Gelsenkirchen-Beckhausen. . Für die Abschiedsparty Ende Dezember werden noch Erinnerungen gesucht – erzählte und begreifbare.
Das Aus des Gemeindezentrums Liebfrauen an der Horster Straße 301, es ist seit drei Jahren angekündigt. Nun aber wird’s konkret: Ende des Monats wird der Treffpunkt vieler (nicht nur) kirchlicher Vereine und Verbände geschlossen, um ihn – samt dem benachbarten Kindergarten – Anfang 2019 abzureißen.
Zuvor aber will die Gemeinde Abschied von dem Gebäude nehmen und noch einmal richtig feiern – bei einer „Aufbruch-Party“ am Samstag, 29. Dezember. „Das Gemeindeleben vor Ort geht schließlich weiter. Wir sehen das Ganze weniger als Ende, sondern vielmehr als Neuanfang, den wir gemeinsam gestalten wollen“, so Pastor Bernd Steinrötter.
Aufbruch statt Abbruch
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Aufbruch statt Abbruch also: Dass nicht jeder in der Gemeinde die Veränderungen so wertet, ist Steinrötter bewusst. „Es hängen ja viele schöne Erinnerungen an dem Gebäude, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sogar für einige Jahre als Notkirche diente, weil das eigentliche Gotteshaus durch Bomben zerstört worden war.“
1928 errichtet und 1969 renoviert, diente das Gemeindezentrum mit seinen sieben unterschiedlich großen Räumen anfangs auch als Kindergarten. „Meine Mutter hat dort ihre Erstkommunion gefeiert. So viele Kinder waren es, dass parallel zwei Gottesdienste auf zwei Stockwerken stattfanden“, berichtet Sigrid Sanders, Gemeindemitglied und gerade frisch in den Kirchenvorstand gewählt.
Abrissbagger rücken an
Diese und andere Erinnerungen in Wort, Bild(ern) und Videos sind deshalb hochwillkommen bei der „Aufbruch-Party“ mit Imbiss und Musik. „Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen Fotos oder Zeitungsausschnitte mitbringen. Dann haben wir bestimmt viel Gesprächsstoff“, so Sigrid Sanders.
Und danach? „Wird das Haus komplett leer geräumt. Anfang des neuen Jahres rücken dann die Abrissbagger an. Wir hoffen, dass eine Freifläche von dieser Größenordnung eher die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich zieht als ein bebautes Areal“, meint Steinrötter. Das Grundstück des Gemeindezentrums misst 1322 Quadratmeter, die Kindergarten-Fläche 548 Quadratmeter.
Multifunktionales „Gemeindegasthaus“
Geplant ist, dass ein Investor in seinem Neubau ein multifunktionales „Gemeindegasthaus“ für kleinere Gottesdienste und als Begegnungsraum auch für den Stadtteil zur Verfügung stellt. Falls dies nicht möglich sein sollte, soll dieses „Gasthaus“ in die Kirche integriert werden.
Fest steht jedoch, dass die Realisierung noch Jahre in Anspruch nehmen dürfte: Zunächst muss die Stadt einen neuen Bebauungsplan für den Bereich beschließen, der auf eine andere als die bisherige Nutzung abhebt. Derzeit entwickelt die RAG Montan Immobilien GmbH im Auftrag des Bistums Essen Vorschläge für mögliche Nutzungen.
Neue pastorale Schwerpunkte
So viel Unsicherheit auch auf die Stimmung drücken mag: Pastor Steinrötter setzt darauf, dass die Phase zwischen dem „nicht mehr“ und dem „noch nicht“ auch Kräfte freisetzt, um (neue) pastorale Schwerpunkte zu entwickeln. „Wir wollen als Gemeinde unsere Identität behalten und den Glauben an anderen Orten weitertragen.“
Das sei ja nicht zwingend an das Gemeindezentrum gebunden. „Wir sind sehr froh, dass die Evangelische Kirchengemeinde Buer-Beckhausen unserer Kolpingsfamilie und der Kfd Räume im Bodelschwingh-Haus für ihre monatlichen Treffen zur Verfügung stellt. Diese ökumenische Zusammenarbeit würden wir gerne noch ausbauen.“
Insgesamt haben alle Vereine und Verbände eine neue Heimat gefunden – entweder in der Krypta der Liebfrauenkirche, im Gemeindesaal St. Clemens oder im gerade frisch umgebauten Pfarrzentrum St. Hippolytus in Horst. „Das Gemeindeleben geht also weiter, wenn auch unter veränderten Bedingungen“, so der Pastor.