Gelsenkirchen/Düsseldorf. . Einrichtungen in Gelsenkirchen sind flexibler als Nachbarstädte, bescheinigt das Familienministerium. Wie die Stadt sich auf Eltern einstellt.

Gelsenkirchen ist spitze – zumindest, was die Öffnungszeiten seiner Kitas angeht. Das bescheinigt jetzt eine Analyse des Familienministeriums NRW, die das Betreuungsangebot landesweit vergleicht. Das Ergebnis: Keine Stadt in NRW hat so viele Kindertageseinrichtungen, die so lange öffnen und die so flexibel auf die Eltern eingehen.

„Wir haben schon früh festgestellt, dass die Eltern unserer Stadt ein spezielles Angebot brauchen“, sagt Holle Weiß, Betriebsleiterin von Gekita. Weil viele Eltern im Schichtdienst oder im Einzelhandel arbeiten, führte die Stadt bereits vor zehn Jahren in fünf Kitas in fünf Stadtteilen Öffnungszeiten bis 20 Uhr ein. Inzwischen sind es neun, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen. Selbst das viermal so große Köln kann da nicht mithalten: Hier öffnen gerade einmal zwei Kitas bis 20 Uhr. Hinzu kommen in Gelsenkirchen 13 Einrichtungen, die nach 17 Uhr betreuen.

Mehr Personal für Kitas mit längeren Öffnungszeiten

Auch in den Morgenstunden sind die Gelsenkirchener Kitas überdurchschnittlich gut aufgestellt: 16 der insgesamt 122 Einrichtungen öffnen bereits vor 7 Uhr, davon zehn schon um 6 Uhr. Zum Vergleich: Im deutlich größeren Köln machen gerade einmal sechs Kitas vor 7 Uhr auf.

Holle Weiß ist Betriebsleiterin bei Gekita
Holle Weiß ist Betriebsleiterin bei Gekita © Martin Möller

Bei ihrer Planung legt Gekita ganz besonderes Augenmerk darauf, was Eltern sich wünschen. In jährlichen Befragungen können sie angeben, welche Betreuungszeiten zu ihrem Familienmodell passen. Die Daten werden ausgewertet, die Ergebnisse so gut es geht umgesetzt. „Das braucht natürlich zusätzliches Personal, wenn man eine Einrichtung bis 20 Uhr offen hält“, erklärt Weiß.

Anmeldung: Eltern wissen, wo sie hingehen müssen

Aber, findet die Kita-Expertin, die Mühe zahle sich aus. „Die erweiterten Öffnungszeiten werden sehr gut angenommen.“ Bis 20 Uhr werden in Gelsenkirchen zurzeit 100 Kinder betreut. „Die Eltern wissen ja inzwischen, in welchen Kitas das möglich ist und melden ihre Kinder auch gezielt dort an.“

© Miriam Fischer

Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Stadt eine Herzensangelegenheit, betont auch Annette Berg, Dezernentin für Jugend, Bildung, Sport und Integration. „Gerade, dass sich die Öffnungszeiten an der Lebenswirklichkeit orientieren, ist für die Familien in unserer Stadt enorm wichtig.“

Geldspritze vom Land 2020/21

Gelsenkirchen liegt mit seiner Betreuungsquote sowohl bei den über Dreijährigen, als auch bei den unter Dreijährigen deutlich unter dem selbsterklärten Soll (die WAZ berichtete). Dennoch: Am Ausbau der Plätze wird mit Hochdruck gearbeitet, Um- und Neubauten sind in Planung. Und vielleicht werden in Gelsenkirchen ja in Zukunft noch mehr Kitas flexiblere Öffnungszeiten anbieten können: Ab dem Kita-Jahr 2020/21 will die Landesregierung den Kita-Trägern 100 Millionen Euro jährlich zur Verfügung stellen, um die sogenannte Randzeiten-Betreuung zu verbessern.

<<<<9567 Einrichtungen ausgewertet

  • Die Landesregierung hat Daten für 9567 Einrichtungen ausgewertet. Nur 287 öffnen vor 7 Uhr und 369 schließen um oder nach 17.15 Uhr.
  • Vor allem für Eltern, die im Einzelhandel, Schichtdienst oder flexiblen Bürobetrieb tätig sind, erweisen sich die immer noch starren Betriebszeiten oft als Problem.