Buer. . Eine neue Bekleidungsrichtlinie der Volksbank Ruhr-Mitte gewährt Mitarbeitern mehr Freiheit vor dem Kleiderschrank. Krawatten sind keine Pflicht.
Die Volksbank Ruhr-Mitte macht den Weg frei – für mehr als Geld und Zinsen: Seit Anfang April gilt für nahezu alle 350 Beschäftigten eine neue „Bekleidungsrichtlinie“. In globalen Zeiten kommt die natürlich als „Dresscode“ daher, und genauso modern werden die Standards in Sachen Berufsmode nun interpretiert: Das Motto „Kleide Dich, wie unsere Kunden es von Dir erwarten, aber behalte Deine Identität“ soll den Mitarbeitern morgens vor dem Kleiderschrank mehr Freiheiten lassen, zugleich aber auch mehr Kundennähe demonstrieren.
Flip-Flops sind aber „unpassend“
Um es gleich vorweg zu sagen: Flip-Flops, Trekking-Sandalen, Holzfällerhemden und knappe Minis sind auch nach der neuen Kleiderordnung, nun ja, „nicht erwünscht“ oder „unpassend“, wie Vera Bleker, Jutta Seewald und Benjamin Hartmann, allesamt Führungskräfte, es eher zurückhaltend gegenüber ihren Mitarbeitern formulieren würden. Die Drei zählen zum siebenköpfigen „CultureLab“-Team, das im August 2018 antrat, „die Unternehmenskultur noch weiter zu verbessern“ und im November begann, die nur mündlich tradierten Kleidungs-Vorgaben auf den Prüfstand zu stellen.
„Die Idee dazu kam im Zuge einer Mitarbeiterbefragung nach dem heißen Sommer 2018 auf, aber auch viele Kunden in den modernen Filialen wunderten sich, dass wir noch recht konservativ gekleidet waren“, berichtet Vera Bleker, Leiterin der neu gestalteten „VB-Next“-Filiale in Herten. Einmal monatlich brüteten die Banker über modische Trends; am Ende einigten sie sich auf eine Positiv-/Negativ-Liste mit Kleidungsstücken, die mittlerweile anschaulich bebildert im Intranet präsentiert wird. Als Models hatten sich 50 Mitarbeiter für die Foto-Session auf dem Volksbank-Catwalk gemeldet.
„Wir setzen auch auf den gesunden Menschenverstand“
Das Ergebnis: Dunkle Anzüge, unifarbene Hemden und Krawatten bei den Herren, Kostüme oder Hosenanzüge bei den Damen als obligatorisches Outfit haben ausgedient. „Männer können ab jetzt auch eine Kombination aus heller oder dunkler Stoffhose mit Sacco tragen, möglich sind ebenso eine Chinohose, ein Hemd mit Pullover oder Cardigan. Eine Krawatte ist nicht mehr Pflicht“, so Jutta Seewald, Leiterin der Versicherungsabteilung. Was die Füße betrifft, so bleibt es jedoch bei der Empfehlung von Leder-Business-Schuhen. „Was nicht geht, sind sichtbare Tätowierungen, Piercings und bei Herren auch farbige Hosen“, betont Benedikt Hartmann, Leiter des Firmenkundencenters.
In den Genuss einer viel größeren Modell- und Farb-Freiheit kommen demgegenüber die Bankerinnen: Kleid, Rock (beides eine Handbreit über dem Knie endend), zurückhaltend gemusterte Bluse, Edeljeans, Blazer: Erlaubt ist (fast) alles, was gefällt – und nicht zu kurz, zu eng oder zu grell ist. „Wir geben nur den Rahmen vor und setzen sonst auf den gesunden Menschenverstand“, so Jutta Seewald. Die rote Karte gibt’s allerdings für Sneaker und Badelatschen, selbst wenn sie ein Designer-Logo tragen. „Irgendwo müssen wir ja eine Grenze ziehen.“ Und: Für das besondere Kundengespräch sollte, so die Empfehlung, jeder (männliche) Mitarbeiter eine Krawatte in der Schublade haben.
Die Vorstände Ingo Abrahams und Peter Bottermann unterstützten die Initiative und segneten die Vorschläge ohne Änderungswunsch ab. Sie selbst umzusetzen, fällt ihnen aber offenbar noch etwas schwer. „Viele Kunden erwarten von uns Vorständen ja doch, dass wir im Anzug mit Krawatte erscheinen“, meint Bottermann. Aber immerhin habe er bei seinem Ausflug in die Modewelt neue Fachbegriffe kennengelernt: „Ich weiß jetzt, dass Peeptoes Damenschuhe mit einem Loch für den großen Zeh sind.“