eine neue und gleichermaßen besondere Gruppe dazu: Nummer zwölf soll die erste Gruppe für junge Erkrankte sein. Für Menschen ab Mitte 40 bis 65 Jahre, für die die Diagnose Demenz auf Grund des Alters eine ganz besondere Lebenskrise heraufbeschwören kann. Noch jung und mitten im Arbeitsleben stehend, womöglich mit Kindern ... Da kann so eine Diagnose schon eine seelische Belastung auslösen.
Vertrauensvolles Verhältnis aufbauen
Andrea Hundert, als ausgewiesene Demenzberaterin der Alzheimer Gesellschaft schon seit vielen Jahren unterwegs, betreut die neue Gruppe. „Wir wollen die Menschen ermutigen und ihnen vermitteln: Da geht noch was!“ Und dazu gehört eben auch das Treffen mit Betroffenen, der Gedankenaustausch, gemeinsame Aktivitäten... Hundert geht das Thema mit der gebotenen Sensibilität an, sucht Betroffene zunächst Zuhause auf, um mit den jungen Demenzkranken beziehungsweise Menschen mit beginnender Demenz – und gerne auch mit Familienangehörigen – zu sprechen. Sie möchte ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen. Schritt zwei wäre der in die Gruppe. Auch hier gelte es, den Kontakt untereinander aufzubauen. Gerade bei den Jüngeren würden mögliche Hinweise auf eine beginnende Demenz, heißt etwa, Schwächen im kognitiven Bereich, verdrängt oder mit psychischer Überbelastung, Stress und Unkonzentriertheit erklärt. Es gilt also auch, ein Tabu zu brechen.
Selbsthilfegruppe bietet Chance
„Die daraus resultierenden Schwierigkeiten, auch im privaten Bereich, verstärken die großen Unsicherheiten der Betroffenen“, sagt die Fachfrau. Nur schwer könnten sich Betroffene aus der Spirale des Krankwerdens wieder befreien, fänden häufig keinen Anschluss mehr an das normale Leben. Auch in der Zeit der Diagnosestellung, so Hundert, stünden den Betroffenen nicht selten die Familie und Arbeitskollegen unverständig oder ungeduldig gegenüber. „An dieser Stelle bietet die Gemeinschaft einer Selbsthilfegruppe eine große Chance“, sagt sie. In einem geschützten Gruppe stünden der Austausch über das eigene Empfinden, die Förderung von Ressourcen, die wahrgenommene Selbstbestimmtheit und positive Erlebnisse im Fokus.
Teilnehmer bestimmen die Themen selbst
Bei den Gruppentreffen soll der Redebedarf der Teilnehmer absolut vorrangig sein. Die Teilnehmer bestimmen die Themen selbst oder können Wünsche äußern und um Rat bitten. Informationsmaterial zu unterschiedlichen Themenfeldern werden zur Verfügung gestellt.
Noch ist es eine sehr kleine Zahl Betroffener, die sich am kommenden Mittwoch, 17. Januar, um 18 Uhr im Mehrgenerationenhaus an der Bochumer Straße 11 zum ersten Mal trifft. Die regelmäßigen Zusammenkünfte finden hier künftig an jedem dritten Mittwoch im Monat in der Zeit von 18 bis 19.30 Uhr statt.
>> Info: Immer mehr Menschen ab 45 betroffen
Telefonischen Kontakt zu Andrea Hundert können Betroffene unter folgenden Rufnummern aufnehmen: 0174 398 0720 oder 0209 389 0964.
Hintergrund der Gruppengründung ist das Ergebnis einer Untersuchung, wonach die Zahl der Menschen, die bereits ab 45 Jahren an einer beginnenden Demenz erkranken, stetig steigt.