Gelsenkirchen-Buer. . Die Pfarrei St. Urbanus, in der sieben Gemeinden vereint sind, will an fünf Standorten Kirchen schließen, um sich finanziell abzusichern.
- Um sich finanziell abzusichern, will die Pfarrei St. Urbanus zunächst fünf Kirchen schließen
- Dies sieht ein Konzept vor, das Arbeitskreise im Zuge des Pfarreientwicklungs-Prozesses erarbeiteten
- Ende Februar soll es beschlossen und dann dem Bischof in Essen vorgelegt werden
Die letzte Umstrukturierung mit ihren Gemeinde-Fusionen und Kirchenschließungen im Jahr 2007 hat St. Urbanus noch immer nicht ganz verdaut, da stehen dieser mit 34 000 Gläubigen größten deutschen Pfarrei erneut massive Veränderungen ins Haus: Unter dem Titel „Pfarrei-Entwicklungs-Prozess“ war sie – wie alle anderen im Bistum Essen – aufgerufen, ein seelsorgliches und wirtschaftliches Konzept zu erarbeiten, das sie fit machen soll für die Zukunft. Nun steht fest: Um die Pfarrei finanziell abzusichern, werden zunächst fünf Gotteshäuser geschlossen.
„Das ist bitter, keine Frage. Aber uns obliegt die Notwendigkeit zu handeln. Bislang hat immer das Bistum einen Großteil der Kosten von Gebäude-Reparaturen übernommen. Ab 2018 ist damit Schluss. Dann müssen die Pfarreien für jede Immobilie aus ihrem Haushalt eine jährliche Rücklage zwischen 23 000 und 51 000 Euro bilden“, machte Propst Markus Pottbäcker bei der Vorstellung des „Zwischenstands“ klar, der am Sonntag in den Gottesdiensten aller sieben Gemeinden verlesen worden war.
Genaue Schließungstermine sind noch unklar
Geschlossen werden demnach St. Konrad (Middelich, Filialkirche von St. Mariä Himmelfahrt), St. Ida (Resser Mark, Filialkirche von St. Barbara), St. Suitbert (Berger Feld), Heilig Geist (Schaffrath, Filialkirche von St. Ludgerus) und St. Josef (Scholven). Die konkreten Termine sind – bis auf das Aus der St.-Josef-Kirche Pfingsten 2018 – noch unklar. Als „unentbehrlich für die Seelsorge“ gelten demgegenüber St. Urbanus (Buer), St. Barbara (Erle), St. Michael (Hassel) und Herz-Jesu (Resse). Die Standorte St. Mariä Himmelfahrt und St. Ludgerus (beide Buer) sind nur bis 2025 gesichert und sollen danach auf den Prüfstand.
„Mit diesem Konzept wird es uns gelingen, die Vorgaben des Bistums zu erfüllen, bis 2030 insgesamt 30 Prozent der Kosten gegenüber 2015 einzusparen“, ist sich Pottbäcker sicher. Entwickelt haben es in den vergangenen zweieinhalb Jahren drei Arbeitsgruppen, in denen Vertreter des Pfarrgemeinderates, des Kirchenvorstands sowie des Pastoralteams vertreten waren. Für eine breitere Beteiligung von Gläubigen sei die Pfarrei zu groß, so der Propst. Die Rückmeldungen bei einer Fragebogenaktion zur Zukunft seien zudem minimal gewesen. „Auch fehlte bis September eine verlässliche Datenbasis, weil das Bistum uns die Zahlen zu den Kosten von Gebäuden und Personal erst so spät geliefert hat.“
Auch Schülercafé in Buer soll aufgegeben werden
Mit St. Ida wird nicht nur eine katholische Kirche, sondern auch das ökumenische Zentrum aufgegeben, das von der Evangelischen Christus-Kirchengemeinde Buer seit Jahren als Gotteshaus mitgenutzt wird. „Den Vertrag haben wir bis Ende 2018 gekündigt. Damit wollen wir aber nicht aus der Ökumene aussteigen, sondern sie gerne an einem anderen Standort fortführen“, so Pottbäcker. Die evangelischen Kollegen seien frühzeitig informiert worden.
Geschlossen wird überdies das Schülercafé im St.-Mariä-Himmelfahrt-Gemeindezentrum. „Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, dass die Oberstufenschüler von AvD, MPG und Berufskolleg die pastoralen Angebote nicht nutzen“, bedauerte Kaplan Marius Schmitz.
Entlassungen sollen mit den Gebäude-Schließungen nicht verbunden sein. So ist geplant, überzähliges Hausmeister- oder Reinigungspersonal pfarreiweit einzusetzen und frei werdende Stellen eventuell nicht mehr zu besetzen.
>> Gemeinden sollen Schwerpunkte bilden
Das pastorale Konzept sieht vor, künftig besondere Schwerpunkte an verschiedenen Standorten zu bilden. „In ökumenischer Zusammenarbeit könnte in der Innenstadt von Buer etwa ein citypastoraler Schwerpunkt entstehen, um Menschen auf einfachem Weg mit dem christlichen Glauben in Kontakt zu bringen“, so Kaplan Marius Schmitz.
In Scholven und Hassel soll demgegenüber der sozial-caritative Schwerpunkt weiter ausgebaut werden. Die Gründung und Begleitung neuer christlicher Gemeinschaften ist in Erle geplant, wo ja bereits eine solche Gruppierung entstanden ist. Das jugendpastorale Zentrum „Juhu“ der Pfarreien St. Urbanus und St. Hippolytus, bisher angesiedelt in St. Ludgerus, soll weiterhin geeignete Räume behalten. Ob am bisherigen Standort, ist offen. Die Seelsorge in den Schulen wird, so der Plan, weiterentwickelt. Das gilt auch für familienpastorale Angebote an Eltern und Kinder; der Standort für ein solches Zentrum ist noch unklar.
Laut Propst Pottbäcker sind „diese pastoralen Herausforderungen entscheidend. Wichtig ist die Frage, inwiefern Immobilien uns dazu dienen, das Evangelium glaubwürdig zu verkünden.“ In Gemeindegrenzen zu denken, entspreche nicht mehr dem heutigem Lebensgefühl.