Gelsenkirchen. . Silvia Weiss träumte davon, Tierpflegerin zu werden, tatsächlich wurde aus ihr eine Krankenschwester. Als Rentnerin besucht sie heute oft den Zoo

Wie fast alle Kinder liebte sie als junges Mädchen leidenschaftlich Hund, Katze, Hamster und Co. Während der Schulzeit verwandelte sich diese Liebe in den festen Willen, später einmal Tierpflegerin zu werden. Doch der Berufswunsch blieb nur ein schöner Traum.

Am Ende wurde Silvia Weiss Krankenpflegerin. Bereut hat sie diese Entscheidung nie, ihre Leidenschaft für die Welt der Tiere aber blieb. Heute ist die 65-Jährige inzwischen Rentnerin und engagiert sich regelmäßig im Zoo bei Schnupperkursen als Aushilfs-Pflegerin.

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Auf den Hund, genauer, auf zwei Hunde, gekommen ist die gebürtige Essenerin, die seit über einem Vierteljahrhundert mit ihrer Familie in Buer daheim ist, längst. In der Zoom Erlebniswelt aber sind ihr ganz besonders die flinken und zutraulichen Roten Varis ans Herz gewachsen. Sagt’s, und schon will einer der kleinen Lemuren kuscheln. Man kennt sich halt. „Das ist Penelope“, weiß die Besucherin, die natürlich eine Dauerkarte ihr eigen nennt, um nach Lust und Laune durch den Zoo streifen zu können. Hobby-Pflegerin Silvia Weiss und das Kletteräffchen verstehen sich prächtig.

Halbaffen holen sich Streicheleinheiten ab

Die Roten Varis leben in der Erlebniswelt Asien und bewohnen ihr eigenes offenes Reich, in dem sie sich grenzenlos bewegen können und das auch tun. Auch wenn die hübschen Halbaffen zutraulich sind, gilt hier für den normalen Zoobesucher: Tiere nicht anfassen! Es sei denn, ein Pfleger ist dabei und gibt die Erlaubnis. Dann holen sich die flauschigen Halbaffen auch gerne von den Gästen ihre Streicheleinheiten ab.

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In ihrer Heimat, den Nebelregenwäldern Madagaskars, heißen die dämmerungs- und nachtaktiven Halbaffen auch „Waldgeister“, weil sie beinahe unsichtbar hoch oben in den Bäumen im Schutz der Blätter leben. Silvia Weiss mag die sechs Zoo-Lemuren besonders gern, weil sie ihr gegenüber so zutraulich sind: „Sie sind sehr neugierig, haben ein schönes, weiches Fell und ganz zarte, kühle Hände.“ Und krault dabei Tamara, die sie aus großen kugelrunden Augen anschaut: „Die genießt das!“

Erinnerungen an den ersten Berufswunsch

Und Silvia Weiss genießt den Aufenthalt im Tierpark, den sie schon seit Kindertagen kennt. Sie erinnert sich genau daran, wo einst die Papageien auf ihren Stangen hockten, wo die Elefanten zu Hause waren und wo Onkel Fipsi seine Späße machte.

Zoo hat auch im Winter auf

Wer die Roten Varis in der kennenlernen möchte: Der Zoo an der Bleckstraße in Bismarck hat von 10 bis 17 Uhr täglich geöffnet.

Karten für Erwachsene kosten im Winter 15,50 Euro, Kinder (4 bis 12 Jahre) zahlen 10,50 Euro. Schüler und Studenten 12,50 Euro. Weitere Infos gibt es unter zoom-erlebniswelt.de

„Aber für meinen Wunsch, nach der Schule Tierpflegerin zu werden, hatten meine Eltern kein Verständnis“, lächelt sie heute. Zu wenige Stellen, zu viel Dreck, zu geringe Bezahlung, hießen einige Argumente. „Dann bin ich zur Berufsberatung gegangen in der Hoffnung, dass sie mein Ziel unterstützen würden.“ Pustekuchen.

Dort sagte man mir: „Wer Tiere pflegen kann, der kann auch Menschen pflegen.“ So wurde Silvia Weiss Krankenpflegerin und arbeitete das ganze Berufsleben über am Elisabeth-Krankenhaus in Essen: „Da war ich wirklich gerne, der Beruf hat mir Freude gemacht.“ Man habe lange Jahre auch noch Zeit gehabt, sich mit dem Patienten zu unterhalten, mal eine Hand zu halten: „Heute wäre Krankenschwester nicht mehr meins.“ Zu viel Zeit ginge nur noch für Bürokratie drauf.

Regelmäßig bei Schnupperkursen im Zoo

Die Mutter dreier Kinder, verheiratet mit einem Mediziner, hat aber nie ihren ursprünglichen Berufswunsch vergessen und absolviert seit mehr als fünf Jahren regelmäßig Tierpfleger-Schnupperkurse im Zoo. Und damit hält sie einen unschlagbaren Rekord: Vor wenigen Tagen absolvierte sie ihren 28. Schnupperkurs!

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„Da muss man dann auch mal den Besen in die Hand nehmen und richtig mit anpacken“, lächelt sie. Teilnehmer eines solchen Kurses arbeiten dann einen halben Tag lang mit. Misten Ställe aus, bereiten das Futter zu, dürfen füttern, erleben wilde Tiere einfach hautnah. Wenn Silvia Weiss Geburtstag hat, muss die Familie nicht lange über Geschenkideen grübeln: „Ich lasse mir immer Schnupperkurse schenken.“