Gelsenkirchen. . Für die Gäste im Musiktheater im Revier gibt es ein Kostproben-Feuerwerk von Oper bis Ballett, für zwei Sopranistinnen und den Opernchor Preise.

Als das ganze Opernhaus Sonntag „Happy Birthday“ anstimmt, flossen bei Noriko Ogawa-Yatake Freudentränen. Die japanische Opernsängerin, die seit 32 Jahren das Gesicht des Musiktheaters im Revier maßgeblich mitprägt, erhielt am Sonntagabend den 21. Gelsenkirchener Theaterpreis.

Die Auszeichnung, gestiftet von der Sparkasse Gelsenkirchen als Würdigung außerordentlicher künstlerischer Leistungen von überregionaler Ausstrahlung, ist mit insgesamt 9000 Euro dotiert. Jury-Mitglied Klaus Hermandung nannte in seiner Laudatio Noriko Ogawa-Yatake „eine verlässliche Säule des Ensembles“, die sich um die Qualitätssicherung des Hauses verdient gemacht habe. In der vergangenen Saison habe die Sängerin vor allem in der Rolle der alten Priorin in Poulencs „Dialoge der Karmelitinnen“ überzeugt: „Sie erzeugte Gänsehaut in der überragend gesungenen Sterbeszene.“

Mit perfekten Koloraturen und klarem Klang

Erst seit kurzem auf der Gelsenkirchener Opernbühne zu Hause sorgte die ebenfalls ausgezeichnete Sopranistin Dong Min Lee gleich bei ihrem ersten Auftritt als Olympia in Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ mit klarem Klang und perfekten Koloraturen für einen echten Paukenschlag. Sie erfüllte die großen in sie gesetzten Erwartungen auch in weiteren Rollen in der vergangenen Spielzeit. Hermandung bescheinigte ihr „ansteckende Spielfreude“.

© Michael Korte

Den Preis für den Opernchor nahmen stellvertretend Chordirektor Alexander Eberle, Patricia Palmer und Georg Hansen vom Vorstand entgegen. Die Juroren attestierten der Sangesgemeinschaft eine enorme Entwicklung in den vergangenen Jahren, unvergleichliche Bühnenpräsenz und hohes Einfühlungsvermögen in die Besonderheiten des jeweiligen Werkes. Großer Jubel für alle Preisträger. Sparkassenvorstand Bernhard Lukas hob zudem das Verdienst des Intendanten hervor, die Produktionen der Spielzeit gelungen unter einen Leitgedanken zu vereinen.

Klug-unterhaltsame Moderation von Michael Schulz

Und sonst? Geriet die gut dreieinhalbstündige Gala zu einem glanzvollen, informativen und dank der klug-unterhaltsamen Moderation von MiR-Intendant Michael Schulz zu einem gleichermaßen musikalischen als auch gesellschaftspolitisch relevanten Abend. Der Chef des Hauses erinnerte noch einmal an die vor einer Woche demonstrierenden „Wirrköpfe“, an die große Gegendemo und mahnte: „Aus Geschichten lernen ist Verantwortung.“ Und um den Worten auch musikalisch symbolträchtiges Gewicht zu geben, sang der Opernchor jenseits des geplanten Programms Giuseppes Verdis berühmten Freiheitschor aus „Nabucco“.

Ausschnitte aus Leonard Bernsteins „Mass“

© Michael Korte

Gute alte Bekannte aus dem Ensemble traten ebenso auf wie ganz neue Gesichter. Die Neue Philharmonie Westfalen begleitete zündend das Kostproben-Feuerwerk, mal dirigiert von GMD Rasmus Baumann, mal von den Kapellmeistern Giuliano Betta und Thomas Rimes. Es erklangen unter anderem Ausschnitte aus Leonard Bernsteins „Mass“ (Premiere am 6. Oktober), für die Intendant Schulz ankündigte: „Das Haus wird sich in eine Kathedrale verwandeln und Sie sind die Gemeinde.“ Häppchen aus Georges Bizets „Die Perlenfischer“ mit dem wunderbaren Gasttenor Stefan Cifolelli wurden ebenso serviert wie Stücke aus Tschaikowskys „Eugen Onegin“.

Das Ballett im Revier startete mit einer spritzigen Choreografie aus „Mass“ in die neue Spielzeit. In einer Gesprächsrunde mit Michael Schulz machte Ballettchefin Bridget Breiner zudem Lust auf die neue Saison, die leider ihre letzte am MiR sein wird.

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Die Jury des Theaterpreises setzte sich zusammen aus: Bernd Aulich, Anke Demirsoy, Rudolf Heib, Heinz-Albert Heindrichs, Klaus Hermandung, Elisabeth Höving und Bernd J. Kaiser.

Wer nach der Gala Lust auf das Programm bekommen hat: Karten und Infos gibt es unter Tel. 0209 4097 200 oder unter www.musiktheater-im-revier.de