Gelsenkirchen. . Der Arbeitnehmerempfang der Stadt Gelsenkirchen fand im Musiktheater statt. OB Frank Baranowski hob den Start des sozialen Arbeitsmarktes hervor.

Gewöhnlich war er nicht, der Ort des diesjährigen Arbeitnehmerempfangs der Stadt Gelsenkirchen. Die Veranstaltung im Vorfeld des Maifeiertages fand nicht etwa in einer Fabrik oder Werkshalle, sondern im Großen Haus des Musiktheaters statt. Rund 250 Gäste kamen.

„Wir brauchen einen kämpferischen 1. Mai“, betonte Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) gleich zu Beginn seiner Rede. Dabei richtete er den Blick auf die bevorstehende Europawahl am 26. Mai, die auch im Fokus der diesjährigen Mai-Kundgebungen steht: „Europa. Jetzt aber richtig!“, lautet das Motto des DGB.

Kritik vor Europawahl an Populisten

„Ein solidarisches, ein gerechtes Europa, das ist von den Populisten nicht zu erwarten. Die haben zwar für alles einen Sündenbock, aber für nichts eine tragfähige Lösung“, appellierte Baranowski an die Gelsenkirchener.

Rund 250 Gäste waren im Großen Haus des Musiktheaters zu Gast.
Rund 250 Gäste waren im Großen Haus des Musiktheaters zu Gast. © Olaf Ziegler

Natürlich kam Baranowski in seinem Vortrag auch auf die aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung zu sprechen, wonach Gelsenkirchen deutschlandweit das geringste Durchschnittseinkommen aufweist. „Diese Zahlen können und wollen wir nicht wegdiskutieren“, sagte der OB, „sie sind aber auch nicht neu und keine Überraschung.“ Sondern vielmehr logische Folge einer noch immer recht hohen Arbeitslosigkeit. Es seien nicht immer neue Rankings, die die Stadt benötige, sondern Antworten und Lösungen. „Wir haben in Deutschland nun wirklich kein Erkenntnisproblem. Aber dafür ein eklatantes Umsetzungsproblem“, fasste er zusammen und nahm dabei vor allem die Bundesregierung in die Pflicht.

Mitte Juni Entscheidung

Mit Blick auf die geplante Fusion von Thyssen-Krupp und Tata, sprach Betriebsratsvorsitzende Barbara Kremser-Bruttel von „spannenden Jahren“.

Mitte Juni soll eine Entscheidung fallen. Wettbewerbshüter der EU-Kommission haben wegen eines eventuellen Monopols nämlich ihre Bedenken.

Ein Stellenabbau ab 2020 sei schließlich denkbar.

Baranowski fand aber auch positive Punkte: Neuansiedlungen wie Bilstein und Pilkington, natürlich auch die geplante Zwei-Milliarden-Investition von BP. „In den letzten zehn Jahren sind in Gelsenkirchen über 10.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen worden“, sagte der OB. Lag die Arbeitslosenquote zu seinem Amtsantritt vor 14 Jahren noch bei 26,4 Prozent, liegt sie heute bei 12,5 Prozent. Zudem sei endlich der soziale Arbeitsmarkt gestartet worden: „Dafür haben wir uns jahrelang beharrlich eingesetzt. Es hat aber rund zwölf Jahre gedauert, bis man in Berlin aufgewacht und der Durchbruch gelungen ist.“

Schlechter Ruf vergrault Fachkräfte

Darko Manojlovic, Betriebsratvorsitzender von Ruhr Oel BP, erklärte auf dem Podium die Gründe für die Milliarden-Investition seines Unternehmens.
Darko Manojlovic, Betriebsratvorsitzender von Ruhr Oel BP, erklärte auf dem Podium die Gründe für die Milliarden-Investition seines Unternehmens. © Olaf Ziegler

An der anschließenden Podiumsdiskussion beteiligten sich neben Baranowski auch DGB-Chef Mark Rosendahl, Barbara Kremser-Bruttel, Betriebsratsvorsitzende Thyssen-Krupp Electrical Steel, sowie Darko Manojlovic, Betriebsratsvorsitzender bei Ruhr Oel/BP.

Die beiden Arbeitnehmer sprachen insbesondere über die Schwierigkeiten, die der Standort Gelsenkirchen aufgrund seines mäßigen Rufes bei der Gewinnung von Fachkräften bereitet. „Wenn sie die Bahnhofstraße in Gelsenkirchen und in Köln vergleichen, entscheidet sich gutes Personal durchaus schon mal eher deshalb für Köln“, erklärte Manojlovic. Obgleich die Möglichkeiten derzeit so gut wie schon lange nicht seien. „Ich kenne eigentlich nur Abbauprogramme. Aber durch die neuen Investitionen stellen wir derzeit viele Mitarbeiter ein. Das ist eine spannende Erfahrung.“