Gelsenkirchen. . Jedes vierte Kind in Gelsenkirchen hat vor dem Schulstart Sprachdefizite. Zurückgestellt von der Schule wird aber nur aus medizinischen Gründen.
Längst nicht alle Kinder in Gelsenkirchen sind wirklich fit für die Schule, wenn sie eingeschult werden. Bei Erreichen der Altersgrenze eingeschult werden dennoch fast alle. „Wir haben für das laufende Schuljahr bei zehn Kindern in unserem Gutachten empfohlen, das Kind zurück zu stellen. Weil es unter einer chronischen Erkrankung litt, die einer längeren Therapie bedurfte, weil es vor kurzer Zeit ein traumatisierendes Erlebnis hatte und das erstmal verarbeiten muss oder wegen vergleichbarer gravierender medizinische Bedenken. Eine Rückstellung ist eine absolute Ausnahme“, erklärt die Kinderärztin Emilia Liebers, die für das Gesundheitsamt Schuleingangsuntersuchungen durchführt.
Die Entscheidung über eine Rückstellung treffen letztlich die Schulleiter. Die meisten folgen aber den Gutachten der Amtsärztin; 2018 wurden dementsprechend nur elf Kinder zurück gestellt. Obwohl viele von ihnen unter starkem Übergewicht, motorischen Defiziten oder mangelhaften Sprachkenntnissen litten.
13 Prozent leiden unter Übergewicht bis Fettsucht
13 Prozent der Gelsenkirchener Kinder litten im Schnitt zuletzt unter Übergewicht bis hin zur Fettsucht. Am höchsten ist der Anteil an übergewichtigen Kindern in der Neustadt, Erle-West und Bulmke-Hüllen Nord (20 bis 18), der geringste Anteil ist in Beckhausen-Nordwest, Buer und der Resser Mark (sechs bis acht Prozent) anzutreffen. Die Zahl übergewichtiger Kinder habe sich insgesamt in den vergangenen Jahren, so Emilia Liebers, nicht wesentlich verändert. Zwischenzeitlich hatte es gar einen Abwärtstrend gegeben und auch aktuell steige er nicht. Deutlich dramatischer seien die motorischen Einschränkungen und auch die Defizite bei der Hand-Auge-Koordination. Auf einem Bein stehen, von links nach rechts hüpfen und zurück – das zu beherrschen, ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr für Schulanfänger – bei Deutschen ebenso wie bei Zuwandererkindern.
Es fehlen elementare Fähigkeiten
Und auch einen Stift zu halten und zu malen, überfordert so manchen Sechsjährigen. Jeder siebte Schulanfänger – meist nach nur kurzem Kitabesuch – zeigt bei der Schuleingangsuntersuchung Defizite bei solchen elementaren Entwicklungskompetenzen, wie im Teilhabeindex der Stadt Gelsenkirchen nachzulesen ist. In Schalke-Nord und der Neustadt betrifft das gar jedes vierte Kind, in Buer-Ost ist es weniger als jedes 20ste.
Die gravierendsten Defizite bestehen allerdings bei den sprachlichen Fähigkeiten, das bestätigen Statistik und Amtsärztin gleichermaßen. Jedes vierte Kind spricht und versteht nicht gut genug deutsch. In Schalke-Nord ist es sogar mehr als jedes zweite Kind (57 Prozent). Dabei sind die Unterschiede zwischen den Stadtteilen besonders groß: In Buer-Ost und Erle-West spricht nur jedes 20ste Kind nicht gut genug deutsch.
>> Die Untersuchungen für August laufen noch
Im nächsten Schuljahr werden voraussichtlich mehr als 2500 Kinder eingeschult. Die Eingangsuntersuchungen für diese Kinder laufen noch bis in den Frühsommer.
Die genannten Zahlen sind dem aktuellen „Partizipationsindex“ der Stadt Gelsenkirchen entnommen, der nach Stadtteilen die Teilhabechancen von Kindern aufschlüsselt.