Gelsenkirchen-Schalke. . Die 320 zahlenden Gäste in der Kaue genossen es Sonntagabend ganz besonders, mit ihrem Eintrittsgeld geholfen zu haben. Aus gutem Grund.

„Haste mal’n Zwanni“ war das Motto der Benefizgala „X-Mas Soirée“ des Kulturpott Ruhr am Sonntagabend in der Kaue. 320 Menschen hatten 20 Euro auf den Tisch gelegt, um dabei zu sein. Das hieß ausverkauft, mehr fasst der Veranstaltungssaal nicht. „Teilhabe an Kultur zu ermöglichen, das ist Solidarität, dafür stehen wir hier im Ruhrgebiet“, erklärte Oberbürgermeister Frank Baranowski und forderte als Schirmherr schmunzelnd, den Satz auf einen „Fuffi“ zu erhöhen, in der Pause gab es schließlich Zeit zum weiteren Spenden. Kulturpott Ruhr ermöglicht seit 2010 erwerbslosen oder einkommensschwachen Menschen in den 53 Kommunen des Gebietes der damaligen Kulturhauptstadt, auf Antrag kostenlose Karten für Kulturveranstaltungen zu bekommen, sie werden diskret zu „Kulturgästen“.

320 Sozialpartner und auch Veranstalter

Prof. Oliver Scheytt,Brigitta Blömeke, Annette Berg, Olaf Kröck, und Moderatorin Hella Sinnhuber sprachen über die bisherige Bilanz der Arbeit und über Pläne für die Zukunft des Kulturpott Ruhr.
Prof. Oliver Scheytt,Brigitta Blömeke, Annette Berg, Olaf Kröck, und Moderatorin Hella Sinnhuber sprachen über die bisherige Bilanz der Arbeit und über Pläne für die Zukunft des Kulturpott Ruhr. © Olaf Ziegler

„Wir haben 320 Sozialpartner, die sich darum kümmern, das Angebot zu vermitteln“, sagte Brigitta Blömeke, Vorsitzende des Vereins. 320 scheint an diesem Abend eine magische Zahl, die teilnehmenden Kultureinrichtungen und Veranstalter sind ebenso viele.

„We are the world“, der legendäre Benefizsong von Bob Geldorf aus den Kehlen der „Gelsenkirchener Swingfoniker“ eröffnete passend den langen Abend im Zeichen der Solidarität. Weihnachtlich schwarz-rot gekleidet brachte der Chor unter der Leitung von Lutz Peller das Publikum in festliche Stimmung.

16.000 Karten in Gelsenkirchen vermittelt

„Das Password zum Leben heißt gute Laune“, stellte Poetry-Slammer Achim Leufker fest. „Jeder Mensch mit einem Lachen macht die Welt besser“. Und zu Lachen hatten die Zuschauer bei Leufker eine Menge, in den Pointen ging es augenzwinkernd viel ums Alter. „Ich bin Mitte Fünfzig, das ist genau zwischen gepflegt aussehen und gepflegt werden“.

Nach dem Spiel des Jazz-Quartetts „Blasfemin“ leitete Moderatorin Hella Sinnhuber eine Diskussionsrunde. Stadträtin Annette Berg bilanzierte: seit Start des Kulturpott Ruhr seien in Gelsenkirchen 16.000 Eintrittskarten vermittelt worden, im gesamten Einzugsgebiet 110.000. Der neue Leiter der Ruhrfestspiele, Olaf Kröck, versprach, nun auch hochpreisige Eintrittskarten in den Topf zu werfen.

Mit viel „Hömma“ und Balladen

Nach der Pause die künstlerischen Hochkaräter des Abends. Auf Herbert Knebel hatten wohl alle gewartet, er setzte mit viel „Hömma“ den Schlussstrich und brachte mit einer 20-minütigen Vorstellung plus Zugabe den Saal zum Kochen. Der „heimliche“ Höhepunkt aber war Sängerin Rosani Reis. Die in Brasilien geborene Wahl-Gelsenkirchenerin, verzauberte mit ihrer facettenreichen Stimme, einem leidenschaftlichen, sambadurchtränkten Jazz und melancholischen Balladen. Professionell begleitet von ihrem erst 18-jährigen Sohn Noah Reis-Ramma, und der glänzte mit einfühlsamer Zweitstimme, Percussions und erstaunlichen Piano-Improvisationen.

>>>Info: Auch Karten für Fußballspiele im Angebot

Nicht alle bereit gestellten Eintrittskarten können im Laufe eines Spieljahres vermittelt werden. „Teils ist dies wohl Scham“, mutmaßt Brigitta Blömeke. „Aber auch Unwissen, was wir alles anbieten“.

Nicht nur Theater oder Oper stehen im Programm, sondern „auch Karten von Schalke 04 oder dem BVB“, so Blömeke.