Gelsenkirchen. . Der Arbeitnehmerempfang fand diesmal in den ehemaligen Spinnrad-Hallen statt. Nach 15 Jahren Leerstand ziehen hier demnächst neue Mieter ein.

Der jährliche Arbeitnehmerempfang der Stadt Gelsenkirchen und des DGB hat Tradition – auch, dass er von Jahr zu Jahr in wechselnden Lokalitäten stattfindet. Am Mittwochabend luden die Veranstalter in den Nordsternpark, genauer gesagt in eine der Hallen, die bis 2002 von der Drogeriekette Spinnrad genutzt wurde und seitdem leer steht. Doch in nächster Zeit werden gleich mehrere Unternehmen dort ihre Zelte aufschlagen.

„Der Hallenkomplex ist so gut vermietet“, verkündete Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD). Seit der Spinnrad-Insolvenz vor 15 Jahren konnten lediglich die Büros zügig an einen Nachfolger, die Knappschaft, vermietet werden. Die Hallen fanden immer nur kurzfristig Mieter. Zumindest bis 2017. Bereits unterschrieben haben die Firmen Apostore und Tensquare (die WAZ berichtete). Nun soll auch ein Inkassounternehmen folgen. Der Mietvertrag wird wohl in den kommenden Tagen unterschrieben.

Entsprechend stolz ist Baranowski auf das Areal. Schon heute, so der OB, „arbeiten über 1300 Menschen wieder auf dem Gelände. Das ist eine Bilanz, die kaum ein anderer ehemaliger Zechenstandort im Ruhrgebiet vorweisen kann.“ Dennoch gibt er sich nicht zufrieden: „Mein Ziel sind 2000 Arbeitsplätze.“

Thema Arbeitsplätze stand im Mittelpunkt

Arbeitsplätze. Das Thema stand natürlich im Mittelpunkt beim Arbeitnehmerempfang. Und so äußerte sich Frank Baranowski in seiner Rede auch zum sozialen Arbeitsmarkt: „Der Gelsenkirchener Appell blieb nicht ganz ungehört. Ich bin froh, dass der Landesarbeitsminister ein offenes Ohr gezeigt hat, aber in der Summe sind die jetzt angelaufenen Programme noch zu wenig.“ Da müsse mehr kommen, sagte er mit Wink in Richtung Berlin, aber auch nach Düsseldorf. 1000 Arbeitsplätze auf dem sozialen Arbeitsmarkt – das sei sein Ziel. Erst gut ein Viertel davon entstehen gerade.

Ralf Laskowski von Radio Emscher-Lippe moderierte die anschließende kleine Podiumsdiskussion, an der sich neben Baranowski auch der örtliche DGB-Chef Josef Hülsdünker und zwei Arbeitnehmerinnen beteiligten: Ruth Grossmann, Betriebsratsvorsitzende Malzers Backstube, und Manuela Hauer, Gewerkschaftssekretärin IG BCE. Hülsdünker machte deutlich, dass der DGB seinen Beitrag zum Strukturwandel leiste. „Wir sind sehr hinterher, dass wir da nichts verschlafen.“ Er sagte aber auch, dass der Wandel zur „Smart Region“ nicht eine völlige Aufgabe klassischer Arbeitsfelder bedeute. „Gelsenkirchen ist nicht die Stadt nach Kohle und Stahl, Gelsenkirchen ist die Stadt mit Stahl.“

Wegen des Jobs nach Gelsenkirchen

Apropos Stahl: Manuela Hauer stahl den Herren ein wenig die Show. Die Oberfränkin machte keinen Hehl daraus, dass sie wegen des Jobs nach Gelsenkirchen gekommen ist. „Ich musste“, sagte sie. Mit launigen Worten und hörbar fränkischem Dialekt führte sie aus, dass sie mittlerweile aber sehr gerne in dieser Stadt lebt. Eine Stadt, die auch Sitz von Malzers Backstube ist. Das Unternehmen, das 2300 Menschen in 147 Filialen beschäftigt, heimste bereits Preise als Arbeitgeber ein. „Wir suchen zum 1. August 70 neue Azubis“, sagte Ruth Grossmann. Die Chancen, nach der Ausbildung im Unternehmen zu bleiben, stehen anscheinend gut. Die Übernahmequote gibt sie mit 99 Prozent an.

Aber neben solchen „Aufs“ gebe es leider auch immer wieder „Abs“, Rückschläge, von denen man sich „nicht bange machen lassen“ dürfe, so der Oberbürgermeister. In diesem Zusammenhang steht auch sein Schlusswort: „Ich wünsche mir Leute, die ans Gelingen glauben, und nicht das Haar in der Suppe suchen und das dann auch noch spalten wollen.“