Gelsenkirchen. . Die Sonne scheint und der Regen bleibt aus. Auch das Niedrigwasser in der Emscher gibt Anlass zur Sorge. Bauern fürchten schlimme Folgen.
Die Sonne strahlt in den letzten Tagen bei frühlingshaften Temperaturen vom Himmel. Doch Josef Föcker vom Eckermannshof kann sich darüber nicht freuen. Nach dem trockenen Sommer im letzten Jahr hat er Angst um seine Existenz. Der ersehnte Regen blieb im Winter bisher weitestgehend aus. Die Folgen: Die Pegel der Flüsse haben sich noch nicht erholt, viele Felder sind noch wahre Staubwüsten.
„Wenn das so bleibt, wird die Trockenperiode noch schlimmer als im letzten Jahr“, sagt Föcker. In diesem Februar hätte es um die 20 Prozent weniger geregnet als in den Vorjahren. Dazu käme, dass viele Ressourcen durch die lange Trockenphase im letzten Jahr aufgebraucht seien, Brunnen stünden leer. Wegen der trockenen Böden steige die Brandgefahr. Im schlimmsten Fall, so Föckers Angst, kommt er ums Gießen nicht herum. Und das ist kostspielig.
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Zeichen der Klimaerwärmung
Zumal Wasser trotz Schauern im Januar noch immer knapp ist. Der Pegel der Emscher liegt in Sutum mit 69 Zentimetern noch immer im Niedrigwasser-Bereich. Das, so erklärt Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft, liege nicht nur daran, dass wegen der Renaturierung einige Zuflüsse wegfallen. „Alle Skeptiker der Klimaerwärmung müssen nur aus dem Fenster sehen. Das ist nicht normal“, sagt er.
Martin Schulze Schleithoff vom Lindenhof hat sich deshalb bereits auf einen weiteren trockenen Sommer eingestellt. Er hat sich in südlicheren Ländern umgesehen und Maßnahmen ergriffen. In diesem Jahr hat der Landwirt Jungpflanzen mit einer Mulch-Gras-Schicht umschlossen. So verdunstet weniger Wasser aus dem Boden und Unkraut hat es schwerer. Zudem hofft er, dass die Ummantelung wie ein Schwamm wirkt und Regenwasser aufsaugt. Mit kleinen Dämmen will der 34-Jährige zusätzlich Wasser auffangen.
Kunden sorgen sich um ihre Pflanzen
Da er auf seinem Hof auch Weidetiere hält, hat Schulze Schleithoff Gras zusammen mit Klee gepflanzt. „Klee hat tiefere Wurzeln. Dadurch kann das Wasser besser nach oben gezogen werden.“
Matthias Gschmack ist Gartenbautechniker bei der Gärtnerei Otten und bemerkt, dass Kunden sich schon jetzt um ihre Pflanzen sorgen: „Einige beklagen sich über die derzeitige Situation ihres Rasens.“ Ihnen empfiehlt er als trockenheitsverträglichere Alternative krautartige Steinbrechgewächse, die normalerweise zur Dachbegrünung genutzt werden. Größere Probleme sieht Gschmack bei den Straßenbäumen. Denen stehe wegen des begrenzten Wurzelraums wenig Wasser zur Verfügung.
Erfolg von Gießaktionen ist noch fraglich
Wie gut das städtische Grün die Dürre überstanden hat, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen, sagt Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne. Erst, wenn die Bäume ausschlagen, sei zu erkennen, ob die Gießaktionen im vergangenen Jahr sie vor schlimmeren Schäden bewahrt haben.
Aktuell drohe zusätzlich Gefahr von anderer Seite: „Das ungewöhnlich warme Wetter beschleunigt das Wachstum.“ In kalten Nächten könnten die Triebe Opfer von Frostschäden werden und das schwäche die ohnehin schon angegriffenen Bäume zusätzlich. Für Obstbauern kann das massive Ernteeinbußen bedeuten.
Kurz vor Ende des Winters bilanziert auch Gelsenwasser die Pegelstände. Dort hat sich die Lage inzwischen verbessert: Die Talsperren waren Anfang November nur noch zu 40 Prozent gefüllt, mittlerweile sind es immerhin wieder 85,4 Prozent – „eine entspannte Situation“, wie Unternehmenssprecher Bernd Hartung mitteilt.