Gelsenkirchen/Schalke-Nord. Die Gesamtschule Erle und Müller’s Mühle unterzeichnen in Gelsenkirchen IHK-Vertrag. Das Unternehmen im Hafen positioniert sich für die Zukunft.
Die Gesamtschule Erle ist in der Wirtschaft auf der Suche „nach starken Partnern“, die der Schülerschaft kurz- und mittelfristig auf dem Sprung ins Berufsleben weiterhelfen können – durch Praktika, bei der Berufsorientierung, perspektivisch auch mit Ausbildungsplätzen. „Deshalb streben wir Kooperationen an, um als Schule langfristig stark aufgestellt zu sein“, sagt Schulleiter Andreas Lisson.
31. Kooperation im Bereich der IHK Nord Westfalen
Im Rahmen des IHK-Projekts „Partnerschaft Schule-Betrieb“ haben die Erler mit der Großverzinkerei Voigt & Schweitzer vor wennigen Wochen eine Schulpartnerschaft unterzeichnet, eine weitere wurde nun begründet: mit Müller’s Mühle. Es ist die 31. Kooperation im Bereich der IHK Nord Westfalen – und für Roland Hundertmark, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Gelsenkirchen, quasi Pflicht: „Unternehmen müssen zwingend in die Schulen und Schulen zwingend in die Unternehmen“, postuliert der Unternehmer. „Je früher wir die Leute einfangen, desto besser für die Gelsenkirchener Wirtschaft.“
160.000 IHK-Mitgliedsbetriebe in Nord Westfalen
Rund 160.000 Mitgliedsbetriebe hat die IHK, die Industrie-und Handelskammer in der Region Nord Westfalen. Die Zahl der Unternehmen, die in diesem riesigen Kreis auf eine 125-jährige Geschichte zurückblicken können, dürfte dennoch recht überschaubar sein. Müller’s Mühle ist solch ein „Solitär“. Hundertmark und Markus Lübbering, IHK-Regionalbeauftragter Emscher-Lippe, gratulierten mit einer Urkunde zum Jubiläum. Und auch zum neuen Partner. Lisson und Uwe Walter, Geschäftsführer der Müller’s Mühle GmbH unterzeichneten nach der Urkundenübergabe den Partnervertrag. Mit dabei: Produktionsleiter Tobias Breuer und Kathrin Römer, die Studien- und Berufswahlkoordinatorin der Gesamtschule.
Erkundungstage für Achtklässler der Gesamtschule
Praktika im Zusammenhang mit der Berufsfelderkundung der Achtklässler wird es nun beispielsweise im Mai für die Achtklässler der Gesamtschule im Betrieb geben, Lehrer werden sich demnächst bei einer Führung die Produktion angucken können. Es sind die ersten Schritte auf einem längern Weg, der auch dem Mühlenbetrieb im Hafen Vorteile bringen soll. Müller’s Mühle will sich stärker als attraktiver Betrieb positionieren, lokal Präsenz zeigen und auch die Ausbildungspalette im Haus erweitern. Bislang wurden dort nur Verfahrenstechnologen für Mühlen- und Getreidewirtschaft ausgebildet, eben die klassischen Müller. Künftig sollen auch Sparten wie Lager- und Elektrowesen bedient werden. Dass sich auch Firmen wie Müller’s Mühle immer stärker strecken müssen, um Ausbildungsplätze zu besetzen, machen Breuer und Walter deutlich: Angesichts sinkender Schulabgängerzahlen sieht der Geschäftsführer „die Notwendigkeit, keine Talente unentdeckt zu lassen. Um unser Unternehmen nachhaltig weiterzuentwickeln, müssen wir schon heute offensiv auf die jungen Leute zugehen und immer wieder begabte und motivierte Jugendliche entdecken, ausbilden und fördern.“
Persönliches Kennenlernen steht im Vordergrund
„Viele Schüler haben nur ungenaue Vorstellungen von einer betrieblichen Ausbildung und den guten Karrierechancen, die sie bietet“, erklärt IHK-Projektmitarbeiterin Britta Schneider. Der Schlüssel zum Erfolg sei das persönliche Kennenlernen: Die Schüler erkennen ihre Interessen und das Unternehmen findet Talente, die es zu fördern lohnt, auch wenn das Zeugnis vielleicht auf den ersten Blick etwas anderes sagt, so Schneider weiter.
Die Talente finden und auch fördern
Dass sich Unternehmen genau anschauen, wen sie ausbilden wollen, hat mit persönlicher Eignung, aber letztlich auch mit dem finanziellen Aufwand zu tun. Eine dreijährige Ausbildung, rechnet Breuer, koste seinen Betrieb rund 63.000 Euro. Von daher, formuliert der Produktionsleiter seinen Anspruch Richtung Schulsystem, erwarte er schon ehrliche Noten. „Auf dem Zeugnis muss das stehen, was der Bewerber auch in der Lage ist zu leisten.“
>>> Gesamtumschlag von 170.000 Tonnen
Müller‘s Mühle ist ein Unternehmen der GoodMills Deutschland GmbH und begann 1913 im Gelsenkirchener Hafen als klassische Weizenmehlmühle.
Der Nahrungsmittelhersteller verarbeitet Reis und Hülsenfrüchte – rund 50.000 Tonnen im Jahr. Das entspricht fünf Millionen Säcken je zehn Kilogramm. Für Großverbraucher und Industriegeschäft werden 170.000 Tonnen Umschlag abgewickelt, davon rund 60 Prozent per Frachtschiff und 40 Prozent per Lkw. Am Stammsitz arbeiten 140 Mitarbeiter.