Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Heinz Stein ist ein Freund der kurzen Worte. Nun hat er seinen 108. Aphorismenband vorgestellt – und das mit 84 Jahren.

Zwischen den Zeilen lesen zu können ist eine Kunst. Es gilt, zarte Andeutungen des Schreibers zu deuten, nicht Ausformuliertes zu erkennen und den tieferen Sinn eines Textes zu verstehen. Der Gelsenkirchener Lyriker Heinz Stein versteht sich auf die Kunst des nur Anreißens von Gedanken in knappen, knackigen Zeilen und überlässt dem Leser die Interpretation. Seinen aktuellen Aphorismen-Band titelt der 84-Jährige dennoch so: „Nicht zwischen den Zeilen“.

Mutig sein und Dinge klar aussprechen

„Man muss auch mal mutig sein und Dinge einfach klar aussprechen“, fordert der Autor von sich und seinen Texten. Ein Zitat von Erich Kästner macht er sich dabei für sein nunmehr 108. Aphorismen-Büchlein zum Motto: „Wer was zu sagen hat, hat keine Eile. Er lässt sich Zeit und sagt’s in einer Zeile.“ Selten mit nur einer, aber doch mit zumeist ganz wenigen Zeilen kommt auch der Autor und Holzschneider aus, der seit vielen Jahren mit seiner Frau Irmgard, Gründerin der Edition Xylos, eine Galerie an der Bergmannstraße in Ückendorf betreibt.

Keimzelle der Ückendorfer Galeriemeile

Das Ehepaar Stein betreibt seine Galerie an der Bergmannstraße 65. Geöffnet sind die Räume an jedem Samstag von 14 bis 17 Uhr. Hier gibt es den aktuellen Aphorismusband für fünf Euro. Auch die früheren sind hier noch erhältlich.

Die Galerie Stein gilt als Keimzelle der heutigen Ückendorfer Galeriemeile.

111 neue Aphorismen mit einer möglichst klaren Botschaft brachte Stein nun auf den Markt. Der Sinn soll sich leicht erschließen und regt dennoch mit zumeist philosophischem Tiefgang zum Nachdenken an. Die Natur, die Religion, Leben und Tod, Liebe und Freundschaft sind bis heute Themen, die den Lyriker umtreiben. „Dabei gilt für mich: je kürzer, je besser.“ Wenige Worte macht er, aber davon ganz viele: Mit dem neuen Band erhöht sich die Zahl seiner Aphorismen auf stolze 5352. Am liebsten textet Heinz Stein ganz ohne Reim: „Auch wenn der sich dennoch manchmal einschleicht.“

Zum Nachdenken anregen

Wenn der Leser am Ende ein wenig lächelt, ein bisschen schmunzelt und kurz nachdenkt, dann, so sagt der Autor, habe er sein Ziel erreicht. Dafür bietet er Texte wie „eine barmherzige unvermeidbare lüge/ ist oft das einzig mögliche“ oder „die zukunft ist kein konkreter ort/ nur eine hoffnung“ oder „dein innerer frieden ist wertvoller/ als alle deine vermeintlichen siege“.

Sein liebster Text im neuen Band ist allerdings einer, der schon älter ist und den er schon einmal veröffentlicht hat. „Gott ist“ setzt sich mit seinen Vorstellungen von einer höheren Macht auseinander und kommt zu dem Schluss: „Gott ist – das unvorstellbare Nichts“.

Der nächste Band soll 2020 kommen

Auch wenn Heinz Stein altersweise und altersmilde in seinen klugen, oft auch selbstironischen Texten geworden sein mag, lebensfroh ist der kreative Kopf, der weit über 2000 hochkarätige Holzschnitte schuf, bis heute. So lautet der letzte Aphorimus dementsprechend: „fröhlichkeit und traubenblut, tun der seele und dem körper gut“.

Kein Wunder, dass Heinz Stein inzwischen längst an Band 109 dichtet. Er soll im nächsten Jahr unter dem Titel „Nur kein Chaos“ veröffentlicht werden.