Gelsenkirchen. . Wegen der Taubenplage in der Gelsenkirchener Innenstadt wurde ein Habicht zur Vergrämung eingesetzt. Schon bald soll Strom für Besserung sorgen.
Stoisch thront sie dort oben auf dem Sims des Hans-Sachs-Hauses. Doch sobald das „Hopp!“ von Pierre Schmidt ertönt, breitet Medusa ihre Flügel aus und gleitet hinab auf den Handschuh des Adler- und Falknermeisters. Die umstehenden Passanten machen große Augen.
Medusa ist jedoch nicht hier, um Eindruck zu schinden. Der Habicht soll dafür sorgen, die Tauben aus der Innenstadt, insbesondere in der Umgebung des Hans-Sachs-Hauses, zu vergrämen. Dabei werden die Tauben nicht etwa gejagt oder gar verletzt. „Allein seine Präsenz schüchtert die Tauben ein“, sagt Pierre Schmidt. Die Tauben spürten, dass ein natürlicher Feind in der Nähe ist und nähmen vorsichtshalber Reißaus. Und in der Tat: Als Schmidt mit Medusa durch die Innenstadt läuft, lassen sich mehrere flüchtende Schwärme beobachten. „Die fliegen jetzt in Richtung Dortmund, damit können Sie leben, oder?“, sagt er und lacht.
Verschmutzung und Gesundheitsgefahr durch Kot
Bereits vor zwei Jahren zeigte Schmidt mit seinen Greifvögeln in der Stadt Präsenz und sorgte für eine zwischenzeitliche Entspannung der Lage. Inzwischen ist die Situation jedoch wieder prekär. „Man kann schon von einer Taubenseuche sprechen“, findet Schmidt. Taubenkot sorgt am Hans-Sachs-Haus und auch am Musiktheater im Revier (MiR) längst für starke Verschmutzungen, die auch für den Menschen gesundheitsgefährdend sein können. Weil der Taubenkot als Schadstoff gilt, müssen bei der Fassadenreinigung gar besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Um nicht regelmäßig vor der gleichen Belastung zu stehen, denkt die Stadt seit längerer Zeit über Alternativmaßnahmen nach. Die Überlegung, Taubenhäuser auf dem Dach zu installieren, ist aufgrund der zu erwartenden Dauer vom Tisch. Stattdessen soll nun eine elektronische Taubenvergrämungsanlage installiert werden, bei der die Drähte unter Strom stehen. „Sie kriegen lediglich einen kleinen Schlag“, weist Bauleiter Carsten Butterweck Befürchtungen zurück, wonach die Tauben dadurch verletzt werden könnten. „Am Musiktheater ist eine ähnliche Lösung wünschenswert“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer.
Falkeneinsatz in regelmäßigen Abständen
Falknerei von Schmidt kann besucht werden
„Adlerflüsterer“ heißt ein Dokumentationsfilm, der die Arbeit von Falkner Pierre Schmidt zeigt. Zwei Jahre wurde er von der Kamera begleitet.
30 verschiedene Vögel hat Schmidt in seiner Falknerei an der Gymnicher Mühle 1 in Erftstadt. Besuche sind möglich. Infos: www.falknerei-schmidt.de
Bis es soweit ist, will Pierre Schmidt seine Medusa und andere Falken regelmäßig – ungefähr alle zehn Tage – durch Gelsenkirchen fliegen lassen. Denn nicht nur die Gebäude leiden unter dem Dreck der häufig abfällig als „Luftratten“ bezeichneten Tiere, in der Innenstadt fühlen sich viele Kunden und Händler von der immensen Zahl an Tieren belästigt. Immer wieder legen Unbekannte große Mengen Futter in der Stadt aus und locken dadurch die Tauben an – auch wenn hohe Strafen drohen. „Das ist falsch verstandene Tierliebe“, mahnt Schmidt. Den Vögeln schadeten die Essensreste nämlich.
Bis sich die Tauben wirklich von Medusa und Co. eingeschüchtert haben lassen, dürfte es noch etwas dauern. Bereits am Dienstagnachmittag lassen sich erneut Dutzende Vögel beobachten, die sich auf herumliegende Brotkrümel stürzen...
>> Falknerei von Schmidt kann besucht werden
„Adlerflüsterer“ heißt ein Dokumentationsfilm, der die Arbeit von Falkner Pierre Schmidt zeigt. Zwei Jahre wurde er von der Kamera begleitet. 30 verschiedene Vögel hat Schmidt in seiner Falknerei an der Gymnicher Mühle 1 in Erftstadt. Besuche sind möglich. Infos: www.falknerei-schmidt.de