Gelsenkirchen. . Jessica Ruhls Lieblingstiere, die Husumer Protestschweine, haben eine besondere Geschichte. Wir verraten, woher der außergewöhnliche Name kommt.
Elfriede grunzt genüsslich. Denn Elfriede fühlt sich sauwohl. Nach dem Motto „Schwein sein, gemein sein“ hat sie soeben erfolgreich die dicke Ilse zur Seite gedrängt und frisst jetzt schmatzend Jessica Ruhl aus der Hand. Und die ist ganz verliebt in die Sau. Die beiden Husumer Protestschweine sind die Lieblingstiere der 37-jährigen Mitarbeiterin in der Gastronomie der Zoom Erlebniswelt.
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Seit nunmehr elf Jahren managt die gebürtige Oberhausenerin, die inzwischen in Essen lebt, die gastronomischen Events im Gelsenkirchener Zoo im Auftrag der Emschertainment GmbH: „Ich bin verantwortlich für die Organisation, fürs Catering, für Bestuhlung und Gästebetreuung. Bis zum Veranstaltungsbeginn organisiere ich alles, dann gebe ich ab.“ An den Auftritt von Küche und Kellner.
Protestschweine können schnell rennen
Wenn es durch den Zoo geht, macht Jessica Ruhl besonders gerne kurz Station bei den Schweinen im Grimberger Hof. „Ich finde die Protestschweine sehr entspannt, denen sehe ich gerne zu. Außerdem haben sie ein mega niedliches Fell und eine ganz besondere Geschichte.“ Obwohl die großen, massigen Borstenviecher schwer sind, kommen sie rasch in Fahrt: „Die können richtig schnell rennen.“
Diese seltene, inzwischen bedrohte Hausschweinart hat mit ihrer roten Fellfärbung und den breiten, weißen Querstreifen Ähnlichkeit mit der dänischen Flagge. Die Geschichte sagt, dass es Ende des 19. Jahrhunderts den in Nordfriesland lebenden Dänen verboten war, die rot-weiße dänische Flagge zu hissen. Aus Protest gegen dieses Verbot züchteten sie die Husumer Protestschweine, die ab dann sozusagen „Flagge“ zeigen durften. Jessica Ruhl schmunzelt: „Dass diese Schweine eine Geschichte erzählen, das finde ich toll.“
Protestschweine haben scharfe Zähne
Elfriede grunzt. „Respekt habe ich vor diesen Tieren schon“, gesteht die Zoo-Mitarbeiterin und schiebt dem Schwein eine weitere Scheibe Knäckebrot ins Maul. „Das sind schließlich keine Streicheltiere.“ Darauf weist auch das hölzerne Schild am Zaun hin: „Vorsicht! Tiere können beißen!“
Ihre Pflegerin natürlich nicht! Martina Ernst kennt Elfriede, Ernst und auch den drei Jahre alten Eber Franz. „Ich mag das Trio, aufpassen muss ich trotzdem. Die Schweine haben ziemlich scharfe Zähne.“ Aber wenn sie gekrault werden, und Martina Ernst darf das, dann grunzen sie glücklich und halten still. Jessica Ruhl guckt dabei lieber nur zu. „Da der Grimberger Hof gleich am Anfang des Zoos liegt, bin ich oft auch privat mit meinen Kindern hier.“ Die mögen die Schweine ebenfalls sehr: „Oft kommen wir gar nicht über den Hof hinaus.“
Protestschweine sind keine wählerischen Gourmets
Die gelernte Hotelfachfrau geht auch mal mit beruflichen Gästen bis zu den Protestschweinen. „Ich betreue ganz unterschiedliche Gäste mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen.“ Da wird schon mal die Location vorgestellt. Mal gelte es, eine rustikale Veranstaltung zu organisieren, mal eine feine Hochzeitsfeier. Wählerische Gourmets sind die Protestschweine nicht. Sie sind eher wahre Allesfresser. „Bei uns bekommen sie vor allem gekochte Kartoffeln, Möhren, Äpfel, Salat und Brot“, sagt die Pflegerin. Ab und zu wird auch Fleisch serviert.
„Dummes Schwein“ sollte man zu den hübschen Husumern nicht sagen. „Die sind überhaupt nicht dumm“, sagt Jessica Ruhl, „und auch nicht dreckig“. Auch wenn sie sich gerne mal suhlen.
Franz der Eber darf erst im Spätherbst zu den Damen
Einer, der bei den Protestschweinen, allerdings ganz ohne Protest, etwas abseits steht, das ist Franz, der Eber. Der darf erst im Spätherbst wieder zu seinen beiden Damen, damit es bis dahin keinen unverhofften, quiekenden Nachwuchs gibt.
Die Protestschweine, weiß Zoo-Sprecherin Nataly Naeschke, tragen übrigens ganz genau drei Monate, drei Wochen und drei Tage lang. „Auch das“, lächelt Jessica Ruhl über ihre Lieblingstiere, „eine ganz besondere Sache.“ Wenn dann kleine Ferkelchen da sind, besucht sie die Schweine garantiert noch öfter.
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