Gelsenkirchen-Buer. . Wissenswertes rund um Körper und Seele erfuhren 200 Gäste der Patiententagung der Revierinitiative. 18 Experten informierten rund um Brustkrebs.
Kopfkino in Dauerschleife, neue Hoffnung Immuntherapie, Hilfreiches zum Lymphödem, Umgang mit Nebenwirkungen im ganz normalen Leben, Patientenverfügung – die Patiententagung der Revierintiative Förderverein Brustzentrum in der Westfälischen Hochschule gab am Samstag ein weiteres Mal Antworten auf viele drängende Fragen, vermittelte wertvolle Tipps für den Alltag und auch das – Hoffnung.
Zum Beispiel angesichts der neuen Möglichkeiten der Immuntherapie, die Dr. Friedrich Overkamp in einem ausgesprochen kurzweiligen Vortrag erläuterte. Der ehemalige onkologische Kooperationspartner des Brustzentrums und heute international tätige Mediziner stellte die Einsatzmöglichkeiten der Immuntherapie vor, die die körpereigene Abwehr nutzt. Er erklärte auf faszinierend verständliche Weise das hochkomplexe Wirkungsprinzip der Therapie mit Wächterzellen, die verdächtige Zellen im Körper orten und melden, und T-Lymphozyten, die die gemeldeten Schädlinge töten.
Nobelpreis für diese bahnbrechende Entdeckung
Die Wissenschaftler, die entdeckten, wo und wie genau der Informationsaustausch zwischen den Zellen stattfindet – an Checkpoints – bekamen dafür 2018 den Nobelpreis. Im Bereich Brustkrebs ist die Immuntherapie zwar bislang nur bedingt einsetzbar; die Forschung aber schreitet dabei zügig voran. Die Erfolge seien beeindruckend, die Nebenwirkungen im Vergleich zu Chemotherapien weniger ausgeprägt, so Overkamp.
Der Fokus der gut 200 Teilnehmer – vorwiegend Patientinnen des Brustzentrums an den Evangelischen Kliniken – lag in diesem Jahr entsprechend den Vortragsthemen auf dem Lymphknotentransfer als entlastende Maßnahme, die Dr. Katrin Seidenstücker vorstellte sowie auf der optimalen Dauer von Antihormontherapien (im Vortrag erklärt von Oberarzt Hans Holger Fischer) und dem Umgang mit Nebenwirkungen dabei. Beides war nachmittags auch Thema in moderierten Workshops mit wertvollen Tipps für den Alltag. Gerade beim Thema Lymphödem wurde die Bedeutung von physiotherapeutischer Begleitung und Lymphdrainage unterstrichen.
Andrang bei Workshops Patientenverfügung
Besonders begehrt war die Gruppe zur Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. „Neben den Juristen war eine Palliativmedizinerin dabei, die die Grenzen zwischen der Ablehnung lebensverlängernder Maßnahmen und Sterbehilfe erklärt hat. Das war sehr hilfreich“, urteilte die Mit-Organisatorin der Tagung, Barbara Kols-Teichmann. Der Workshop zur Überwindung der oft allzu lähmenden Angstspirale, Stichwort „Kopfkino“ war so beliebt, dass es eine zweite Veranstaltung dazu geben soll, um auch den Abgelehnten die Möglichkeit zu bieten, sich darüber zu informieren.
Psychoonkologie eine große Hilfe
Frauke Wichert (45) ist Teilnehmerin und Patientin des Brustzentrums und mehr als dankbar für Informations- und Hilfsangebote wie diese Tagung: „Ich war erst in Dortmund in Behandlung. Hätte ich da schon solche Unterstützung und Begleitung bekommen wie hier, auch von der Psychoonkologin, dann wäre ich nach der Diagnose sicher nicht so abgestürzt.“ Edda Risse (78) stimmt ihr zu: „Ich hatte 30 Bestrahlungen und keine Beschwerden.“ Sie fühle sich sehr gut aufgehoben und vor allem informiert.
>> Zum 17. Mal bereits
Die Revierinitiative Förderverein Brustkrebszentrum e.V. organisiert alljährlich Tagungen für die Patientinnen – diesmal zum 17. Mal. Der Leiter des Brustzentrums an den Evangelischen Kliniken, Dr. Abdallah Abdallah, führte moderierend durch den Tag. Als zweiter Vorsitzender und Gründungsmitglied des Vereins übernimmt er auch federführend die Organisation.