Horst. . Der Chefarzt der Geriatrie am St. Josef Hospital in Horst gibt Tipps für einen guten Umgang mit Freunden oder Angehörigen mit Demenz.
Bei Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, geht es weniger ums Gedächtnistraining als vielmehr um ein gutes Miteinander. Darüber sprach WAZ-Redakteurin Sibylle Raudies mit Dr. Andreas Reingräber, dem Chefarzt der Klinik für Geriatrie am St. Josef-Hospital in Horst.
1 Was sollte man im Umgang mit einem dementen Menschen unbedingt vermeiden?
Für demente Menschen ist eine Konstanz der sie umgebenden Umwelt extrem wichtig und Sicherheit vermittelnd. Dies betrifft natürlich in erster Linie die Kontaktpersonen, aber auch das Lebensumfeld, den Tag-/Nacht-Rhythmus, die Lichtsituation und Geräuschkulisse und vieles mehr.
Bereits wohlgemeinte Ausflüge können diese Menschen überfordern, man sollte daher gut beobachten, was den Betroffenen gut tut und was sie verunsichert.
Ferner sollte man unbedingt belehrende oder abwertende Äußerungen bezüglich der Aussagen oder des Verhaltens Dementer unterlassen.
2 Wie kann ich die Stimmung des dementen Patienten verbessern?
Zuallererst durch meine eigene Stimmung: Demente sind emotional auch in fortgeschrittenen Stadien zum einen erreichbar und zum anderen verletzlich! Somit werden echte Empathie und Freude genauso wahrgenommen wie Ablehnung oder besserwissende Belehrung. Beschäftigungen, die für den Dementen lebensbegleitend positiv besetzt waren, bleiben häufig sehr lange erhalten (z.B. ein Instrument zu spielen, zu singen, …) und werden auch weiterhin als Lebensfreude wahrgenommen.
3 Wie kann ich es mir auch selbst leichter machen als Angehöriger oder Freund im Umgang mit einem dementen Menschen?
Absolut wichtig ist der offene Austausch über Gefühle und Probleme im Familien- und Freundeskreis. Viele pflegende Angehörige isolieren sich und sind dann selbst aufgrund der Belastung unter anderem durch Depressionen bedroht. Sehr hilfreich ist hier die Inanspruchnahme von Selbsthilfegruppen zum Thema Demenz, wie sie zum Beispiel von den Alzheimergesellschaften angeboten werden. Auch entlastende Dienste im ambulanten Bereich, Tagespflegen und Ähnliches können pflegenden Angehörigen helfen, ihre eigenen Kräfte nicht zu überfordern.