Gelsenkirchen. Zeit seines Lebens widmete sich der Gelsenkirchener mit Liebe und Leidenschaft dem Holzschnitt, der Bildhauerei, der Lyrik und der Illustration.
Im Brotberuf setzte er sich mit drögen Kostenrechnungen, knallharten Kalkulationen und Computern auseinander. Im Herzen aber, da war Heinz Stein immer vor allem eines: ein Künstler. Zeit seines Lebens widmete sich der Gelsenkirchener mit Liebe und Leidenschaft dem Holzschnitt, der Bildhauerei, der Lyrik und der Illustration. Am heutigen 27. Dezember vollendet Heinz Stein als einer der ganz großen Künstler dieser Stadt sein 80. Lebensjahr.
In voller Schaffenskraft und Vitalität. Bis heute pflegt er zusammen mit seiner Frau, der Xylos-Verlegerin Irmgard Stein, die Galerie an der Bergmannstraße 65 in Ückendorf, die Keimzelle der Galeriemeile. Die mit Kunst und Literatur prall gefüllten Räume zeugen von der künstlerischen Produktivität des Mannes, der weit mehr als 2000 Holzschnitte schuf, über 3000 Aphorismen verfasste und unzählige Bücher illustrierte. Der druckt, ausstellt, liest und der sogar mal tänzerisch auf der Bühne des Musiktheaters gemeinsam mit dem Ballett-Solisten Rolf Gildenast brillierte.Dessen Bücher in sechs Sprachen übersetzt wurden und der mit Künstlern wie Günter Grass, Heinrich Böll, Ernst Jünger oder Ernesto Cardenal zusammengearbeitet hat. Erst kürzlich erschienen Holzschnitte von Stein im aktuellen „Jahrbuch für Denken, Dichten und Musik“.
In eine musikalische Familie hineingeboren
Heinz Stein wurde in eine musikalische Familie hineingeboren, der Vater spielte Posaune und Zither, die Mutter Laute. Der Sohn widmete sich früh der Zeichnung, besuchte erste VHS-Kurse. Als Elfjähriger erhielt er ein Lexikon geschenkt und zeichnete viele der Abbildungen nach. Frühe Fingerübungen. „Aber noch keine Kunst“, wie er, streng mit sich selbst, anmerkt. Aber schon damals habe für ihn festgestanden: „Kunst, das ist das, was ich machen will.“
Diesen Pfad hat er nie wieder verlassen, studierte kurz an der Folkwang-Schule in Essen, absolvierte die erste Ausstellung in der Jazz- und Art-Galerie seiner Heimatstadt. Auf frühe Linolschnitte folgten bald die ersten aus Holz. Beruflich faszinierte den ausgebildeten Großhandelskaufmann die Technik, die EDV, der er sich dann in einem Gelsenkirchener Papier verarbeitenden Betrieb widmete. Die Kollegen lästerten liebevoll, erinnert er sich, sagten ihm, „der Beruf ist dein Hobby, deine wahre Stärke ist die Kunst“.
"Immer tolerant sein, Mensch bleiben"
Dennoch ist der dreifache Vater heute froh, die Passion zunächst nur neben dem Job betrieben zu haben. Nach der Pensionierung mit 63 Jahren aber drehte sich alles um die Holzschneiderei und die Lyrik, immer unterstützt von der Familie. In großen Galerien wurden Heinz Steins Werke vertrieben, über 130 Ausstellungen organisierte er in seinen eigenen Werkstatträumen.
Thematisch widmet sich Heinz Stein bis heute den zentralen Themen Mensch und Natur, der christlichen Botschaft und der griechischen Mythologie. Seine oft farbintensiven, mal tänzerisch leichten, mal statischen, an Symbolen und Metaphern reichen Bilder und seine Texte reden der Toleranz das Wort, der Pflege von Mutter Natur. Der mythologischen Figur des Sängers und Dichters Orpheus fühlt sich Heinz Stein besonders nahe, sie taucht immer wieder in seinem Werk auf: „Orpheus ist für mich der künstlerisch kreative Mensch in unserer Zeit, für den kaum oder kein Raum mehr vorhanden ist und der dennoch sein Inneres zum Klingen bringt.“ Auch dieses Zitat stammt von Heinz Stein: „Kunst ist der unverzichtbare Kontrapunkt zur Barbarei.“
Der Künstler, ein bekennender Freund des Ruhrgebiets, wird auch im neuen Lebensjahr seinem Motto treu bleiben: „Immer tolerant sein, Mensch bleiben und Kompromisse nicht als Niederlagen betrachten.“