Gelsenkirchen. . Der Gelsenkirchener Inklusionsbetrieb Intzeit befürchtet Jobabbau. Ohne Förderung könnten Menschen mit Handicap nicht weiter beschäftigt werden.

Viel wurde in den vergangenen Jahren getan, um der lange vernachlässigten Inklusion flächendeckend eine stabile Struktur zu geben. Das Gerüst könnte alsbald Risse bekommen, weil Förderprogramme und damit Gelder auslaufen. Betroffen sind dann alle Inklusionsbetriebe, auch die 2010 gegründete und gemeinnützige Intzeit-Arbeit aus Gelsenkirchen, mit 227 Beschäftigten das drittgrößte Inklusionsunternehmen im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Die Frage, die es von der Politik zu beantworten gilt, formuliert Intzeit-Prokuristin Karin Stäritz so: „Können wir es uns leisten, inklusive Arbeitsplätze weiter in der bisherigen Höhe zu fördern?“

26 gut geförderte Plätze für Menschen mit Handicap

Am Beispiel des Gelsenkirchener Betriebes mit einer Inklusionsquote von fast 50 Prozent wird das Problem deutlich. Es verfügt über 26 temporär gut geförderte Förderplätze für Menschen mit Behinderung. Für ihre Beschäftigung (und Betreuung) zu marktüblichen Löhnen erhält die Firma eine Ausgleichszahlung, „die in etwa den Betrag deckt, den ein Mitarbeiter mit Handicap durch seine geringere Leistungsfähigkeit weniger erwirtschaftet“, so Karin Stäritz.

Intzeit-Arbeit gGmbH

Intzeit-Arbeit ist ein gemeinnütziges Inklusionsunternehmen mit 227 Mitarbeitern, das dauerhafte Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Schwerbehinderung/Assistenzbedarf schafft. Umsatz: sechs Millionen Euro.

Auch im Portfolio: Büroservice, Elektromontagen, Metallbe- und verarbeitung, CNC-Drehen, Bohren, Gewindeschneiden, Montage- und Verpackungsarbeiten und mehr.

Fällt die dreijährige Förderung nach 2021 niedriger aus – bundesweit sind 150 Millionen Euro im Topf, beim LWL etwa 15,5 Millionen Euro –, so gerät das Konstrukt in Schieflage, würden circa 100.000 Euro Fördergelder pro Jahr fehlen. Intzeit-Arbeit liefe Gefahr, inklusive Stellen abbauen zu müssen, könnte den Status der Gemeinnützigkeit verlieren und wohl nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Denn die Konkurrenzsituation in den umkämpften Betätigungsfeldern Gastronomie, Reinigung, Hausmeisterservice sowie Garten- und Landschaftsbau „erlaubt keine Preissenkungen mehr“.

Laumann will das Problem auf höherer Ebene ansprechen

Arbeits- und Sozialminister des Landes NRW, Karl-Josef Laumann (r.) und Staatssekretär Oliver Wittke (l.) sowie der Gelsenkirchener CDU-Fraktionschef Wolfgang Heinberg (2.v.l.) unterhalten sich mit den Auszubildenden Nina Kolbe (m.) und Mete Namli (2.v.r.) im Bistro auf Schalke. Die Auszubildenden erlernen den Beruf des/der Restaurantfachmannes/-frau.
Arbeits- und Sozialminister des Landes NRW, Karl-Josef Laumann (r.) und Staatssekretär Oliver Wittke (l.) sowie der Gelsenkirchener CDU-Fraktionschef Wolfgang Heinberg (2.v.l.) unterhalten sich mit den Auszubildenden Nina Kolbe (m.) und Mete Namli (2.v.r.) im Bistro auf Schalke. Die Auszubildenden erlernen den Beruf des/der Restaurantfachmannes/-frau. © Joachim Kleine-Büning

Diese Sorgen hörte sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei seiner jüngsten Stippvisite im Bistro auf Schalke an, einer von mehreren inklusiven Arbeitsstätten der Intzeit-Arbeit. Der Minister sagte, er könne „momentan nichts machen, weil die Mittel gedeckelt sind“. Laumann versprach aber, die Problematik auf höherer politischer Ebene einzubringen, um Lösungen zu finden.

Unterstützung erhält das Inklusionsunternehmen dabei vom Gelsenkirchener Bundestagsabgeordneten Oliver Wittke (CDU), der die prekäre Situation der Stadt „mit einer SGB II-Quote von 24,8 Prozent“ hervorhob. Wittke plädierte dafür, „die Mittel dort zu kürzen, wo der Arbeitsmarkt nicht so belastet ist wie in Gelsenkirchen“. Menschen mit Behinderung würden andernfalls die Arbeitslosenzahl zusätzlich nach oben treiben.