Gelsenkirchen-Buer. . Dem Jubiläum „1000 Jahre kirchliches Leben in Buer“ sieht Propst Markus Pottbäcker mit Demut, Stolz und Hoffnung entgegen – trotz Vertrauenskrise.

650 Besucher zählt die St.-Urbanus-Gemeinde sonntags im Durchschnitt – verteilt auf sechs Gottesdienste, wohlgemerkt. Das entspricht rund 10 Prozent der Kirchensteuerzahler. Welche Rolle spielen dann noch, bitteschön, Glauben und Gemeindeleben vor Ort – 1000-Jahres-Jubiläum hin oder her?

„Eine große“, ist sich Propst Markus Pottbäcker sicher. „Die Kirche ist der Mittelpunkt der Innenstadt, auch für Nichtkatholiken. Wir sind in vielen sozialen Bereichen präsent. Und: Die Besucherzahlen der Gottesdienste nehmen zwar ab. Die in der Kirche aber zu. Das zeigt: Die frohe Botschaft trägt nach wie vor.“

Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen

So kämen viele Menschen in der Pfarrei mit Kirche und Glauben in Berührung, „sei es bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen oder weil ihre Kinder eine katholische Kita besuchen. Auch das Sankt-Marien-Hospital ist in seinen Ursprüngen ein kirchliches Haus.“ Nicht zuletzt engagierten sich Haupt- und Ehrenamtliche etwa in der Caritas, um Bedürftigen niederschwellig zu helfen.

„Es sind täglich rund 60 Menschen, die sich bei uns im Pfarrbüro einen Schein für ein warmes Mittagessen im Weißen Haus holen. Auch sonst melden sich oft Notleidende, wenn etwa das Geld für Schulmaterial nicht reicht. Da helfen wir ganz unbürokratisch.“ Besonders stolz sei er auf die Ehrenamtlichen, die etwa in der Flüchtlingsarbeit tätig sind „und ohne viel Aufhebens ganz fröhlich ihren Glauben leben.“

Propst freut sich über jeden Gottesdienstbesucher

Hat ein Amt mit langjähriger Tradition inne: Propst Markus Pottbäcker. Seit 1334 sind die Namen der Pastöre in St. Urbanus namentlich bekannt.
Hat ein Amt mit langjähriger Tradition inne: Propst Markus Pottbäcker. Seit 1334 sind die Namen der Pastöre in St. Urbanus namentlich bekannt. © Möller

Dass rund 1000 Jahre, nachdem erstes kirchliches Leben in Buer nachweisbar ist, die Gotteshäuser der sieben Gemeinden in der Pfarrei nicht jeden Sonntag gut gefüllt sind, wertet der Propst nicht als Katastrophe. „Ich freue mich über jeden, der kommt, aber er soll es aus freien Stücken tun. Das ist heute eben anders als früher“, wünscht er sich die vermeintlich „gute alte Zeit“ nicht zurück.

200 Teelichte täglich entzündet

Propst in einer Pfarrei mit einer 1000-jährigen Geschichte zu sein, macht ihn gleichwohl „fast ein bisschen demütig und hoffnungsfroh zugleich. Denn wenn die Gemeinde diese 1000 Jahre überlebt hat mit Religionskriegen, Hexenverfolgung, dem großen Brand 1688 und dem NS-Regime, dann wird es auch weitergehen. Einfach weil die Botschaft von Liebe, Versöhnung, Frieden und Auferstehung so großartig ist, dass die Gläubigen sie auch in schwierigen Situationen weitergeben“, hofft er, dass die Kirche auch die heutige, durch den Missbrauchsskandal und Kirchenschließungen ausgelöste Vertrauenskrise übersteht.

Und dann nennt er noch mal Zahlen. „Täglich sind es 200 Teelichte, die allein in unserem Dom angezündet werden; jährlich also rund 70.000 . Das ist doch ein gutes Zeichen.!“