Gelsenkirchen-Buer. . Die Gesamtschule Buer-Mitte hat ein neues Förder-/Forderkonzept entwickelt, das leistungsstärkere Schüler mehr in den Blick nimmt.

„G“ und „E“: das (allein) war früher an der Gesamtschule Buer-Mitte (GBM). Hinzu kommt „F“, womit die Schüler „fit für die Zukunft“ gemacht werden sollen. Konkret: Die Schule hat eine neue F(örder-/Forder)Schiene für die Jahrgänge 5 bis 8 konzipiert, die das bewährte System mit G(rund-) und E(rweiterungs)-Kursen seit dem Sommer 2018 ergänzt.

Anliegen ist es, durch die Organisationsstruktur „zum ersten Mal“, so Schulleiterin Ulrike Purz, jedem Schüler ein maßgeschneidertes Angebot entsprechend seinen Bedürfnissen und Begabungen zu liefern, das – so die GBM – in dieser Form einzigartig ist in der Stadt.

„Profis“ bestimmen Themen selbst

„Kinder mit Förderbedarf in Deutsch, Englisch oder Mathe müssen nun nicht mehr länger bleiben oder aus dem Fachunterricht herausgenommen werden. Vielmehr haben wir die zwei Unterrichtsstunden ,Fördern/Fordern’ in den normalen Stundenplan integriert. Dabei liegen die Kurse parallel, so dass die Schüler sie nach Bedarf und Interesse auch nach einem Halbjahr wechseln können“, erläutert Ulrike Purz das Konzept, in dessen Entwicklung die GBM-Verantwortlichen ein Dreivierteljahr Zeit investierten.

© Michael Korte

Das Besondere: Im Visier haben die Lehrer nicht mehr nur Defizite wie beim herkömmlichen Förderunterricht, sondern auch Talente leistungsstärkerer Schüler. „Diesen tragen wir durch Profi-Kurse in Mathe, Englisch und Naturwissenschaften Rechnung“, so Didaktischer Leiter Michael Degner.

„Profis“ bestimmen Themen selbst

Die Themen bestimmen die „Profis“ dabei oft genug selbst – so wie Leonie (12), Luke (12) und Alizia (11) aus dem sechsten Jahrgang, die sich für naturwissenschaftliche Experimente begeistern. Also gehen sie unter der Leitung von Lehrerin Pia Janßen der Frage nach, ob rohe oder gekochte Nudeln Strom leiten (tun sie nicht) oder fahnden unter dem Mikroskop nach Einzellern im mit Wasser und Sand verdünnten Kaninchenstreu. Nebenher arbeiten sie an einem Forschungsprojekt zum Thema Müllvermeidung (Luke: „Das ist streng geheim!“), das sich womöglich als Wettbewerbsbeitrag verwerten lässt.

Info-Abend an der GBM für externe Zehntklässler

Externe Schüler informiert die Gesamtschule Buer-Mitte über den Übergang in die gymnasiale Oberstufe 2019/20 am Montag, 11. Februar, 19 Uhr, in der Aula Am Rathausplatz.

Mit dem Info-Abend angesprochen sind Zehntklässler, die nicht die GBM besuchen, sowie deren Eltern. Deren Anwesenheit ist notwendig.

Dass diese Begabtenförderung Früchte trägt, davon ist nicht nur Lehrerin Janßen überzeugt: „Auch die Eltern melden uns Positives zurück. Ein Junge hat seinen Weihnachts-Wunschzettel noch einmal umgearbeitet und sich statt vieler PC-Spiele ein Mikroskop gewünscht.“ 20 bis 50 Prozent der Fünf- bis Achtklässler sind den Profi-Kursen zugeordnet. Deutsch wurde bewusst nicht in die Profi-Schiene aufgenommen, „weil der Förderbedarf da insgesamt recht hoch ist“, so Ulrike Purz.

Neue Medien bieten neue Lernzugänge

In der Digi-Team Profilklasse im fünften Jahrgang wird das Handy zum unverzichtbaren Hilfsmittel beim Lernen. Valeria (10), Lea (10), Nell (11), Tim (10) und Finn (10) (v.l.) haben jedenfalls ihren Spaß daran.
In der Digi-Team Profilklasse im fünften Jahrgang wird das Handy zum unverzichtbaren Hilfsmittel beim Lernen. Valeria (10), Lea (10), Nell (11), Tim (10) und Finn (10) (v.l.) haben jedenfalls ihren Spaß daran. © Michael Korte

Eine ähnlich positive Zwischenbilanz zieht die GBM in Sachen „DigiTeam“, der ersten Fünfer-Profilklasse, in der Schüler ihre speziellen digitalen Kompetenzen schulen – Regeln inklusive. „Es geht darum, mit neuen Medien auch neue Lernzugänge zu eröffnen, etwa bei Online-Vokabeltests“, so Klassenlehrer Simon Hartmann, unter dessen Leitung die Kinder in einem Videoprojekt ein Gedicht mit Hilfe von Playmobil-Männchen in bewegte Bilder umsetzten.

Grammatik pauken gehört für die Flüchtlingskinder Hussein (14), Joudy (12), Acin (12) und Mahmoud (12, v.l.) zum Alltag in der Anschlussförderung Deutsch.
Grammatik pauken gehört für die Flüchtlingskinder Hussein (14), Joudy (12), Acin (12) und Mahmoud (12, v.l.) zum Alltag in der Anschlussförderung Deutsch. © Michael Korte

Das (Privat-)Handy wird bei „DigiTeam“ per Wlan zum unverzichtbaren Hilfsmittel, ersetzt das vergessene Buch. Auswendiglernen und Einüben erspart es jedoch nicht, betont Hartmann. Nell (11) und Lea (10) können damit leben. „Es macht auf jeden Fall mehr Spaß, die Vokabeln mit einer App zu wiederholen als sich von jemandem abfragen zu lassen.“