Gelsenkirchen. . Was sich seit September abzeichnete, ist Gewissheit: Gelsenkirchen bekommt zwei neue Bäder, die Standorte bleiben erhalten. Eine Frage ist offen.

Der Rat der Stadt hat am Donnerstagabend mit überwältigender Mehrheit (bei einer Enthaltung) der Beschlussvorlage der Verwaltung zum Bäderkonzept zugestimmt. Das heißt: Gelsenkirchen bekommt in den nächsten Jahren zwei neue Bäder als Ersatz für das Sport-Paradies und das Zentralbad – beide arg sanierungsbedürftig. Und: Es bleibt bei sechs Standorten im Stadtgebiet.

„Ja, man mag es noch gar nicht so recht glauben“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski, „aber nun scheint etwas zu einem vorläufigen Abschluss zu kommen, was uns in den letzten Jahren wie kaum ein anderes Thema in der Stadt beschäftigt und bewegt hat.“ Dass das Bäderkonzept nun nicht nur den Stimmen der SPD-Mehrheitsfraktion, sondern fraktionsübergreifend befürwortet wird, nennt der OB ein „durchaus bemerkenswertes Zeichen für die Handlungs- und Konsensfähigkeit kommunaler Politik und Verwaltung“.

Erinnerungen an den Vorschlag Caubstraße

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski.
Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski. © Olaf Ziegler

Baranowski erinnerte an die Debatten der vergangenen Monate und Jahre, die teils „von Schärfe und Heftigkeit geprägt waren“. Insbesondere ging er auf zwischenzeitliche Vorwürfe ein, das Ergebnis der Bäderdebatte stünde längst fest. Stichwort: Caubstraße. Lange präferierte die SPD diesen Standort für einen großen Neubau, der am Ende wohl das Aus für zwei andere Bäder und damit die Reduzierung auf fünf Bäder im Stadtgebiet bedeutet hätte.

„Viele Bürger haben uns vom Standort Caubstraße abgeraten“, erläuterte Lukas Günther für die SPD-Fraktion. „Und wir als SPD haben uns ergebnisoffen gezeigt.“

Lobende Worte für die SPD von den Grünen

Bei aller Harmonie, die aufgrund der absehbar breiten Zustimmung herrschte, konnte sich keine Fraktion Seitenhiebe verkneifen. „Es ist für uns schon abenteuerlich, wenn Fraktionen in diesem Stadtrat plötzlich eine ernstzunehmende Schwimmbäder-Diskussion führen und dabei die Finanzen vorerst komplett ausklammern wollen“, sagte Günther Richtung CDU. Wobei auch er im Laufe seiner weiteren Rede schließlich zugab: „Mir und meiner Generation nützt es eines Tages überhaupt nichts, wenn wir zwar einen ausgeglichenen Haushalt vererbt bekommen, dafür aber die Schulen kaputt und die Straßen marode sind.“

Auch Burkhard Wüllscheidt nahm in seiner Rede für die Grünen die Caubstraße noch einmal auf, nannte sie eine „Verirrung“. Doch er fand auch lobende Worte für die SPD: „Ich scheue mich nicht davor, insbesondere der SPD unseren Respekt auszudrücken. Denn die SPD musste sich am meisten bewegen und sie hat sich am meisten bewegt.“

Die Linke: „Kein großer Wurf“

Über den dadurch erreichten Konsens freute sich auch Christina Totzeck (CDU) – „und das nicht nur, weil wir unseren Kopf durchgesetzt haben, sondern weil es diesen Konsens überhaupt gibt“.

Auch die Linke stimmte der Beschlussvorlage zu – „wenn auch mit Bauchschmerzen“, wie Martin Gatzemeier sagte. „Das ist kein großer Wurf, das ist ein Minimal-Konsens.“ Sein Eindruck: Die Einigung gebe es nur, um das Thema aus dem nächsten Kommunalwahlkampf herauszuhalten. Interessanter Randaspekt: Sichtbar zustimmendes Kopfnicken gab es bei diesem Einwand ausgerechnet von Martin Jansen (AfD).

Offen ist der Standort für das Bad im Stadtsüden

Monika Gärtner-Engel (AUF) fand zustimmende Worte: „Das ist eine der erfreulichsten Ratssitzungen, an die ich mich erinnern kann. Ich weiß nicht, was daran ein Minimal-Konsens sein soll.“

Einzig offen ist nun nur noch die Frage des Standortes für das neue Bad im Stadtsüden. „Auch unsere Tendenz geht klar in Richtung des alten Polizeipräsidiums“, so Lukas Günther. Damit würde es faktisch beim Standort des jetzigen Zentralbads bleiben. „Wir wissen aber auch um die Nöte des Revierparks Nienhausen. Sollte es Verwaltung gelingen, einen langfristigen Bestandsschutz des Revierparks dadurch herbeizuführen, indem wir dort ein Hallenbad errichten, sind wir zumindest bereit, die heutige Entscheidung zu überdenken.“

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