Gelsenkirchen-Bismarck. . Das Theaterstück „Puuup“ feierte Premiere im Consol-Theater. Ein Stück über eine der selbstverständlichsten Sachen der Welt mit Maus-Faktor.
„Wie klingt es, wenn du furzen musst?“. Eine ungewöhnliche Frage, um ein Theaterstück einzuleiten. „Puuup“ ist aber kein gewöhnliches Theaterstück, denn hier soll bewusst ein Tabu gebrochen werden. Denn das „große Geschäft“ ist für Erwachsene meist eine nicht weiter erwähnenswerte Selbstverständlichkeit, aber für Kleinkinder eine Herausforderung nebst einem Wechselbad der Gefühle. Regisseur Manuel Moser hat sich des Themas angenommen, sein Stück feierte am Sonntag im Consol Theater Premiere.
Gleich zu Beginn geht Darstellerin Sibel Polat durchs Publikum, das aus Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren und ihren Eltern besteht, und stellt vermeintlich obszöne Fragen, wie nach dem Geräusch eines „Furzes“ oder Begriffen für „Kacke“. Unangenehm war das der gebürtigen Kölnerin, die zum ersten Mal in Gelsenkirchen spielt, nicht: „Ich mag es, die Leute herauszufordern. Es ist spannend, die unterschiedlichen Reaktionen zu sehen“.
Für Kinder eine ganz große Sache
Gemeinsam mit Jasper Schmitz setzt sie eine neugierige Entdeckermiene auf, mit welcher das Bühnenbild Stück für Stück erkundet wird und die mit einer Obstpresse hergestellten „Fäkalien“ in Szene gesetzt werden. Im Hintergrund aufgestellte Abwasserrohre werden von den Schauspielern umgebaut und sollen dem jungen Publikum offenbaren, wohin die Reise für den Kot geht.
„Meine Tochter war sehr fasziniert“, sagt Pia Junghaus aus Mülheim, die über eine Bekannte von Puuup erfahren hat. „Es ist für Kinder eine große Sache, alleine auf Toilette zu gehen, und natürlich hat das Ganze auch irgendwie etwas mit Verlustängsten zu tun“, vermutet sie. Für Erwachsene ist die etwa halbstündige Aufführung mitunter befremdlich, außerdem ist die junge Zielgruppe zurückhaltender, solange Eltern anwesend sind.
Weitere Aufführungen sind geplant
In der kommenden Woche das Stück noch zweimal vor Kita- und Kindergruppen aufgeführt werden, Manuel Moser erhofft sich dann „eine andere Dynamik“. Der Regisseur setzt ganz bewusst auf eine Bildersprache, es gibt in dem Stück nahezu keine Dialoge.
Für ihn war es vor allem wichtig, keine Lehrstunde abzuhalten: „Den Prozess, aufs Klo zu gehen, abzuwischen und so weiter, den müssen die Eltern ihren Sprösslingen beibringen. Uns ging es darum, ein Thema, das Zweijährige anspricht, auf einer ästhetischen Ebene widerzuspiegeln“. Mit diesem Ziel ist es ihm und seinem Team gelungen, ein Theaterstück zu erschaffen, dass mitunter an einen verspielten Sachbeitrag aus der „Sendung mit der Maus“ oder „Löwenzahn“ erinnert, sich aber bewusst mit einem Tabu auseinandersetzt. Eine Plattform, die Kleinen so überaus selten geboten wird.
>> Kinder sind in ihren Reaktionen authentisch
Während Jasper Schmitz bereits öfter vor einem jungen Publikum aufgetreten ist, war es für Sibel Polat eine neue Erfahrung: „Wenn ein paar Kinder raus gehen, weil sie nervös sind oder dergleichen, dann bist du zuerst irritiert“. Beide spielen lieber vor Kindern als etwa einem Saal voller Kritiker: „Kinder sind ehrlich und authentisch, sie reagieren , wie sie eben reagieren“, finden sie.