Gelsenkirchen . Zu wenig Kinder können schwimmen, beklagt Peter Harzheim. Der Verbandschef der Deutschen Schwimmmeister fordert bessere Vorbereitung auf Gefahr.

Innerhalb von sechs Monaten sind in zwei öffentlichen Bädern in Gelsenkirchen zwei Kinder (fünf und zwei Jahre) ertrunken. Peter Harzheim, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schwimmmeister, findet das schrecklich, aber nicht überraschend. Redakteurin Tina Bucek sprach mit dem gelernten Bademeister.

Bucek: Herr Harzheim, warum sind Sie ob zwei ertrunkener Kinder in einem so kurzen Zeitraum nicht überrascht?

Harzheim: Die Vorfälle sind natürlich schrecklich. Aber sie kommen ja nicht von ungefähr. Zunächst mal können heute viel zu wenige Kinder richtig schwimmen. Ich hatte einmal eine Situation bei mir im Bad, da kamen zwei Jungs rein, acht und zehn Jahre. Am Eingang fragen wir sie: Könnt ihr schwimmen? Na klar, sagen die. Dann springen sie beide vom Ein-Meter-Brett und gehen unter, können sich nicht über Wasser halten, versuchen sich gegenseitig zu helfen. Wir konnten da nur ganz knapp eingreifen. Sie sind wieder auf die Beine gekommen. Aber ein paar Sekunden später wäre es zu spät gewesen.

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Bucek: Woran liegt es, dass Kinder nicht schwimmen können?

Harzheim: Das hat viele Gründe. Andere Dinge sind wichtiger, Computerspiele, Handy...

Bucek: Sehen Sie noch andere Ursachen für die Unfälle?

Harzheim: Natürlich gibt es in allen Bädern zu wenig geschultes Personal. Mit geschult meine ich: Bademeister, die eine reguläre dreijährige Ausbildung durchlaufen haben oder Rettungsschwimmer, die mindestens den Rettungsschwimmer in Silber und einen Erste-Hilfe-Kursus absolviert haben, der nicht länger als zwei Jahre her ist. Es fehlt auch grundsätzlich an Personal, denn der Beruf Bademeister in nicht mehr attraktiv. Viele Schwimmmeister werden unter Tarif bezahlt. Die Arbeitszeiten sind wenig familienfreundlich. Und der Beruf hat keinen guten Ruf. Man ist ja heute nicht mehr der David Hasselhoff am Beckenrand….

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Bucek: Welche Rolle spielen die Eltern?

Harzheim: Jedem muss klar sein, dass ein Kind lautlos und sehr schnell ertrinkt. Da entscheiden Sekunden. Wenn die Eltern eines Kleinkindes nur mal kurz auf ihr Smartphone schauen, kann es schon zu spät sein. Wasser ist ein unglaublich gefährliches Element, das man nicht unterschätzen darf.