Gelsenkirchen-Ückendorf. . Offene Ateliers lockten bei der Galeriemeile Ückendorf in besondere Häuser. „Tür auf“ wurde zu einer ganz eigenen Nabelschau im Stadtquartier.
„War hier unten nicht mal die Sparkasse?“ Erinnerungen und Geschichten, Ansichten, Einsichten und neue Perspektiven verflechten sich bei der Galeriemeile e.V. unter dem sinnstiftenden Motto „Tür auf“ für die offenen Ateliers und Galerien rund um das immer wieder unterschätzte Viertel zwischen Bochumer und Ückendorfer, Leithe- und Bergmannstraße. Und die Gründerzeit-Häuser stellen die ganz eigene Kulisse.
Die Spuren der Zeit verebben auf diese Art nicht, sie bekommen eine neue Richtung. Denn erstmals unternehmen die beteiligten Kreativen die Eröffnung in der neuen „Dependance“ der Galeriemeile im unscheinbaren Backstein-Gebäude an der Bochumer Straße 109 neben der denkmalgeschützten, imposanten Heilig-Kreuz-Kirche. Und das gleich mit einer Gemeinschaftsausstellung über drei Etagen, die im engen Treppenhaus bereits beginnt: Mit taktiler Kunst zum Anfassen, „Tako“, von Bärbel Frank.
Nach kurzem Plaudern mit den Gästen schwebt dann schon die Frage in dem „unfertigen Raum“, wie Sabine Leichner-Heuer von der Galerie-Gemeinschaft beschreibt: „Was passiert mit dem Haus?“
Neues Profil im Zusammenspiel
Wird der Platz vor der zentralen, markanten Kirche offener gestaltet, wird es wohl verschwinden, um ihn zu betonen. Heute herrscht dafür ungewohntes Leben auf den drei Etagen, und liefern die teils tapezierten, gefliesten oder im Ansatz gestrichenen Wände und Böden ein ungewöhnliches Profil der Umgebung. Das schärfen die Künstler der unterschiedlichsten Stilrichtungen zusätzlich.
Die Silhouetten des Bergbaus, Fördertürme und Maschinenhäuser, setzt etwa Simone Kamm in Lichtinstallationen in Szene. Gearbeitet sind sie auf filigranem Material, handgeschöpftem „Papier“ aus Spargelschalen.
Verborgene Details vom Rande der Bochumer Straße
Marion Falkowski kreiert Abbildungen bekannter Objekte, etwa aus dem Nordsternpark. Doch was aus etwa 40 Einzelansichten der Bogenbrücke in „aufgeklappter“ Ansicht wird, oder aus der Kasten-Fachwerkbrücke, „kann man nur entweder lieben oder hassen, etwas anderes gibt es nicht“, weiß die 360-Grad-Fotografin.
Eher verborgenen Details widmen sich die Fotos von Werner Schuster, gesammelt am Rande der Bochumer Straße und im Galerieviertel Rheinelbe, und zusammengefasst unter „Unser Quartier“.
„Tür auf“ oder „Licht an“
Und die Assoziationen menschlicher Gesichter, die Marion Mauß in kleinen Gemälden zeigt, sind für diese Präsentation, diese Kulisse, diese Wand entstanden, sogar für die vorhandenen aufgemalten Rahmen, in denen sie ihren neuen Platz finden.
Anfang 2013 haben sich die Akteure der Galeriemeile zum Verein Galeriemeile Gelsenkirchen e.V. zusammengetan. Sie öffnen an zwei Wochenenden im Jahr unter dem Slogan „Tür auf“ und „Licht an“ gemeinsam ihre Räume.
>>> Reaktion auf den Tod von Bernd Mauß
Die Kunststation Rheinelbe blieb entgegen der Ankündigung wegen des Todes von Bernd Mauß bei der Aktion Galeriemeile geschlossen. Der Bildhauer verstarb am 25. April im Alter von 76 Jahren.
Mauß war zehn Jahre lang Vorsitzender des Bundes Gelsenkirchener Künstler. Vier seiner Zeichnungen waren bei der Galeriemeile zu sehen.