Gelsenkirchen-Ückendorf. . In der Ückendorfer Heilig Kreuz-Kirche wurde der Grundstein gelegt für den Umbau in einen Veranstaltungssaal für Konzerte, Kabarett und Kongresse.

Sie war gerade einmal zarte vier Jahre alt, als in ihrer Heimatstadt der Grundstein für eines der spektakulärsten Kirchenbauwerke der frühen Moderne gelegt wurde. Das ist über 90 Jahre her. Gestern wohnte die 95-jährige Lore Franke der zweiten Grundsteinlegung an der Heilig Kreuz-Kirche in Ückendorf bei.

Der sakrale Prachtbau, den einst ihr Schwiegervater Josef Franke errichtet hatte, wird nun umgebaut in einen ebenso spektakulären Veranstaltungsort für Kabarett, Konzerte und Kongresse. Die Bauarbeiten starten am Montag.

Zeitzeugin: Lore Franke (95), Schwiegertochter des einstigen Erbauers von Heilig Kreuz, Josef Franke.
Zeitzeugin: Lore Franke (95), Schwiegertochter des einstigen Erbauers von Heilig Kreuz, Josef Franke. © Olaf Ziegler

Noch sprießt Unkraut aus den Stufen zum Gotteshaus, das schon 2007 außer Dienst gestellt wurde. Im riesigen Kirchenschiff selbst ist es eisig kalt. Die Begeisterung aber über den Startschuss in ein gewaltiges Zukunftsprojekt wärmt die Herzen der vielen Menschen, darunter Politiker, Kulturschaffende und Veranstalter, die am Mittwoch an der Grundsteinlegung für das gewaltige Projekt teilnahmen.

Zwei Jahre lang werden Architekten und Handwerker die Regie in dem denkmalgeschützten Bauwerk übernehmen, um es in einen rund 400 Quadratmeter großen Saal zu verwandeln, der bis zu 700 Menschen Platz bieten wird. Anfang 2021, so hofft die Stadt, wird die Heilig Kreuz-Kirche wieder eröffnet und durch die Emschertainment GmbH bespielt werden.

Auch die Philharmonie will in Heilig Kreuz spielen

Deren Geschäftsführer Helmut Hasenkox ist überzeugt: „Das wird ein Veranstaltungsort, der im Ruhrgebiet seinesgleichen sucht.“ Ob er sich schon über die Eröffnung Gedanken macht? Hasenkox lächelt: „Ich kann Ihnen versprechen, da werden die Korken knallen!“ Mit glänzenden Augen sieht sich auch Rasmus Baumann, Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie Westfalen, um: „Großartiger Raum! Hier wollen wir auf jeden Fall spielen.“ Die erste Pläne im Kopf entwickelt auch Tobias Werner, Geschäftsführer des Musiktheaters im Revier, und Maler Norbert Lammert hat schon Veranstaltungen der Galeriemeile förmlich vor Augen.

Großteil der Kosten übernimmt Land und Bund

Die Begeisterung für das auf 12,3 Millionen Euro angesetzte Projekt, das zu 90 Prozent von Bund und Land gefördert wird, ist groß. Oberbürgermeister Frank Baranowski: „Die Dynamik an der Bochumer Straße ist ein bisschen wie beim Popcornmachen. Es dauert, bis das Öl heiß ist, aber dann poppt überall etwas auf.“ Passenderweise gab’s zur Grundsteinlegung dann auch frisches Popcorn.

Es poppt was auf an der Bochumer Straße in Ückendorf. Darum wurde passenderweise zur Grundsteinlegung Popcorn serviert.
Es poppt was auf an der Bochumer Straße in Ückendorf. Darum wurde passenderweise zur Grundsteinlegung Popcorn serviert. © Olaf Ziegler

Edgar Krings, für den Umbau verantwortlicher Architekt aus Aachen, beschrieb die wichtigsten nun anstehenden Schritte so: „Ein Foyer mit Garderoben, Gastronomie im Anbau, Toiletten, Heizung, Entlüftung, akustische Ertüchtigung, Schallschutz.“ Am Ende soll auch der markante Turm weit sichtbar ins rechte Licht gesetzt werden.

Passendes Stück: „Jesus Christ Superstar“

„Tante Lore“, wie Thomas Franke, der Enkel des Kirchenerbauers, die Zeitzeugin vorstellt, blickt zufrieden auf die Pläne für den Umbau der Kirche: „Es ist halt so, dass nicht mehr so viele Menschen in die Kirchen gehen.“ Mit der neuen Nutzung kann die 95-Jährige gut leben. Sie schmunzelt: „Eine Vorstellung von ,Jesus Christ Superstar’ in diesem Raum wäre doch eine tolle Sache!“

Der Aachener Architekt Edgar Krings erläuterte das Bauvorhaben.
Der Aachener Architekt Edgar Krings erläuterte das Bauvorhaben. © Olaf Ziegler

Die zukünftige Location, sie wird sicherlich selbst ein Superstar.

>> Die Entstehung und der Verkauf

Die Heilig Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße wurde 1929 eingeweiht und 2007 außer Dienst gestellt. 2017 kaufte die Stadt Gelsenkirchen das Gebäude von der Gemeinde St. Augustinus. Das Gebäude zählt zu den Hauptwerken des Backsteinexpressionismus und steht unter Denkmalschutz.