Gelsenkirchen. . Zum Warntag am 6. September heulen 19 Sirenen in Gelsenkirchen auf. Auch die Warn-App Nina wird getestet. Der Probe-Alarm beginnt um 10 Uhr.
Ohne Frage, am Donnerstag, 6. September, bekommen die Gelsenkirchener um 10 Uhr voll was auf die Ohren. Es wird laut und schrill, zeitgleich werden stadtweit und landesweit die Sirenen aufheulen. In Gelsenkirchen sind es derer 19 an der Zahl. Künftig werden es 45 sein, die zweimal jährlich – jeweils am ersten Donnerstag im September und März – einem Probelauf unterzogen werden.
Warum, das erklärt Elvira Abel von der Gelsenkirchener Feuerwehr, sie ist die Teamleiterin für den Bevölkerungsschutz: „Wenn es darum geht, Bürger auf Unwetter oder Überschwemmungen, Großbrände oder andere Risiken schnell und flächendeckend hinzuweisen, so ist das am besten über Sirenen möglich.“
Comeback der Sirenen
Im Zeitalter der scheinbar allgegenwärtigen Smartphones setzt man in Sachen Bevölkerungsschutz neben den Sirenen stark auf die Warn-App Nina, die Notfall Informations- und Nachrichten App des Bundes. Wer sie auf dem Smartphone hat, erhält standortbezogene Warnmeldungen, es wird beispielsweise auf das Ausbreiten von Gefahrstoffen – etwa giftiger Gase –, auf Großbrände oder drohende Hochwasser hingewiesen.
Ebenfalls hilfreich sind die in der App hinterlegten Tipps zum Verhalten in Notlagen sowie Checklisten für den Notvorrat und die Hausapotheke. „Am Warntag wird über Nina eine Meldung verschickt, das System wird getestet“, kündigt Abel an.
Weckeffekt durch den Alarm
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Doch das Comeback der Sirenen liegt auch darin begründet, dass nicht jeder Bürger mit dem multimedialen Fortschritt mithält. Sprich: Die App kennen und benutzen nicht alle. Und selbst Lautsprecher-, TV- oder Rundfunkdurchsagen garantieren keine umfassende Information aller. Insofern wird das Relikt des Kalten Krieges jetzt wieder belebt. Elvira Abel: „Wer tagsüber eine Sirene hört oder nachts von ihr aus dem Schlaf gerissen wird, dem soll wieder klar sein: Es droht eine Gefahr, das Warnsignal liefert mir einen ersten Hinweis, ich sollte mich aber sehr zeitnah in Internet oder Radio weiter informieren.“
Dazu gehört auch, Gebäude und Wohnungen aufzusuchen, Fenster und Türen zu schließen, Nachbarn zu informieren sowie Kindern und hilfsbedürftigen Menschen zur Seite zu stehen und im Notfall die Rufnummern 110 oder 112 von Polizei und Feuerwehr zu wählen. Denn: Eine 100-prozentige Erreichbarkeit aller Bürger wird es nicht geben, etwa im Falle eines tauben Menschen.
Probealarm ist dreigeteilt
Der lautstarke Probealarm am 6. September ist dreiteilig. Teil eins und drei bestehen aus einem einminütigen Dauerton, Teil zwei aus einem Heulton, der eine Minute an- und abschwillt. „Der Heulton bedeutet Warnung, der Dauerton Entwarnung“, erklärt Elvira Abel.
Sie erwartet beim ersten Test wichtige Rückschlüsse darüber, wie flächendeckend die in Gelsenkirchen wieder vorhandenen Sirenen tatsächlich zu hören sind und ob die Technik, die aus der Leitstelle bedient wird, wie gewünscht allerorten funktioniert.
>> Hochleistungsmelder mit Horn
- Ältere Menschen werden sie noch kennen, die tellerförmigen Sirenen auf den Dächern. Bei den alten Modellen handelte es sich um mechanische beziehungsweise motorgetriebene Geräte, pneumatische Varianten gibt es auch. Die Altgeräte werden heute durch elektronische Hochleistungssirenen ersetzt.
- Das bis Mitte der 1990er-Jahre bundesweite Sirenennetz wurde nach dem Ende des „Kalten Krieges“ abgebaut. Ursprünglich sollte es die Bevölkerung vor möglichen Luftangriffen warnen.
- Pro Gerät entstehen Kosten in Höhe von etwa 10 000 Euro. Die neuen Sirenen mit ihrem charakteristischen Horn wurden so ausgelegt, dass ein Schalldruckpegel von circa 71Dezibel an Fassade respektive Doppelverglasung erreicht wird. Zum Vergleich: eine Unterhaltung, ein Einzelgespräch kommt auf 60 dB, ein Presslufthammer auf 100 dB, ein startender Düsenjet in 100 Metern Entfernung auf 125 dB.