Gelsenkirchen-Bismarck/Köln. . „Wem gehört die Straße?“ fragt die aktuelle Produktion des Consol Theaters in Gelsenkirchen. Es geht um Rollenbilder. Premiere ist am 4. Mai.

Nein, es geht nicht um Dieselfahrverbote bei der Produktion des Consol Theaters „Wem gehört die Straße?“, die am Samstag, 4. Mai, um 18 Uhr Premiere im Consol Theater feiert. Es geht vielmehr darum, wie junge Mädchen und Frauen sich im öffentlichen Raum bewegen wollen – und können.

Gefangen – zur eigenen Sicherheit

In der Stückentwicklung, für die ein Workshop mit einem Dutzend 14- bis 17-jähriger Schülerinnen die Grundlage lieferte, wird eine Zukunft gezeigt, in der Männer zu übergriffigen, sexistischen Zombies mutiert sind. Die Lösung der fiktiven Regierung in jener Dystopie: Mädchen und Frauen bleiben zur eigenen Sicherheit zu Hause, der öffentliche Raum gehört den Männern, Frauen gehen „ihren häuslichen Pflichten“ nach. Drei Heranwachsende – Papaya (Philine Bührer), Mary-Jo (Sibel Polat) und Kalle (Bernhard Glose) – wehren sich dagegen, wollen ausbrechen und machen sich auf die (von Stefanie Stuhldreier ebenso schrill wie fantasievoll ausgestattete) Suche nach Freiheit. Die Inszenierung arbeitet mit Text, Tanz und Videoprojektionen, die auch die Zeitebenen verschieben.

„Kinder verschwinden zunehmend im öffentlichen Raum, sie werden zur Schule gebracht von den Eltern. Wenn sie größer werden, ‘müssen’ Mädchen beschützt werden – wohin führt das? Das wollten wir wissen“, schildert Regisseurin Andrea Kramer den Hintergrund. Die Strategien, die Mädchen entwickeln, um sich im öffentlichen Raum – und öffentlichen Nahverkehr – sicher zu bewegen, seien bei allen Altersgruppen ein Thema.

Weibliche Rollenbilder entwickeln sich rückwärts

Andrea Kramer lag das Thema freie Bewegung im öffentlichen Raum schon lange am Herzen, ebenso wie Rollenbilder. Schon immer mussten Pubertierende sich in eine neue Rolle finden, damit zurecht kommen, nicht mehr nur Mensch, sondern Mann oder Frau zu sein. Doch die weiblichen Rollenbilder entwickeln sich derzeit immer stärker rückwärts. Schminkblogs, Jungfräulichkeit bis zur Ehe, Kochserien auf allen Kanälen. . .

Drei Vorstellungen im Mai, Premiere am Samstag

Die Premiere geht am Samstag, 4. Mai, ab 18 Uhr über die Bühne des Consol Theaters, Bismarckstr. 240. Am 7. und 8. Mai gibt es ab 10.30 Uhr Schulvorstellungen, danach erst wieder im September.

Regie führte Andrea Kramer, Dramaturgie Sylvie Ebelt, Theaterpädagogik Ulrike Czermak, Ausstattung Stefanie Stuhldreier. Geeignet für Jugendliche ab 13 Jahren. Info 0209 9882282.

„Bei den Teilnehmerinnen aus dem Sommerworkshop waren Feminismus und Sexismus brennende Themen“, erzählt Kramer. Angetrieben sei dies sicher auch von aktuellen Ereignissen wie der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof und der#Me-too-Bewegung. Aber: „Wir geben mit dem Stück keine Antworten. Wir brechen Fragen auf, die besprochen werden können“, erklärt Andrea Kramer.

Begleitet wurde die Stückentwicklung am Consol Theater von einer Patengruppe der Evangelischen Gesamtschule. Die Inszenierung entstand als Koproduktion mit dem Comedia Theater Köln, wo das Stück ebenfalls zu sehen sein wird.