Scholven. . Das Quartiersprojekt Scholven des Caritasverbandes Gelsenkirchen wird zunächst um ein Jahr verlängert. Aber es reduziert sich der Stellenumfang.

Nicht für die Menschen, sondern mit ihnen: Unter diesem (inoffiziellen) Motto startete 2014 das sozialraumorientierte Quartiersprojekt des Caritasverbandes in Scholven – um es nach vier Jahren mit Auslaufen der finanziellen Förderung überflüssig zu machen. Doch kurz vor dem geplanten Ende müssen die Verantwortlichen nun feststellen: „Es ist noch nicht gelungen, selbsttragende Strukturen aufzubauen, die ohne professionelle Begleitung agieren können“, so Christoph Grün vom Caritasverband. Nun wird das Projekt verlängert, zunächst für ein Jahr und mit einer halben statt einer ganzen Stelle.

„Für die Laufzeit bis zunächst Ende Dezember standen 258.000 Euro zur Verfügung. Da die Mittel in diesem Zeitraum nicht ganz verbraucht wurden, können wir die vorhandenen Restmitteln auch 2019 noch einsetzen, müssen das Angebot aber deutlich reduzieren“, begründet Grün die Entscheidung, das zielgruppenübergreifende, ökumenisch angelegte Projekt fortzusetzen. Mit weiteren Eigenmitteln sollen die bisherigen Erfolge nun verfestigt werden.

Vivien Lowin leitet das Quartiersprojekt Scholven seit Oktober mit einer halben Stelle.
Vivien Lowin leitet das Quartiersprojekt Scholven seit Oktober mit einer halben Stelle. © ANB

Wir-Gefühl stärken

Anliegen war es 2014, mit Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft ins Gespräch zu kommen, ihre Bedürfnisse und Probleme zu erfassen und mit ihnen und anderen Institutionen die Situation im Stadtteil zu verbessern. Es galt, das Wir-Gefühl zu stärken in einem Stadtteil voller Gegensätze: hier das eher wohlhabende, (bildungs-)bürgerliche Bülse, dort der junge, arme, kinderreiche Norden.

Die Identifizierung mit Scholven zu stärken, das ist nach Grüns Einschätzung gelungen. So entwickelte eine Caritas-Mitarbeiterin in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen zahlreiche Initiativen: In Bewohnerversammlungen lernten Scholvener einander und ihre Interessen näher kennen, organisierten gemeinsame Feste, eröffneten den Stadtteilladen Im Brömm als Anlaufstelle (der mittlerweile ins „Gelbe Haus“ an der Feldhauser Straße 208 gezogen ist), sie riefen einen Wettbewerb für ein Scholven-Logo ins Leben, wurden aktiv in der Flüchtlingshilfe und gründeten einen Förderverein. Zudem fand eine Befragung statt, was vor Ort fehlt oder falsch läuft.

Neuer Schwerpunkt Kinderarmut

„Die haupt- und ehrenamtlichen Akteure haben damit unsere Erwartungen erfüllt. Es ist ihnen gelungen, den Stadtteil in der Außendarstellung nach vorne zu bringen. Das Projekt war sogar eins von zwölf, die für den Engagementpreis NRW 2018 nominiert waren“, äußert sich Grün auf WAZ-Anfrage höchst zufrieden.

Nachdem Sarah Navarro und dann Christina Fornefeld das Projekt betreuten, hat im Oktober Vivien Lowin die um eine halbe Stelle reduzierte Nachfolge angetreten. Unterstützt von einer Studentin, will sie sich besonders dem Schwerpunkt (Kinder-)Armut und Migration widmen.

Stadt lehnt Förderzuschuss ab

„Ich biete nun für Eltern vor Ort auch eine Erziehungsberatung an. Damit ist die Caritas mit diesem Service auch erstmals im Stadtnorden stationär vertreten.“ Die Tradition der Bewohnerversammlungen soll fortgeführt werden.

Was Ende 2019 folgt, ist offen. „Bei einer möglichen Weiterführung des Projekts würden wir den Schwerpunkt noch deutlicher auf das Miteinander der Kulturen legen. Spätestens dann ist es nötig, eine externe Finanzierung zu finden, um das Projekt längerfristig abzusichern und den Stellenanteil wieder zu erhöhen“, so Grün. Im September hatte der Caritasverband einen Förderungsantrag bei der Stadt gestellt – vergeblich. Begründung der Verwaltung: Das Projekt sei zwar „lobenswert“. Aber „aus dem Vergleich einschlägiger Kennzahlen zur Bevölkerungs- und Sozialstruktur zwischen Stadtteil und Gesamtstadt lassen sich entsprechende Bedarfe nicht ableiten.“

>>INFOBOX: TERMINE FÜR DIE ERZIEHUNGSBERATUNG

Wer sich für die Erziehungsberatung des Caritasverbandes in Scholven interessiert, kann sich telefonisch bei Vivien Lowin melden, um einen Sprechstunden-Termin zu vereinbaren: 0209 158 06 10.

Das Frühstücksangebot dienstags, 10 bis 12 Uhr, wird fortgeführt im „Gelben Haus“, Feldhauser Straße 208.