Gelsenkirchen. . Der Bade-Betrieb im Zentralbad in Gelsenkirchen läuft, einen Tag nach dem ein fünfjähriges Mädchen ertrunken ist, weiter. Gäste sind betroffen.

Am Tag nach dem Unglück im Gelsenkirchener Zentralbad, bei dem ein fünfjähriges Mädchen im Lernschwimmbecken ertrank, läuft im Schwimmbad neben dem Musiktheater im Revier der ganz normale Betrieb: Etwa 30 Badegäste ziehen hier ihre Bahnen. „Wir haben ganz normal geöffnet, wie immer sonntags bis 12.30 Uhr. Und eigentlich ist heute Familientag“, sagt eine Zentralbad-Mitarbeiterin.

Dazu, ob weniger Badegäste kommen als gewöhnlich, und wie viele Bademeister jeweils gleichzeitig Dienst haben im Zentralbad, mag sie keine Angaben machen und verweist an die Pressestelle. Doch die ist erst am Montag wieder erreichbar.

Die Polizei befragt Angehörige und Rettungsschwimmer

Die Polizei befragt indes weitere Zeugen. Am Samstag seien bereits die Angehörigen sowie die Rettungsschwimmer befragt worden, teilte ein Sprecher am Sonntag mit. "Wir hoffen, dass wir Montag erste Erkenntnisse haben, was dort genau passiert ist." Es werde bislang nicht gegen einzelne Personen ermittelt.

Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Köllmann äußert sich am Sonntag betroffen: „Wir sind tief bestürzt über den Tod des kleinen Mädchens und unser Mitgefühl gilt der Familie der Verstorbenen. Wir werden jetzt alles dafür tun, die Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen, um die Unfallursache schnellstmöglich zu ermitteln.“ Die Stadtwerke Gelsenkirchen betreiben das Zentralbad.

Unglück macht im Zentralbad macht Besucher betroffen

In der Eingangshalle des Schwimmbades hat das Fitnessstudio aus dem ersten Stock eine große Werbefahne aufgestellt: „Ich trainiere für ein besseres Leben“ steht darauf – das wirkt an einem Tag wie diesem schon makaber.Kurz vor halb Elf ist auch ein Vater mit seiner siebenjährigen Tochter auf dem Weg ins Zentralbad. Sorge, mit seinem Kind schwimmen zu gehen, hat er nicht.

„Natürlich habe ich von dem schlimmen Unglück gehört, aber gerade deshalb ist es ja so wichtig, mit den eigenen Kindern regelmäßig schwimmen zu gehen. Ich habe heute auch meinen großen Sohn als zweite Aufsichtsperson dabei – und wissen Sie, mein Kind kann auch hier auf der viel befahrenen Straße vor dem Schwimmbad verunglücken – man muss eben immer achtsam sein.“ Seinen Namen nennen mag der Vater aber nicht.

Ein Schild weist den Weg zum Zentralbad.
Ein Schild weist den Weg zum Zentralbad. © Anne Bolsmann

Die Bäderdebatte geht weiter

Auch die Frau, die kurz darauf das Schwimmbad mit nassen Haaren verlässt, möchte anonym bleiben. „Auf den Shitstorm im Internet habe ich keine Lust“, sagt sie. Und erzählt dann, dass sie hier regelmäßig ihre Runden dreht.

„Natürlich hat mich die Nachricht von dem kleinen ertrunkenen Mädchen betroffen gemacht. Aber schwimmen ist mein Leben, deshalb wäre das für mich kein Grund, dieses Schwimmbad jetzt zu meiden. Ich bin ja froh, dass es das noch gibt“, betont sie. Das marode Zentralbad von Gelsenkirchen steht nämlich seit Monaten im Mittelpunkt einer Bäderdebatte.

Schwimmkurse sind Mangelware

So sieht das große Schwimmbecken im Zentralbad aus. Das Lernbecken liegt dahinter.
So sieht das große Schwimmbecken im Zentralbad aus. Das Lernbecken liegt dahinter. © Stadtwerke Gelsenkirchen

„Mein Sohn trainiert hier zwei Mal die Woche und wollte auch heute unbedingt ins Wasser“, erzählt derweil wenig später Thomas Richter aus Gelsenkirchen, der mit dem zwölfjährigen Sohn Niklas-Alexander das Bad verlässt. „Natürlich hat uns die Nachricht von dem ertrunkenen Kind einen Schauer über den Rücken gejagt. Und meine Frau hatte heute Morgen auch ganz schöne Bedenken, weil unser Sohn unbedingt schwimmen gehen wollte, während ich im Fitnessstudio über dem Schwimmbad trainieren wollte. Aber wissen Sie, mein Sohn hat alle Schwimmabzeichen und ist ein toller und sicherer Schwimmer. Deshalb haben wir uns dann entschlossen, das einfach wie geplant durchzuziehen.“

Lange Wartezeit für einen Platz im Schwimmkurs

Niklas-Alexander fügt knapp hinzu: „Ich gehe auch nicht ins Lernschwimmbecken.“ Über 100 Bahnen hat er heute im großen Becken gezogen. Der Weg zum sicheren Schwimmer war allerdings auch für den 12-Jährigen nicht leicht. „Die Schwimmkurse in Gelsenkirchen sind schon seit Jahren hoffnungslos überfüllt.

Man wartet oft anderthalb Jahre oder länger auf einen Platz im Schwimmkurs. Wir haben uns damals letztendlich für eine private Schwimmschule entschieden, damit unser Sohn schwimmen lernt. Inzwischen trainiert Niklas-Alexander aber im Verein“, sagt Thomas Richter. (mit dpa)