Erle. . Abschied vom Steinkohlebergbau feierte Heimatforscher Hubert Kurowski in einem launigen Vortrag mit Texten, Liedern und Bildern.
„Datt war’s“, heißt es im Saal der Christus-Kirchengemeinde in Erle, wo man heute des Steinkohlenbergbau-Endes im Revier gedenkt. Eingeladen hat Heimatforscher Hubert Kurowski, der den Abend mit vielen wehmütigen, aber auch humorvollen Momenten auf die Beine stellte.
Der lebt weniger als Kurowskis sonstige Veranstaltungen von historischen Fakten, bleibt in dieser Hinsicht mehr an der Oberfläche, bietet aber besinnliche Eindrücke und charmante Anekdoten vom Leben an der Emscher – auch musikalische, beigesteuert von Norbert Labatzki.
Schweinehirten-Sage
Zu Beginn hören die zahlreichen Gäste die Sage vom Schweinehirten, der rein zufällig die Kohle entdeckte, als er ein Feuer machte auf dem Feld, das unfassbar lange glühte. Ob nun Sage oder nicht, die Geschichte, dass es ein Schwein (plattdeutsch „Mutte“) war, das in der Erde grub und den Weg bereitete für diese Feuerstelle, prägte den Mythos. „So ähnlich war es wirklich“, versicherte Kurowski.
Exemplarisch stellt er kurz ein paar Gelsenkirchener Zechen vor, wie Dahlbusch, bekannt geworden durch das dort entwickelte Rettungsinstrument für Verschüttete. „Die Dahlbusch-Bombe hatte man nach einem Grubenunglück in aller Schnelle erfunden. Und sie ist heute noch im Einsatz.“ Eine Überleitung dazu, wie hart und gefährlich die Arbeit unter Tage war, wie viele Kumpel in der Grube ihr Leben ließen. Gelesen werden dazu die Worte des Zeitzeugen Max Bartel: „Stellt, wenn ihr wollt, die Särge auf. Ihr braucht zehn Stunden, um an ihnen vorbei zu pilgern“, schrieb er 1926 über die 25.000 toten Kumpel der vergangenen zwölf Jahre.
Labatzki spielt „Bergmann an der Himmelstür“
Ergänzend dazu greift Norbert Labatzki erstmals zur Gitarre, bietet eines der bewegendsten Stücke aus dem Repertoire seiner musikalischen Vergangenheit, als er in den 80er Jahren ein Teil des Duos „Zündhölzer“ war. Zu hören war der „Bergmann an der Himmelstür“, der vor dem lieben Gott steht, Einlass verlangt und dabei hochemotional auf sein hartes Leben zurück blickt.
Ein anderes Thema des Abends ist die Zuwanderung. Zu der aus dem Osten Europas gibt es gleich ein nächstes Lied. „Das war in Ostpreußen ein Gassenhauer seiner Zeit“, so Hubert Kurowski. Das „Ännchen von Tharau“ erklingt. Und viele, deren familiäre Wurzeln im Osten liegen, wissen das auch leise mitzusingen. Thematisiert wird aber auch die Zuwanderung aus Teilen Deutschlands, wie Bayern. Etwas humorvoll wirft Kurowski heute kaum Nachvollziehbares ein: „Damals war Bayern noch ein armes Agrarland. Und jene, die kamen, waren Wirtschaftsflüchtlinge.“ Das bestätigt auch ein Gast aus dem Publikum. „Auch in Bayern konnte nur einer den Hof erben. Mein Vater hätte sich als Knecht verdingen müssen. Stattdessen folgte er dem Ruf des Bergbaus.“
Dunkle Seiten der Geschichte werden auch beleuchtet
Beleuchtet werden auch die dunklen Seiten der Geschichte. Sogar die schwarzen. Die, in denen Umweltverschmutzung Alltag war. Kurowski schildert dies mit den Worten des Autors Alexander Graf Stenbock-Fermor: „Es schien, als ob hier die Sonne nie durchstrahlen könne.“ Visualisiert wird das durch eine köstliche Karikatur, eine Postkarte voller rauchender Schlote, die Grüße sendet aus „Ruß-Land“. Der Liebe zur Heimat tat das keinen Abbruch.
Das verdeutlicht auch ein weiteres Lied von Labatzki: „Wo die schwarze Emscher durch die Wiesen schleicht, wo der Haferspeicher in den Himmel reicht, wo man aus der Erde holt die Kohlen raus, da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.“
>> INFO-BOX: KUROWSKI SAGT DEM BERGBAU TSCHÜSS
Wegen Überfüllung wurde am Montag der Saal der Christus-Kirchengemeinde kurz vor Veranstaltungsbeginn geschlossen. Eine schöne Bestätigung für den Erler Heimatforscher Hubert Kurowski.
Dieser ließ noch, bevor es los ging, Besonderes verkünden: „Datt war’s“ heißt es auch für ihn. Zwar will er sich weiter der Geschichte seines Ortsteils widmen, zum Thema Bergbau aber war der Abschiedsabend die letzte Veranstaltung.