Gelsenkirchen. Fatima Yüksel macht als erste unter neun Kollegen mit Handicap im Integrationsbetrieb Bistro „Auf Schalke“ eine Ausbildung als Köchin. Die 18-Jährige hat eine Sehschwäche .

Fraglos viele eng verzahnte Räder müssen ineinandergreifen, damit eine Maschine läuft. In Sachen Inklusion und Arbeitsmarkt sieht es ähnlich auf. „Daher bin ich auch so froh, dass ich eine Ausbildung gefunden habe“, sagt Fatima Yüksel. Die 18-jährige, sehbehinderte Hernerin macht seit August vergangenen Jahres im Bistro „Auf Schalke“ eine Vollausbildung zur Köchin – als bislang einzige unter neun weiteren Kollegen, die engagiert das Beste aus ihrem Handicap machen.

Dickes Lob vom Küchenchef

Die Entscheidung für die Arbeit in der Küche statt – wie ursprünglich avisiert – im Altenheim, sagt die Hobbysängerin, „habe ich nicht bereut.“ Franko Böger, Yüksels Ausbilder und Küchenchef des Bistros, ebenso wenig: „Wir haben mit ihr eine sehr selbstständige junge Frau hinzugewonnen, die gut organisiert ist und zu unseren Kunden ein ausgesprochen guten Draht hat.“ Ein dickes Lob, das die 18-Jährige ein wenig verlegen macht.

Bis es so weit war – und damit sind wir wieder beim eingangs erwähnten Räderwerk – haben sich viele Stellen mit eingebracht. Etwa der Integrationsfachdienst Gelsenkirchen (IFD, der im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen Unterstützung (LWL) leistet, das Sozialwerk St. Georg als Träger des Bistros bis hin zur Agentur für Arbeit Gelsenkirchen. „Im Durchschnitt investieren wir in junge Menschen mit Inklusionshintergrund etwa 50 000 Euro in Form von Förderung und Hilfen, damit sie ihren Platz in der Berufswelt finden“, erklärt Arbeitsvermittlerin Irmtraud Sucker.

Unterstützung endet nicht abrupt

Im Falle von Fatima Yüksel, die zunächst nur ein Praktikumsangebot als Pflegerin in einem Altenheim hatte, wurde über einen Zeitraum von einem Jahr ausgiebig getestet, wo ihre Stärken, Schwächen und natürlich auch Interessen liegen, bis sie an ihren heutigen Arbeitsplatz im Schlagschatten der Veltins-Arena vermittelt wurde. Berufsvorbereitende Maßnahmen wie Schulungen inbegriffen. Apropos Hilfe, die amtliche wie behördliche Unterstützung endet nicht abrupt. Ihr Kollege, der angehende Beikoch Ramadan Bajrami, bekommt zum Beispiel „alle 14 Tage noch etwas Nachhilfeunterricht“, wie Bistro-Betriebsleiter Tom Geerts erklärt. Schalke-Fan Bajrami ist gehörlos, da treten öfter mal Probleme bei der Verständigung auf. Oder des Verstehens.

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Zurück zu Fatima Yüksel. „Schnittbeilagen erstellen, Brühen ansetzen – das sind gerade meine Aufgaben“, beschreibt sie ihren Alltag. Wobei: Wenn es an die Feinarbeiten geht, dann braucht sie eine starke Brille, Scharf- und Detailsehen sind für sie die Hürde. Nichtsdestotrotz kocht sie bereits die ersten Nudelgerichte alleinverantwortlich. Das trifft sich gut, sehr gut sogar, denn die junge Frau hat einen Faible für Pasta, „insbesondere für gebratene Nudeln“.

Auch so kann man jemanden Ausbildung schmackhaft machen.