Gelsenkirchen. Der Soziale Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen ist besser gestartet als erwartet. 305 Langzeitarbeitslose haben Arbeit, erhofft hatte man sich 200.

Der zu Jahresbeginn gestartete Soziale Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen übertrifft die in ihn gesetzten Erwartungen deutlich. Mit Stand vom 11. Juni sind über das überarbeitete Gesetz für „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§16i SGB II) bereits 305 geförderte Beschäftigungsverhältnisse vermittelt worden, gerechnet hatte man ursprünglich mit 200 Menschen in Lohn und Brot zur Jahreshälfte. Besonders stolz sind Sozialdezernent Luidger Wolterhoff und IAG-Geschäftsführer Dirk Sußmann auf eine weitere, so nicht zu erwartende Entwicklung: „Bislang hat noch niemand das Handtuch geworfen.“ Das und die Tatsache, dass aktuell weitere 115 Stellen für eine Besetzung zu Verfügung stehen, lässt Wolterhoff und Sußmann eine Prognose wagen, die ebenso deutlich über die bis zum Jahresende ins Auge gefassten 400 Beschäftigungsverhältnisse hinaus geht: „Wir trauen uns 450 bis 480 zu.“

Attraktives Angebot für Arbeitgeber, fairere Entlohnung

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Unternehmer „mit sozialem Verantwortungsgefühl“ und auf der Suche nach einer Entlastung für ihre Fachkräfte spielen dabei ebenso eine Rolle wie die „intensive Betreuung und Vorbereitung Langzeitarbeitsloser“ für die Rückkehr ins Arbeitsleben. Coaches unterstützen sie, wieder Struktur aufzubauen, Praktika und Probearbeiten sowie Weiterbildungen über das Integrationscenter für Arbeit in Gelsenkirchen (IAG) erleichtern den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

190 Unternehmer legen am Stölting Harbor ab

Die Wirtschaftsförderung wirbt anlässlich einer Schiffstour mit der Weißen Flotte am Donnerstag ab 18 Uhr ab Stölting Harbor (Marina an der Johannes-Rau-Allee) bei Arbeitgebern für die Einrichtung von Arbeitsplätzen nach dem Teilhabechancengesetz. 190 Unternehmer haben ihr Kommen zugesagt. Sie werden darüber informiert, welche Möglichkeiten und Vorteile der Soziale Arbeitsmarkt bietet, ihre Fachkräfte durch Anstellung von Helfern zu entlasten. Und können so für einen besseren Arbeitsfluss sorgen.

Fünf Millionen Euro an Fördergeldern stehen in Gelsenkirchen für 2019 bereit, bis zu neun Millionen Euro in 2020 – bundesweit bis 2021 vier Milliarden Euro.

Dazu gibt es „eine attraktive gesicherte Förderung über fünf Jahre“. Arbeitgeber erhalten für die Einstellung von Langzeitarbeitslosen in den ersten zwei Jahren 100 Prozent des versicherungspflichtigen Entgelts, danach 90, 80 und 70 Prozent.

Luidger Wolterhoff, Sozialdezernent.
Luidger Wolterhoff, Sozialdezernent. © FFS | Foto: Martin Möller

Aufstockerquote geht zurück

Diese Bausteine des Gesetzes für „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ haben weitere erfreuliche Nebeneffekte, wie Wolterhoff und Sußmann berichten. Lediglich 31 Prozent der so neu Beschäftigten beziehen weiterhin ergänzende SGB-II-Leistungen zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes. In dem älteren Bundesprogramm „Soziale Teilhabe“ (STH) lag diese Quote noch bei rund 60 Prozent. Und: Der Beschäftigungsanteil mit tariflicher oder tariforientierter Entlohnung beträgt beim Sozialen Arbeitsmarkt 48 Prozent. Im Förderprogramm STH waren es nur acht Prozent.

Dirk Sussmann, IAG-Geschäftsführer.
Dirk Sussmann, IAG-Geschäftsführer. © FFS | Foto: Oliver Mengedoht

Investition in Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren

Herauszustellen ist auch, dass dieses neue Arbeitsmarktinstrument „Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanziert“, wie Wolterhof erklärt. Und zwar über den sogenannten Aktiv-Passiv-Tausch. Der sieht vor, dass Mittel für „passive Leistungen“, also für Arbeitslosengeld II und für die Kosten der Unterkunft und Heizung, die durch öffentlich geförderte Beschäftigung eingespart werden, nicht an den Gesamthaushalt zurückfließen, sondern zusätzlich zur Finanzierung der geförderten Beschäftigung herangezogen werden können. Genau das tut die Stadt. Damit wird pauschal gesagt „für vier geförderte Beschäftigungsverhältnisse Geld für ein weiteres“ generiert.

Neue Jobs im Zuge der Ordnungsoffensive

Auf 1,2 Millionen Euro beläuft sich diese Summe, die für die städtische Ordnungsoffensive (Quartiers-, Park- und Sportplatzservice) eingesetzt wird. Sie umfasst 121 Plätze - 65 für Jobs als Quartiermeister, 40 in der Parkpflege und 16 als Sportplatzmeister. Und dass es mehr werden, zeichnet sich ab. Für den Unternehmertreff am Donnerstag haben 190 potenziell neue Arbeitgeber ihr Kommen (siehe Info-Box) zugesagt.