Gelsenkirchen. . Die Sängerin Lary wurde in Gelsenkirchen geboren. Im WAZ-Sommergespräch verrät sie, was sie heute mit ihrer Kindheit im Pott verbindet.
Lary lebt mittlerweile in Berlin, geboren und aufgewachsen ist die Sängerin, mit bürgerlichem Namen Larissa Sirah Herden, allerdings in Gelsenkirchen. So sehr sich die Städte unterscheiden, so gegensätzlich beschreibt sich auch die Musikerin selbst. Mal feuert sie den Fußballclub Schalke 04 aus Eckkneipen an, ein anderes Mal geht sie im Cocktailkleid auf Dinnerpartys.
Mal braucht sie Menschen um sich herum, mal will sie einfach Ruhe. Die verschiedenen Facetten ihrer Persönlichkeit, ihres Lebens und ihres Handelns spiegeln sich auch auf dem aktuellen Album „hart fragil“ wider. Pop trifft auf Poetik, Soul auf Selbstwahrnehmung und Sinnsuche, Lebenslust auf Leid und Liebe. In deutscher Sprache singt sie über das, was in ihr vorgeht.
WAZ-Mitarbeiterin Maria Eckardt sprach mit der 32-Jährigen, die mit dem Song „So wie du bist“ zusammen mit MoTrip auf Platz 3 der Charts stieg, 2015 beim Bundesvision Song Contest antrat und bereits mit den Fantastischen Vier auf Stadiontour unterwegs war.
Wo hast du in Gelsenkirchen gelebt und welche Schule hast du besucht?
Direkt auf der Bochumer Straße in Ückendorf. Und ich bin zum Gauß Gymnasium gegangen.
Kannst du dich noch an den Musikunterricht dort erinnern?
Ja total. Ich hatte zwei Musiklehrer, die beide cool waren. Mein Musiklehrer in der Oberstufe hat mich immer sehr gefördert.
Offene Art der Menschen
Vermisst du etwas an Gelsenkirchen?
Meine Familie. Die würde ich gerne öfter sehen. Und generell die offene Art der Menschen im Ruhrgebiet. Das erlebt man nirgendwo sonst so.
Wann bist du weggezogen und bist du zwischendurch noch hier?
Direkt nach dem Abitur mit 18. Ich bin aber immer mal wieder da, wenn ich es zeitlich schaffe.
Hast du Lieblingsorte in Gelsenkirchen?
Mittlerweile wohne ich schon so lange nicht mehr in der Stadt. Wenn ich da bin, geht es mir mehr um die Menschen, als um die Orte.
Mit der Musik inneres Chaos ordnen
Du hast auch kurzzeitig in New York gelebt. Hast du da etwas mitgenommen?
Das war höchstens ein Jahr. Man bekommt als Frau und als Künstlerin eine andere Art von Selbstbewusstsein. Mitgenommen habe ich ein besseres Gefühl für mich selbst und für das, was ich schaffen und erreichen möchte.
Was möchtest du mit deinem aktuellen Album sagen?
Eigentlich gar nichts. Ich habe das Album für mich gemacht, um mich selbst zu verstehen und mein inneres Chaos zu ordnen. Das ist eher ein egoistischer Prozess. Wenn ich dabei jemanden inspirieren kann, freut mich das total, aber das ist nicht die eigentliche Intention.
Du hast 2014 bereits das Album „FutureDeutscheWelle“ herausgebracht. Wie unterscheiden sich die beiden Alben?
Ich bin älter geworden und kenne mich besser. Das zweite Album ist mehr am Kern meiner Persönlichkeit dran.
Das Erste spiegelte eher wider, was ich sein wollte und war stilistisch ein Gesamtkunstwerk. Das Zweite ist mehr so, wie es wirklich ist. Ich wollte es einfach so ehrlich wie möglich gestalten. Außerdem ist der Sound handgemachter und differenzierter.
Bilder und Emotionen als Inspirationsquelle
Du schreibst deine Songs selbst. Was inspiriert dich beim Schreiben?
Meistens mein Leben, das Leben von anderen und die Dinge, die ich um mich herum sehe. Oft auch Filme, Bilder, Stimmungen und Emotionen. Manchmal aber auch einfach ein Satz aus einem Buch oder wenn jemand etwas zu mir sagt.
Mit Künstlern wie Curse, Tim Bendzko, Patrice oder mit MoTrip hast du zusammengearbeitet. Mit wem noch würdest du gerne mal Musik machen?
Weiß ich gar nicht so genau. Das ergibt sich und ändert sich immer, je nachdem in welcher Entwicklungsstufe ich selbst gerade bin. Dementsprechend ändern sich auch die Vorbilder.
Kannst du dir auch vorstellen, mit den Gelsenkirchener Rappern Weekend und Pillath etwas zu machen?
Vorstellen kann man sich immer alles, ich mag die Jungs sehr gerne. Aber das, was wir machen, geht schon sehr weit auseinander, deswegen würde ich nicht unbedingt den Grund dafür sehen – weder für die Beiden noch für mich.
Das Wichtigste ist der Auftritt auf der Bühne
Was gefällt dir an deinem Job als Musikerin am besten?
Vor allem die Liveauftritte, die letzte Tour, die Festivals und auch einfach, den Leuten nah zu sein. Das Album und die Texte ergeben erst vollständig Sinn, wenn man den Künstler auf der Bühne sieht. Deswegen ist das für mich immer das Schönste und Wichtigste an dem Job.
Was wünscht du als Schalke-Fan dem Verein für die kommende Saison?
Ich finde, wir haben eine super Saison gespielt und da freue ich mich auf mehr – gerade weil mein Freund Dortmund-Fan ist, war das eine besonders schöne Saison für mich. Besonders, wenn man woanders wohnt, ist Schalke immer ein Stück Heimat. Und Schalke ist immer für eine Überraschung gut. . .
Wie geht es jetzt bei dir weiter?
Es kommt jetzt noch die Single „Sand“ mit MoTrip (Rapper) raus. Und dann kommt noch ‘Jekyll’ ein Song, bei dem ich selbst hinter der Kamera stand und Regie geführt habe. Ansonsten geht’s im November auf Tour und natürlich habe ich schon wieder Lust, Musik zu machen. Gerne würde ich auch ein bisschen reisen.
>> Biografische Stationen
Lary, die sich auch Lary Lou oder Lary Poppins nennt, kam am 20. Juni 1986 als Tochter eines Briten jamaikanischer Abstammung und einer Deutschen in Gelsenkirchen zur Welt.
Nach dem Abitur studierte sie an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität Medien- und Kulturwissenschaften, stieg dann ins Musikgeschäft ein.