Gelsenkirchen-Resser Mark. . Das Ökumenische Zentrum St. Ida, bislang einzigartiges Vorzeigeprojekt in der Stadt Gelsenkirchen, schließt – aus finanziellen Gründen.
Finanzielle Zwänge waren es maßgeblich, die Gläubige beider Konfessionen 2003 zur Gründung des Ökumenischen Zentrums bewegten – in der St.-Ida-Kirche in der Resser Mark: Weil die evangelische Johanneskirche samt Gemeindehaus durch Bergbauschäden massiv gelitten hatte, eine Sanierung aber unwirtschaftlich war, zogen die Protestanten zur Warendorfer Straße um.
Finanzielle Zwänge sind es nun aber auch, die für die Schließung des Zentrums sorgen: Am Freitag, 30. November, 17 Uhr, feiern die Gläubigen dort den letzten Gottesdienst – ökumenisch, versteht sich.
Kritik wegen längerer Wege
Damit endet eine in der Stadt in dieser Form bislang einzigartige Kooperation: Die Pfarrei St. Urbanus als Eigentümerin von Gelände sowie Immobilien und die Evangelische Christus-Kirchengemeinde Buer als Mieter betrieben das Ökumenische Zentrum gemeinsam.
Dort fanden (getrennte und gemeinsame) Gottesdienste statt, Feste, Kreuzwege und Andachten. Ein Arbeitskreis setzte zudem immer wieder neue religiöse und gesellige Impulse. So „unverkrampft und herzlich“ sei die Atmosphäre, so der katholische Pastor Martin Lohof einmal, dass „die Haltung des anderen akzeptiert und die Gemeinsamkeiten gelebt“ werden konnten, „ohne die andere Seite zu überfordern.“
Es waren 15 wunderbare Jahre
„Es waren wunderbare 15 Jahre“, schwärmt auch Ingrid Brehme, Vorsitzende der Evangelischen Arbeitnehmer-Bewegung (EAB) Resser Mark, von der Begegnung auf Augenhöhe. Ab Januar treffen sich die formell 145 Mitglieder im Gemeindesaal an der Ahornstraße 170. „Der Platz dort reicht nicht, um bei größeren Veranstaltungen alle 80 bis 90 Besucher zu fassen. Dafür müssen wir dann wieder eine neue Bleibe suchen.“
Besonders fürchtet sie, dass durch die Schließung „die Gemeinde in der Resser Mark kaputt geht; denn der Standort war ja auch Begegnungsstätte.“ Besonders ältere Mitglieder könnten die weiteren Wege zur Ahornstraße nicht bewältigen und hätten nicht immer genügend Geld für eine Fahrkarte nach Resse.
Christus-Kirchengemeinde trägt Entscheidung mit
„Es gibt aber auch Gläubige, die zur Dreifaltigkeits-, Thomas- oder Pauluskirche einen kürzeren Weg haben. Und der Gemeindesaal Ahornstraße ist verkehrstechnisch sehr gut angebunden“, weist der evangelische Pfarrer Martin Roth die Kritik zurück. „Wir tragen die Entscheidung von St. Urbanus mit und sind sehr dafür, alles Gute vom Johanneshaus an der Ahornstraße fortzusetzen.“
Auch die katholischen Vereine müssen sich auf weitere Wege einstellen. „Wir haben ihnen angeboten, in Räumen von St. Barbara an der Cranger Straße oder von St. Suitbert an der Surkampstraße unterzukommen“, so Pfarrgemeinderatsvorsitzender Martin Verfürth.
Wie geht es mit der Ökumene weiter?
Wie es mit der Ökumene weitergeht? „Das ist noch nicht ganz klar. Wir überlegen, mit der Christus-Kirchengemeinde inhaltlich weiter zu arbeiten, etwa indem wir an wechselnden Orten gemeinsam Veranstaltungen durchführen.“
Hoch oben im Norden der Stadt hat sich unterdessen ein Beispiel gelebter Ökumene mit umgekehrten Vorzeichen etabliert: Nachdem die St.-Josef-Gemeinde Scholven ihre Kirche aufgegeben hat, haben sie für den Sonntagsgottesdienst Obdach in der evangelischen Adventskirche erhalten.