Gelsenkirchen. . Der Hitzesommer 2018 hat die Wasserversorgung durch Gelsenwasser gefordert. Der Bedarf war so hoch wie zu Zeiten von Zechen und Stahlindustrie.

Den größten „Durst“ im Supersommer 2018 registrierte Gelsenwasser am 3. August. Über 600.000 Kubikmeter Trinkwasser und damit rund eineinhalbmal so viel wie an einem durchschnittlichen Tag floss an die Kunden. In den Abendstunden zwischen 20 und 21 Uhr, wenn die Hausbesitzer ihre Gärten wässerten und die benachbarten Stadtwerke ihre Behälter wieder füllten, erreichte die Abgabe aus dem Netz mit 34.000 Kubikmetern pro Stunde außerordentlich hohe Werte. Insgesamt, so der Vorstandsvorsitzender Henning R. Deters, habe das System aus Talsperren, Wasserwerken und Versorgungsnetzen 2018 seine Leistungsfähigkeit „eindrucksvoll unter Beweis gestellt“.

Vierttrockenste Sommer seit Inbetriebnahme 1908

Im Dauerbetrieb war so mancher Rasensprenger im Hitzesommer 2018. Rasensprenger im Betrieb. An der Wetterstation Haltern wurde mit nur 262 Liter Regen pro Quadratmeter in sieben Monaten der vierttrockenste Sommer seit Inbetriebnahme des Wasserwerks  1908 registriert.
Im Dauerbetrieb war so mancher Rasensprenger im Hitzesommer 2018. Rasensprenger im Betrieb. An der Wetterstation Haltern wurde mit nur 262 Liter Regen pro Quadratmeter in sieben Monaten der vierttrockenste Sommer seit Inbetriebnahme des Wasserwerks 1908 registriert. © dpa Picture-Alliance / Nestor Bachmann

Deutschlandweit war 2018 das wärmste Jahr seit 1881. Die Durchschnittstemperatur lag um 2,2 °C über dem Mittel der letzten dreißig Jahre (9,0 °C), der Zeitraum April bis Oktober war extrem trocken. An der Wetterstation Haltern wurde mit nur 262 Liter pro Quadratmeter in sieben Monaten der vierttrockenste Sommer seit Inbetriebnahme des Wasserwerks 1908 registriert. Trockener waren lediglich die Sommer 1921, 1947 und 1976.

Niedrigwasser in den Stauseen im Sauerland

Die Talsperren – wie hier am Biggesee im Sauerland – hatten mit Ende des Wasserwirtschaftsjahres am 31. Oktober den niedrigsten Füllstand seit 1976.
Die Talsperren – wie hier am Biggesee im Sauerland – hatten mit Ende des Wasserwirtschaftsjahres am 31. Oktober den niedrigsten Füllstand seit 1976. © Hans Blossey

Dass die Wasserversorgung dennoch jederzeit gesichert blieb, lag auch am eher nassen Winter 2017/18: Da lagen die Niederschläge ein Drittel über dem langjährigen Mittel. Aus den Talsperren Haltern und Hullern wurden über mehrere Monate hinweg täglich bis zu 280.000 Kubikmeter entnommen, die übrigen Mengen wurden aus Grundwasservorkommen gedeckt. Dabei sank der Wasserspiegel in der Talsperre Haltern täglich um etwa drei Zentimeter. Darüber hinaus darf Gelsenwasser Wasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal entnehmen, um den Abfluss der Stever zu stützen, die wiederum die Talsperren Haltern und Hullern speist – rund 8 Millionen Kubikmeter waren es insgesamt.

Tagesförderung wie zu Zeiten der Stahlwerke

So war das Wasserwerk Haltern laut Gelsenwasser jederzeit in der Lage, die geforderten Mengen zu liefern. Am 3. August erreichte hier die Förderung 383.651 Kubikmeter; eine ähnlich hohe Tagesförderung gab es zuletzt Mitte der 90er Jahre, als Haltern noch Bergwerke und Stahlindustrie in größerem Umfang zu beliefern hatte.

Die Talsperren an der Ruhr waren in derselben Weise von der Großwetterlage betroffen. Dort fielen nur 54 Prozent der üblichen Regenmenge und die Talsperren hatten mit Ende des Wasserwirtschaftsjahres am 31. Oktober den niedrigsten Füllstand seit 1976. Nach Angaben des Ruhrverbands betrug die Füllmenge zu diesem Zeitpunkt mit 225 Millionen Kubikmetern noch 48 Prozent vom Vollstau und lag damit um 32 Prozent unter dem langjährigen Mittel.

Ruhr und Lenne mit Talsperrenwasser gespeist

Weil die Trockenheit auch noch über das Wasserwirtschaftsjahr hinaus bis in den November reichte, gaben die Talsperren des Ruhrverbands vom 1. Mai bis 1. Dezember 233 Millionen Kubikmeter Wasser ab und speisten so in jeder Sekunde durchschnittlich 12,6 Kubikmeter in Ruhr und Lenne ein.