Gelsenkirchen-Buer. . Mit einem Hilferuf wandte sich jetzt die Kfd St. Urbanus an die Stadt: Rund ums Michaelshaus in Buer nehme das Problem pöbelnder Trinker zu.

1000 Jahre: So lange wie das kirchliche Leben in Buer gibt’s die Trinkerszene zwar noch nicht in der Grünanlage des Michaelshauses – gefühlt aber doch schon ewig.

Im Jubiläumsjahr der Pfarrei St. Urbanus wird es den Mitgliedern der Katholischen Frauengemeinschaft (Kfd) allerdings nun doch zu bunt: „Kaum hatten wir rund um das Gemeindezentrum Blumen gepflanzt, wurden etliche herausgerissen. Die Probleme mit Müll, Pöbeleien und Männern, die in die Beete pinkeln und hier übernachten, werden immer größer. Uns reicht’s“, schimpfte Birgitt Brauckmann – und schrieb einen Hilferuf an die Stadt.

Stadt plant Angebot für Jugendliche

Beim Ortstermin gestern brauchte sie freilich nicht viel Überzeugungsarbeit zu leisten: Die Mitarbeiter von Ordnungsdienst, Jugendschutz und Polizei konnten live erleben, was sie meinte: Im überdachten Eingangsbereich des Michaelshauses rieb sich ein Mann verschlafen die Augen, ein paar Meter weiter blinzelte einer müde in die Frühlingssonne, gebrauchte Damenbinden, Schnapsflaschen, Pizzakartons und Getränkebecher lagen überall verstreut.

Was vom Trinkgelage übrig blieb: Flaschen und Müll rund ums Michaelshaus sorgen für Ärger.
Was vom Trinkgelage übrig blieb: Flaschen und Müll rund ums Michaelshaus sorgen für Ärger. © Heinrich Jung

Besonders abends und nachts, nicht nur am Wochenende, träfen sich bis zu 20 Jugendliche und junge Erwachsene in der Grünanlage, um Alkohol zu trinken, den sie zuvor etwa in einer nahen Trinkhalle gekauft hätten. Dabei gebe es immer wieder mal lautstarken Streit.

Besucher, die diese um die Benutzung der Abfallkörbe bitten, würden aggressiv angepöbelt, so dass die Ehrenamtlichen den Hinterausgang nutzten. „Dabei ist das kein Problem mit Migranten. Es sind zumeist junge Männer deutscher Herkunft“, so Maria Willems, die sich kürzlich gar aus Angst vor übergriffigen Männern im Gemeindezentrum einschloss.

Streetworker müssen aktiv werden

Die Situation ist den Verantwortlichen nicht neu. Allein: Eine Patentlösung haben sie nicht parat, wie Michael Hannrath-Hanasek, Leiter der Abteilung Jugendförderung im Referat Erziehung und Bildung, einräumte. „Für Jugendliche unter 18 Jahren können wir wohl Freizeitangebote vor Ort machen, aber niemanden zwingen, sie auch anzunehmen. Bei jungen Erwachsenen zwischen 20 und 30 Jahren funktionieren diese nicht mehr.“

Sein Kollege Thorsten Müller, Teamleiter Jugendschutz, ergänzte: „Wer trinken will, trinkt auch.“ Dann müssten Streetworker aktiv werden und ordnungsbehördliche Maßnahmen des Ordnungsdienstes greifen.

„Unsere Mitarbeiter werden die Anlage hier verstärkt in den Blick nehmen. Wir müssen die Leute beim Wildpinkeln, Vermüllen der Beete oder Sachbeschädigung jedoch auf frischer Tat ertappen, um die Vergehen zu ahnden“, so Dana Wilimzik vom Referat Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Hilfreich sei es deshalb, wenn Ordnungsdienst oder Polizei alarmiert würden, sobald Schwierigkeiten drohen (s. Infobox).

Vorschlag: Dixie-WC in Grünanlage

Den Vorschlag des Ordnungsdienstes, ähnlich wie am Hauptbahnhof ein Dixie-WC aufzustellen, stieß nicht bei allen auf Gegenliebe. „So mancher könnte dies als Aufforderung verstehen, sich verstärkt in der Grünanlage aufzuhalten“, mahnte Polizei-Bezirksbeamtin Melanie Mahn. Sie versprach, den Bereich künftig häufiger von Streifenwagen anfahren zu lassen.

Die Kfd-Frauen hoffen nun, dass die stärkere Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst die (jungen) Männer zur Räson bringen. „Wir haben ja nichts dagegen, dass sie sich hier aufhalten. Aber sie sollen, bitteschön, ihren Müll wegräumen und sich ordentlich benehmen“, so Birgitt Brauckmann.