Gelsenkirchen-Buer. . Der Film „Elternschule“ und die dort gezeigten Therapien werden heftig kritisiert. Die Gelsenkirchener Klinik wehrt sich gegen Gewaltvorwürfe.

Der Film „Elterschule“ spaltet seine Zuschauer. Während die einen die Therapiemethoden der Kinder- und Jugendklinik in Buer, die im Film gezeigt werden, absolut vertretbar finden, verurteilen andere diese aufs Schärfste. Etwa 100 dieser Kritiker – darunter auch viele Kinder – zogen in einer Demonstration am Samstag zur Klinik am Bergmannsheil. Unter dem Hashtag #GEborgenheit setzten sie sich für gewaltfreie Erziehung ein.

„Unsere Arbeit ist absolut gewaltfrei“

Dr. Kurt-André Lion, ärztlicher Leiter der Abteilung für pädiatrische Psychosomatik in der Kinderklinik, weist den Gewaltvorwurf der Demonstranten entschieden zurück: „Unsere Arbeit ist absolut gewaltfrei. Die klinischen Methoden entsprechen dem aktuellen Forschungsstand und den Standards der medizinischen Wissenschaft“, betont der Mediziner.

Werner Neugebauer, Geschäftsführer der Kinder- und Jugendklinik, sieht in der hitzigen Diskussion um den Film ein großes Missverständnis: „Diese Dokumentation ist keine pädagogische Anleitung, es ist kein Film über Erziehung“, sagt er. „Der Film zeigt die Therapie von psychosomatisch schwer erkrankten Kindern. Das Besondere an unserem Programm ist, dass wir nicht nur das Kind, sondern auch Mutter oder Vater stationär mit aufnehmen. Für sie ist Gelsenkirchen eine der letzten Chancen, wenn ambulant alles ausgeschöpft ist.“

Gesellschaftlicher Diskurs soll entstehen

Die Teilnehmer der Demonstration sahen das anders. Sie prangern die Zustände in kinderpsychologischen Einrichtungen an. Außerdem wollten sie sich mit ihrer Kundgebung dafür einsetzen, dass ein gesellschaftlicher Diskurs über Gewalt in der Kindererziehung entsteht.

Anmerkung der Redaktion:

Die Essener Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen die Einrichtung mittlerweile eingestellt. „In dem Film ist nichts zu sehen, was als Straftat zu werten wäre», sagte eine Sprecherin der Essener Ermittlungsbehörde in der Begründung für die Ermittlungen zu den Strafanzeigen gegen den Film „Elternschule“. Auch eine unangemeldete Kontrolle der Klinik durch die Bezirksregierung Münster habe keinen Anlass für Ermittlungen ergeben.

Die Staatsanwaltschaft Essen hatte wegen möglicher Freiheitsentziehung und Gewalt gegen die Kinder ermittelt. Es hatte mehrere Strafanzeigen wegen im Film gezeigter Szenen gegeben. Heftige Kritik an den gezeigten Therapiemethoden hatte es unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) und dem Deutschen Kinderschutzbund gegeben.

Anzeigen von Eltern habe es nicht gegeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Deshalb habe sich das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft allein auf den Film bezogen.