Gelsenkirchen. . 350 Brücken gibt es in Gelsenkirchen. Sie werden von Straßen.NRW, Stadt und Deutsche Bahn AG kontrolliert. Gründlich und regelmäßig, heißt es.

Brücken sind die Achillesfersen des Straßenverkehrs. Was Gelsenkirchener seit Jahresbeginn dank Erneuerung der Hafenmundbrücke an der Uferstraße spüren. Auch auf den Autobahnen gibt es zahlreiche Verkehrsbehinderungen durch Brückenbaustellen. Nicht nur in Leverkusen, wo Lkw seit geraumer Zeit Umwege fahren müssen, sondern auch an der A42, die seit Jahren laufend Schritt für Schritt saniert wird. Aktuell gibt es in Höhe der Ausfahrt Heßler an der A42 Einschränkungen wegen Brückenschäden. Dennoch sind regelmäßige Sanierungen lebensnotwendig, wie die Katastrophe in Genua zeigt.

Alle sechs Jahre eine Hauptprüfung

350 Brücken gibt es insgesamt in Gelsenkirchen, die von verschiedenen Trägern gewartet werden. Die meisten davon sind in Obhut von Straßen.NRW. Die Überprüfung läuft hier nach einem festen Schema nach DIN 1076: Alle sechs Jahre wird eine umfassende Hauptprüfung durchgeführt mit Spezialgeräten, drei Jahre später folgt eine sogenannte „einfache Prüfung“ durch eine Straßen.NRW-Niederlassung. In den Jahren ohne Prüfung führt die jeweils zuständige Autobahn- oder Straßenmeisterei eine Besichtigung durch. Zusätzlich gibt es zweimal im Jahr eine systematische Beobachtung durch die Straßenwärter der zuständigen Meisterei, so die Auskunft von Straßen.NRW. Nach schweren Verkehrsunfällen oder Hochwasser gibt es Sonderprüfungen, die aber keine Hauptprüfung ersetzen.

Jeder Schaden wird dokumentiert

Jeder Schaden oder Mangel wird laut Straßen.NRW im „Brückenbuch“ elektronisch nach einem bundeseinheitlichen Verfahren dokumentiert. Das Brückenbuch mit den wichtigsten Daten über Konstruktion, Schäden und deren Instandsetzung wird beim Bau der Brücke angelegt und begleitet sie bis zu seinem Nutzungsende.

Die festgestellten Schäden würden baldmöglichst beseitigt, beteuern die Betreiber. Im Schnitt werde jede Brücke etwa alle 25 bis 30 Jahre von Grund auf saniert.

Verschleißteile sind vor allem die Übergänge

Am 12. April wurde die alte Hafenmundbrücke an der Uferstraße abgetragen.
Am 12. April wurde die alte Hafenmundbrücke an der Uferstraße abgetragen. © Olaf Ziegler

Besonders kurzlebig sind die „Verschleißteile“ einer Brücke: die Fahrbahnbeläge, die Brückenlager und die Fahrbahnübergänge, also die Verbindungsglieder zwischen der Brücke und der anschließenden Straße. Diese besonders beanspruchten Bestandteile an einer hochbelasteten Autobahnbrücke müssen im Laufe einer Nutzung mehrfach ausgetauscht werden.

In relativ schlechtem Zustand ist laut Straßen.NRW derzeit die Brücke am Ostring über die Gleise unter der L502. Sie sei aber durch Stützen gesichert, bilde daher keine akute Gefahr.

Deutsche Bahn betreibt 101 Brücken

Nahe den Kugelgasbehältern von Rolf Glasmeier steht die Kanalbrücke, die saniert werden soll. Wie das geschehen soll, damit wird sich die Politik im Herbst befassen.
Nahe den Kugelgasbehältern von Rolf Glasmeier steht die Kanalbrücke, die saniert werden soll. Wie das geschehen soll, damit wird sich die Politik im Herbst befassen. © Hans Blossey

67 Brücken warten die Brückeningenieure der Stadt Gelsenkirchen nach ähnlichen Regeln wie Straßen.NRW, 18 weitere werden von Stadt und verschiedenen Trägern betreut. Handlungsbedarf gibt es laut Stadtsprecher Martin Schulmann in naher Zukunft nur bei der schmalen Kanalbrücke an der Üchtingstraße/Adenauerallee. Die Ingenieurkammer NRW bemängelt in einer aktuellen allgemeinen Stellungnahme allerdings, dass in NRW Prüfung und Sanierung im kommunalen Bereich oft nicht allein von der technischen Beurteilung, sondern auch von der finanziellen Lage der Kommune abhänge, da der Prüfungsturnus nicht gesetzlich verpflichtend, sondern nur empfohlen sei.

Die Deutsche Bahn AG (DB) betreibt 101 Brücken in Gelsenkirchen. Genaueres zu Prüfrhythmen und -methoden nennt die DB nicht. Auf Anfrage der WAZ heißt es, man prüfe „regelmäßig“ und investiere umfassend in Erhalt und Sanierung“. In Gelsenkirchen werden in diesem Jahr zwei Eisenbahnbrücken saniert, und zwar an der Küppersbuschstraße sowie an der Rotthauser Straße. Sie werden komplett ausgetauscht, weil sie „ihre Nutzungsdauer erreicht“ haben. Je Brücke veranschlagt die DB drei Millionen Euro Baukosten. Die Arbeiten werden voraussichtlich zwischen dem 24. und 29. Oktober ausgeführt.

>>>Info: Verkehr zu schwer für die Hafenmundbrücke

Im April 2018 wurde die alte, 260 Tonnen schwere Hafenmundbrücke an der Uferstraße abtransportiert. 20 000 Autos überquerten sie täglich, davon ein Viertel Lkw. Die Brücke aus dem Jahr 1950 mit Brückenlagern von 1914 konnte diese Last nicht mehr tragen.

Die neue Brücke soll im Frühjahr 2019 eingeweiht werden können.