Düsseldorf. Beim Warntag heulen um 10 Uhr in NRW die Sirenen zur Probe. Auch die Warn-App NINA wird ausgelöst. Wir erklären, was die Städte planen.

Die Feuerwehren in NRW lassen die Sirenen heulen. Das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen hat zum ersten Mal zum landesweiten Warntag aufgerufen. Ziel der Aktion in allen NRW-Kommunen ist es, die Bürger im Ernstfall zu informieren und diese für die Warnsignale zu sensibilisieren.

Ob schwere Unwetter, Großbrände oder giftige Wolken bei Chemienunfällen. Unterschiedliche Ereignisse der vergangenen Jahre haben nach Einschätzung des Innenministeriums gezeigt, dass sich die Menschen oftmals nicht ausreichend gewarnt und informiert fühlten. Und wenn die Feuerwehr-Leitstellen bei solchen Großschadenslagen die Sirenen in den Städten ausgelöst haben, wussten viele Menschen nicht mehr, was die Alarmtöne eigentlich zu bedeuten haben.

Das kann Volker Jodwirschat, Brandamtsrat der Feuerwehr Gelsenkirchen, bestätigen: "Mein Sohn ist 23 und kennt den Sirenenton nicht. Wenn man nicht gerade auf dem Land wohnt, wo die Freiwilligen Feuerwehren noch über Sirenen alarmiert werden, hört man den Alarm selten." Viele Menschen seien seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr mit Sirenen konfrontiert worden, fügt Mike Filzen, Pressesprecher der Essener Feuerwehr hinzu.

Beim NRW-Warntag heulen ab 10 Uhr die Sirenen

Ab zehn Uhr werden am Donnerstag in vielen NRW-Städten die Probealarme ausgelöst und verschiedene Sirenenklänge demonstriert (siehe Grafik). Zu hören seien wird zunächst der einminütige Dauerton. Er erklingt bei Entwarnung. UIm Anschluss ist der an- und abschwellende Heulton zu hören. Das bedeutet Gefahr. "Im Ernstfall sollten die Bürger dann den Fernseher oder Radio anschalten und dort auf weitere Hinweise warten", sagt Mike Filzen. Bei einem Probealarm wird zum Schluss noch einmal der Dauerton (Entwarnung) gesendet. Zu hören sind die Signale auch in unserem Video in diesem Artikel.

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. © Unbekannt | funkegrafik nrw

In Essen bleibt es am Warntag übrigens still. In der Stadt gibt es keine Sirenen. Noch nicht, muss man sagen. Die alten Heuler wurden nach dem Kalten Krieg abgebaut und gegen ein stilles Meldesystem für die Feuerwehrleute ersetzt. "Allerdings halte ich die Sirenen für ein probates Mittel, um möglichst viele Menschen zu erreichen", erklärt Filzen, "denn die Sirenen sind nichts anderes als ein großer Wecker, der die Menschen aufmerksam machen soll."

App NINA warnt die Bürger mit Nachricht auf das Smartphone

Warnen kann die Essener Feuerwehr die Menschen aktuell aber trotzdem: mit der App "Nina". Über die Notfall-Informations- und Nachrichten-App (NINA) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutzes werden Warnmeldungen direkt auf das Smartphone geschickt. Bei Nina trudeln ganz unterschiedliche Gefahrenmeldungen ein. Ob es ein Großbrand in der Nachbarschaft ist oder eine Gefahrenstoffausbreitung in Gelsenkirchen oder Mülheim.

Außerdem gibt es auch Wetterwarnungen und Informationen zu Hochwasser über die App. Die Meldungen können entweder von Feuerwehr- und Rettungsleitstellen der einzelnen Städte ins System gespeist oder sie kommen gebündelt vom Bund oder dem Land. Das ist am Donnerstag der Fall, wenn eine landesweite Probemeldung für den NRW-Warntag über NINA verschickt wird.

Sind die Sirenen zu hören gewesen? Bürger sollen Rückmeldungen geben

Auch in Duisburg gibt es eine Warnung aufs Handy. Doch nicht nur das: In der Stadt erklingen außerdem die Sirenen. Die Bürger sollen dabei genau hinhören. Im Anschluss an den Alarm hat die Stadt die Einwohner aufgerufen an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Sie soll Aufschluss darüber geben, wie gut der Alarm an verschiedenen Stellen zu hören war. Auch das städtische Callcenter nimmt Rückmeldungen unter der Rufnummer 0203/283-2000 entgegen. Bis 16 Uhr können Bürger am Warntag an der Umfrage teilnehmen.

Die Rückmeldungen werden am Anschluss von einem Programm in Punkte umgewandelt und auf die Stadtkarte verteilt. "Grüne Punkten bedeuten, dass die Sirene an diese Stelle gut zu hören war. Bei roten Punkten ist es weniger gut", erklärt Oliver Klostermann, Leiter des Krisenmanagements und des Bevölkerungsschutzes der Duisburger Feuerwehr. Ergänzt werden diese subjektiven Punkte mit objektiven Messwerten. Sollte an einer Stelle beides übereinstimmen, wird gehandelt und eine neue Sirene dort gebaut. "Eine dieser neuen Sirenen wird am Donnerstag zum ersten Mal in Betrieb genommen. Sie steht am Steinenkamp in Duisburg-Meiderich", sagt Klostermann. 75 Sirenen gibt es in Duisburg ingsgesamt und sie alle sind schon Ernstfall erprobt. Beim Orkan "Friederike" im Januar liefen sie zum Beispiel alle.

In Gelsenkirchen wird das System stetig aufgebaut

Solche Rückmeldungen bekommt auch die Feuerwehr Gelsenkirchen über die Sozialen Medien. Eine Umfrage auf der Internetseite gibt es nicht. Überall in der Stadt werden die Gelsenkirchener die Sirenen jedoch nicht hören können. Wie in vielen anderen Ruhrgebietsstädten auch, befindet sich das Sirenensystem im Aufbau. "Viele Städte haben in den 90er-Jahren damit angefangen. Wir haben im Norden der Stadt begonnen, weil dort viel Chemie angesiedelt ist", erklärt Volker Jodwirschat, Brandamtsrat der Feuerwehr Gelsenkirchen. Sirenen dienen nämlich vor allem der Warnung vor größeren Gefahren wie einem Großbrand oder einer Giftgaswolke.

Der NRW-Warntag soll künftig zweimal im Jahr stattfinden

Der landesweite Warntag soll laut Ministerium zwei Mal im Jahr stattfinden. Jeweils am ersten Donnerstag im März und im September. Bis zum März 2019 könnte auch in Essen das Sirenenkonzert stattfinden. Im Herbst/Winter dieses Jahres sollen die ersten Lautsprecher im Stadtgebiet montiert werden. Zu hören sein werden sie aber zunächst nur im Essener Norden, weil dort die vermeintlich störanfälligsten Industrieanlagen angesiedelt sind.

"Bevor die Sirenen abgebaut wurden, gab es rund 50. Nun soll auf circa 80 aufgestockt werden. Viele Gebäude sind so schalldicht gebaut, dass sie kaum noch Geräusche durchlassen. Es ist nötig aufzustocken", erklärt Mike Filzen.

So beteiligen sich die Städte und Kreise am NRW-Warntag (alphabetisch sortiert):

  • Bochum: Die Feuerwehr Bochum wird mit den Warnfahrzeugen in der Innenstadt stehen. Ein flächendeckendes Sirenennetz ist noch in der Planung.
  • Dortmund: Um 10 Uhr löst die Leitstelle der Feuerwehr einen Probealarm die Sirene auf dem Ausbildungszentrum in Eving aus. Seit 2018 werden wieder Sirenen im Stadtgebiet Dortmund aufgebaut. Außerdem wird die Stadt auf ihrer Facebookseite und dem Twitterkanal über den Beginn und das Ende des Probealarms berichten.
  • Duisburg: Hier werden die 75 elektrischen Hochleistungssirenen heulen. Hotline 0203/283-2000 (bis 16 Uhr)
  • Düsseldorf: Hinweise und Rückfragen an Gefahrentelefon unter 0211-3889889 (9.45-11 Uhr). Rückmeldungen, ob die Sirenen zu hören waren, nimmt die Feuerwehr auch auf ihren Facebook- und Twitter-Seiten entgegen.
  • Ennepe-Ruhr-Kreis: Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen, Herdecke, Schwelm, Sprockhövel und Wetter/Ruhr. In Witten wurden vor Jahren alle Sirenen abgebaut, in Kürze soll das System wieder aufgebaut werden.
  • Gelsenkirchen: In Gelsenkirchen werden die aktuell 19 Sirenen heulen, das System soll auf insgesamt 45 erweitert werden. Karte der Sirenenstandorte in Gelsenkirchen
  • Hagen: Auch in Hagen heulen ab 10 Uhr am Donnerstag die Sirenen. Abweichend von einem Flyer, der an vielen Orten im Stadtgebiet ausliegt, wird die Leitstelle der Stadt Hagen gegen 10 Uhr den Warnton "Warnung bei Gefahren", gefolgt von dem Sirenensignal zur Entwarnung, auslösen. Auf die Auslösung der Tonart "Probealarm" wird aus technischen Gründen verzichtet.
  • Hochsauerlandkreis: Die Sirenen in den Kommunen werden derzeit mit neuer Empfangs- und Steuerungstechnik ausgestattet. Künftig können nicht nur die örtlichen Feuerwehren, sondern auch die Bürger bei Großschadenslagen alarmiert werden. Alle Kommunen nehmen beim landesweiten Warntag teil.
  • Kreis Kleve: alle Kommunen, die auch monatliche Probealarme haben. Ferner werden in Geldern, Issum und Straelen mobile Sirenen oder Lautsprecherfahrzeuge zur Warnung der Bevölkerung getestet.
  • Kreis Mettmann: Es beteiligen sich die Städte Haan, Heiligenhaus, Langenfeld, Mettmann, Monheim und Velbert. In Erkrath wird außerdem das Kreiskonzept zur Warnung über Lautsprecherdurchsagen im Stadtgebiet erprobt. In den übrigen kreisangehörigen Städten gibt es noch keine funktionierenden Sirenen. Im Kreis Mettmann sollen das Sirenennetz modernisiert und bestehende Lücken geschlossen werden
  • Kreis Olpe: Ab zehn Uhr ist im Kreis Olpe in allen Kommunen der Probealarm zu hören.
  • Kreis Recklinghausen: Neun von zehn Städten im Kreis Recklinghausen beteiligen sich am Warntag. In Gladbeck sind außerdem mobile Warnfahrzeuge im Einsatz. Karte der Sirenenstandorte im Kreis Recklinghausen
  • Kreis Siegen-Wittgenstein: Im Kreisgebiet sind knapp 5000 Einsatzkräfte ehren- und hauptamtlich für die Sicherheit der Bürger im Einsatz. Meist passiere dies unbemerkt. Zum Warntag ziehen aber auch hier die Sirenen die Aufmerksamkeit auf sich.
  • Kreis Soest: Im Kreis Soest beteiligen sich von den 14 Kommunen die, die Sirenen haben und die diese auf den neusten technischen Stand bringen konnten. Lippstadt bleibt in jedem Fall stumm. Die Stadt hat keine Sirenen. Im Einsatz ist zudem eine mobile Sirene.
  • Kreis Unna: Um 10 Uhr werden in der Rettungsleitstelle Kreis Unna mit einem Knopfdruck alle 140 Sirenen im Kreis ausgelöst. Nicht dabei ist die Stadt Lünen, die die Luftschutzsirenen vom Bund nicht übernommen hat. Sie wurden abgebaut. Die meisten befinden sich in Kamen und Schwerte (jeweils 21, Holzwickede ist mit immerhin noch zwei Sirenen dabei.
  • Kreis Wesel: alle Kommunen beteiligen sich, Hotline, 0800-1204000 (9.30-13 Uhr).
  • Märkischer Kreis: Beim sogenannten "Anheulen" schaltet die Kreisleitstelle 140 Sirenen ein. Am landesweiten Warntag wird im Märkischen Kreis flächendeckend nur der Ton „Entwarnung“ zu hören sein.