Gelsenkirchen-Erle. . Bezirksforen gehen in die zweite Runde. Beim Start im Stadtnorden wurden in Erle 30 000 Euro verteilt. Die meisten Anwesenden sind begeistert.

Das ist heute wie Lottospielen mit einer sehr hohen Gewinnchance“, sagt Moderator Frank Flegge. Und am Ende des Abends wird es sich für den einen oder anderen auch so angefühlt haben. Vorab aber wiederholt sich beim Bezirksforum Ost der spannende Prozess der bürgernahen Haushaltsverwaltung im Stadtteil.

Das Konzept ist einfach: Bürger stellen Ideen und Projekte für den Stadtteil vor, hinterlegen die mit einer Summe und hoffen, dass sie bei den Mitbürgern und der Verwaltung auf offene Ohren treffen, einen Teil bekommen von den 30 000 Euro, die es hier heute zu vergeben gibt.

Neue Vergabewege

Erstmals hatte man im vergangenen Jahr solch neue Vergabewege beschritten. „Dass am Ende so fair geteilt wurde, hat mich überrascht. Da habe ich gedacht, das geht doch. Die Gelsenkirchener sind so. Die können das miteinander aushandeln“, sagt zu Beginn der erste Bürger der Stadt, Frank Baranowski.

Dann übernimmt Stadtkämmerin Karin Welge, seitens der Stadt die Protagonistin des Abends. Zur Einführung liefert sie wieder einen Grundkurs in Sachen kommunaler Haushaltsplanung. Das müsse sein, sagt sie und lacht. Das gehöre zum Bürgerdasein dazu. Weil sie aber, wie auch im Verlauf, so locker spricht, volksnah ist, mit Humor und diplomatischem Geschick agiert, hören ihr die Erler zwanzig Minuten lang interessiert zu.

Dann geht es ins Rund. Wer Geld will, muss das den anderen kurz erklären. Viele Anträge treffen auf Verständnis im Raum, bestenfalls gleich auf große Zustimmung. Jede Bitte um Geld wird aufgelistet in einer Tabelle, die an die Wand geworfen wird. In Echtzeit sieht man den Etat schwinden und später in die Roten Zahlen rutschen. Das birgt eine Aufgabe für den zweiten Teil der Veranstaltung.

Sinnvoll für die Gemeinschaft

Ganz unterschiedlich sind die Projekte und Ideen. Die ZWAR-Gruppe Resse will die Lebensqualität im Ortsteil heben mit gleich mehreren Maßnahmen. Die Siedlergemeinschaft an der Gräfte möchte ein Familienfest feiern. Heimatforscher Hubert Kurowski wünscht sich finanzielle Unterstützung für seine Veranstaltungen in Erle. „Die laufen schon jetzt gut.“ Müssen aber stets aus eigener Kraft gestemmt werden.

Der Fußballverein Erle 08 will für seine 17 Jugendmannschaften die Räumlichkeiten renovieren. Der Kleingartenverein Erle hofft auf finanzielle Unterstützung für den Martinszug und das große Osterfest. Am Ende sind etliche Anträge aufgelistet – und der Etat um mehr als 17000 Euro überschritten.

Es wird verhandelt und gefeilscht

Jetzt wird verhandelt, teilweise gar gefeilscht. Geht es hier ein bisschen günstiger? Könnte da ein anderer Fördertopf sinnvoll sein? Während dessen wird am Tisch der Stadtverwaltung diskutiert. Mal geht der Daumen hoch, weil ein Projekt machbar und für die Gemeinschaft sinnvoll scheint. Mal geht er runter.

Das gefällt den Betroffenen naturgemäß nicht. Die meisten im Raum sind dennoch begeistert – vom Procedere. Das ist einfach, verständlich. Und am Ende bringt es eine große Überraschung mit sich: 1200 Euro sind übrig. „Ganz unglaublich“, findet das die Stadtkämmerin. „Wenn das der städtische Haushalt wäre, könnte ich den Oberbürgermeister umarmen.“ Natürlich wird das restliche Geld aufgeteilt. Nun steht rechts oben eine grüne Null. In diesem Fall ein gutes Zeichen.